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Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out

Titel: Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natsuo Kirino
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Beobachtung?«
    »Ach was, die Polizei lässt sich kaum noch hier blicken – komisch, nicht?«, sagte Yayoi sorglos, als ginge sie das alles gar nicht mehr an. »Sie haben wohl Kenjis Jackett in irgendeinem Spielkasino in Kabuki-chō gefunden. Deshalb scheinen sie jetzt dort zu ermitteln.«
    Glück im Unglück, dachte Masako erleichtert. Umso mehr verunsicherte sie jedoch das Verhalten von Imai.
    »Nimm dich vor Inspektor Imai in Acht!«
    »Ach, das ist dieser große, junge Mann, nicht wahr? Ich weiß, wen du meinst. Aber wieso denn, der ist doch ganz nett?«
    »Was heißt hier nett?«, entgegnete Masako fassungslos. »Bei der Kripo gibt es keine netten Leute!«
    »Wirklich? Aber sie scheinen alle Mitleid mit mir zu haben.«
    Langsam machte Yayois leichtsinnige Unbekümmertheit Masako wütend. »Hör zu: Sie wissen mittlerweile, dass du mich an jenem Abend angerufen hast. Ich habe ihnen erklärt, die Jungen seien unruhig und schlecht gelaunt gewesen, weil die Katze weggelaufen sei.«
    »Das war aber eine gute Idee!« Yayoi lachte leise. Sie schien ganz vergessen zu haben, dass sie Kenji umgebracht hatte, so gelassen klang ihre Stimme. Allein vom Zuhören bekam Masako an beiden Armen Gänsehaut.
    »Merk dir das gut, damit wir uns nicht widersprechen, hörst du?«
    »Ja, verstehe. Aber es scheint doch alles prima zu laufen, ich mach mir da überhaupt keine Sorgen.«
    »Werd nur nicht übermütig!«
    »Ja, schon klar. Übermorgen kommen übrigens Leute vom Fernsehen, weißt du, von so einem Boulevardmagazin.«
    »Aber die Beerdigung ist doch kaum vorbei!«
    »Ich hab ja auch versucht abzulehnen, aber sie waren so hartnäckig, und da hab ich schließlich ja gesagt.«
    »Bist du verrückt? Lass das sein! Du weißt nicht, wer das alles zu sehen kriegt!«, schimpfte Masako.
    »Ich wollte ja auch gar nicht. Aber meine Mutter ist rangegangen,
und da haben sie sie wohl eingewickelt. Sie wollen doch auch nur drei Minuten.«
    Masako fehlten die Worte, und sie schwieg bedrückt. Sie hätte doch dafür sorgen müssen, dass Yayoi beim Entsorgen der Leiche mithalf. Inzwischen schien sie ja sogar schon die Tatsache zu verdrängen, dass sie selbst die Mörderin war! Aber ob nun dieses Verhalten gegenüber der Außenwelt, die Yayoi verdächtigte, eher gut war oder schlecht, konnte Masako im Moment beim besten Willen nicht beurteilen.
    Ihr machte es immer noch schrecklich zu schaffen, dass Nobuki sie eben vor dem Inspektor bloßgestellt hatte. Musste er sie denn auch mit den ersten Worten, die sie seit einem Jahr von ihm zu hören bekam, bei der Polizei verpetzen! Er konnte es ihr offenbar nicht verzeihen, dass sie allmählich dazu übergegangen war, ihn aus der Distanz heraus im Auge zu behalten, das fühlte sie.
    Sie hatte doch immer alles richtig machen wollen, mit aller Kraft hatte sie sich für ihren Beruf und ihre Familie eingesetzt. Aber, wenn es wirklich stimmte, dass ihr eigener Sohn ihr nicht verzieh – was hatte sie dann seiner Meinung nach falsch gemacht? Sie hatte nie etwas von ihm zurückverlangt, nie auf Dankbarkeit gehofft, aber sein eiskalter Verrat traf sie bis ins Mark. Masako war so erschüttert, dass sie nach der Sofalehne greifen musste, um sich abzustützen. Ihre Finger gruben sich tief in den dicken, weichen Wollbezug. Liebend gern hätte sie ihn in Stücke gerissen, wenn sie gekonnt hätte, so sehr wütete eine ununterdrückbare Trauer in ihr und suchte ein Ventil. Masako verbiss es sich aufzuschluchzen und schloss die Lider.
    Vor ein paar Tagen hatte sie beim Anblick der Waschmaschinentrommel, die sich ohne Wäsche drehte, an den Leerlauf in ihrem Beruf denken müssen. Offenbar war zu Hause auch alle Mühe vergeblich gewesen. Aber was sollte ihr Leben dann überhaupt, wozu war es gut gewesen? Wozu hatte sie gearbeitet, wozu hatte sie gelebt? Während sie über sich nachdachte, wie sie sich sinnlos aufgerieben und ihren Platz im Leben verloren hatte, stiegen ihr Tränen in die Augen. Sie wusste nicht mehr weiter.
    Genau deshalb hatte sie sich vielleicht die Nachtschicht in der Fabrik ausgesucht. Da konnte sie tagsüber schlafen und nachts arbeiten, sich körperlich verausgaben, bis sie zum Umfallen müde
war und nicht mehr zu denken brauchte. Sie konnte ein Leben führen, das dem der Familie entgegenlief. Aber damit hatte sie ihren Zorn und ihre Trauer nur weiter verstärkt. Weder Yoshiki noch Nobuki, niemand konnte ihr mehr helfen.
    Plötzlich wusste Masako, warum sie Yayoi geholfen hatte. Zum ersten Mal

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