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Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition)

Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition)

Titel: Die Tuchhändlerin: Liebesroman aus der Zeit der Weberaufstände (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ivonne Hübner
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es auf ein Brettchen und setzte es dem Mädchen vor.
    „Dafür will ich keinen Dank, dafür hat es die Entlohnung, nicht wahr? Es ist mein Beruf, Aufträge auszuführen!“
    „Wie war’s in der Schule? Was habt ihr heut gelernt?“
    „Fön warf, Fräulein Treumpfiem. ‚Herr Jewu, Licht der Heiden‘, ham wir gewungen.“
    „Nicht mit vollem Mund!“, mahnte die Mutter flüsternd und Sophie schluckte emsig, um zu erzählen, dass sie das ganze Alphabet ohne zu stocken aufsagen konnte: „Guck ...“ Und alle mussten sich das Alphabet anhören.
    Meister Weber schaute mit unverhohlenem Stolz auf Sophie. „Alle unsere Kinder können lesen und schreiben, Fräulein Treuentzien. Alle kennen sich im Alten und Neuen Testament aus und die Jungs können sogar anständig rechnen und zeichnen. Clemens hat es bis zu den Scheibenschützen gebracht. Er ist Oberoffizier!“
    Wie stolz so ein Vater sein konnte! War ihr Vater stolz auf sie? Wenn ja, zeigte er es nicht.
    „Wir brauchen Ihre Hilfe wirklich nicht. Sophie hier wird wie ihre Geschwister von uns unterrichtet, wann immer wir Zeit dafür finden.“
    Sophie war fertig mit Essen. Jetzt drehte sie sich auf der Bank um und nahm aus einem windschiefen Vogelbauer einen fetten Spatz, ein Opfer kindlicher Barmherzigkeit. Irgendwoher zauberte sie einen der kleinen Ringe, die hier überall herumlagen, und der Spatz begann sogleich an dem Gegenstand herumzuzupfen und zu picken. Sophie lächelte. Sie hatte ein so schönes Lächeln, fast so schön wie Caspars Lächeln. Fast. In Luisas Augen hatte Caspar das schönste Lächeln der ganzen Welt, aber er grollte mit ihr, würde wohl so bald nicht für sie lächeln.
    „Bei allem gebührenden Respekt, Meister Weber. Und ich spreche von einem tiefen, ernstzunehmenden Respekt, ohne den ich den Fernheim’schen Auftrag nie in Ihre Hände hätte geben können. Wie viel Zeit bleibt Ihnen, Ihrer Gemahlin und Ihren älteren Kindern denn noch, die jüngeren zu unterrichten, seit sie Leinwand und Damast gleichermaßen herstellen und seit sie wegen jeder Kleinigkeit zur Innungsversammlungen oder ins Kontor von Johann Ehrenfried Liebig zitiert werden? Seit Ihnen Ihre Gesundheit so manches Schnippchen schlug, haben Sie und Ihre Familie alle Hände voll zu tun, um über die Runden zu kommen. Und da schließe ich Herrn Fernheims Auftrag nicht aus.“ Fleck tapste herbei und reckte sein Schnäuzchen nach dem Spatz, schnupperte, blieb aber brav. „Ich weiß auch, dass Türpe und seine Leute hier herumspionieren, was mich verwundert – nach dem Einvernehmen, das ich mit ihm geschlossen habe.“
    „Was für ein Einvernehmen?“
    Luisa antwortete dem Webermeister nicht, sondern beobachtete Sophie, die den Vogel in den Bauer sperrte und sich dann mit Fleck neben die Stubentür verzog, wo sie ihn so massierte, dass er wohlig vor sich hin brummte.
    „Sie haben den Türpe doch nicht bestochen, dass er uns in Ruhe lässt?“
    „Verraten Sie das bloß nicht Ihrem Sohn, Meister Weber, der würde mich glatt hängen. Er ist nicht gerade gut auf mich zu sprechen, fürchte ich, und zu verübeln ist es ihm auch nicht. Ja, ich hab dem Türpe ordentlich Geld gegeben. Ich hab dafür sorgen wollen, dass wir mit der Angelegenheit um das Schmucktuch in Ruhe gelassen werden – ohne Erfolg, wie mir scheint.“ Luisa seufzte und dachte nach. „Lassen Sie uns das Schmucktuch machen und dann werde ich Sie in Frieden lassen.“
    „Wir brauchen Damastaufträge!“, brachte Maria Weber die Sache auf den Punkt. „Wir brauchen Aufträge, ohne dass wir vom Türpe erpresst werden und ohne dass mein Junge die alte Wangern heiraten muss, um als Meister ins Amt zu gehen. Dann lieber Aufträge von unbekannten Leuten. Ich denke einzig an mein Kind, meinen Sohn, den ich nicht an eine Frau, die fast so alt ist wie ich, verkaufen werde!“
    Was war das? Luisa begriff nicht, was sie gehört hatte. Und während sie Maria Webers Worte zu deuten versuchte, begann diese mit ihrem Mann eine Diskussion, wie Luisa noch nie eine miterlebt hatte. Die Eheleute Weber warfen sich in fünf Minuten mehr Worte an die Köpfe, als es Ludwig und Gustine Treuentzien in fünf Monaten vermochten. „Was sagten Sie da eben?“
    „Dass man sogar schon Herrmann Tkadlec schneidet, nur weil er mit Elsbeth verlobt ist.“
    „Nein, verzeihen Sie, das meinte ich nicht. Was haben Sie da über Ihren Sohn und Frau Wanger gesagt?“
    Auf Luisas Frage sahen sich die Weber einen Moment lang verunsichert an. „Dass

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