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Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out

Titel: Die Umarmung des Todes - Kirino, N: Umarmung des Todes - Out Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Natsuo Kirino
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äußerst merkwürdig.
    Den Kopf schief gelegt, stand Kuniko vor der Haustür und wartete, dass man ihr endlich aufmachte, aber Masako kam und kam nicht. Kuniko wurde es allmählich leid. Sie ging zum Badezimmerfenster zurück und horchte: Wasserrauschen. Sie schienen jetzt irgendetwas zu waschen. Außerdem hörte sie die beiden immer noch miteinander reden. Kuniko wollte jetzt unbedingt herausfinden, was die zwei da drinnen trieben. Irgendwie roch das Ganze nach Geld.
    Plötzlich hörte sie, wie jemand das Bad verließ. Schnell lief sie zur Haustür zurück, setzte ihre Unschuldsmiene auf und wartete. Da endlich ging die Tür einen Spalt weit auf, und dahinter erschien Masako in Polohemd und Shorts. Sie löste ihr hinten zusammengebundenes Haar und wirkte jetzt noch unverschämter als beim Abschied am frühen Morgen. Kuniko schreckte ein wenig zurück.
    »Also, was ist?«
    »Kann ich nicht kurz reinkommen?«
    »Wozu? Was willst du?«

    Sie ließ sie also immer noch abblitzen. Kuniko kramte ihre Schmeichelstimme heraus und sagte: »Das kann ich hier draußen schwer sagen.«
    »Gut, komm.« Mit widerwilliger Miene zog Masako ihr die Tür weiter auf. Kuniko trat ein und sah sich in der Diele um. Nicht gerade geräumig, aber sauber und ordentlich. Doch es gab keinerlei Schmuck, weder ein Bild, noch Blumen. Das sah Masako ähnlich.
    »Und?« Die große, schlanke Masako stellte sich vor Kuniko hin, als wollte sie sagen, bis hierher und nicht weiter, und versperrte ihr den Blick ins Hausinnere. Einmal mehr wurde sich Kuniko der Erniedrigung bewusst, die sie immer in Masakos Gegenwart verspürte, und sie merkte, wie ein klein wenig Hass in ihr aufstieg.
    »Entschuldige bitte, wenn ich dich einfach so frage, aber kannst du mir vielleicht etwas Geld leihen? Ich hab die Frist für eine Ratenzahlung total verschwitzt, sie ist gestern abgelaufen, und jetzt habe ich nicht einen Yen im Haus!«
    »Du hast doch einen Mann, frag doch ihn!«
    »Das ist es ja! Er ist abgehauen und hat alles Geld, was wir zu Hause hatten, mitgenommen!«
    »Abgehauen?«, wiederholte Masako, und ihre angespannten Wangen schienen sich ein wenig zu lösen. Als Kuniko das sah, regte sich erneut der Hass in ihr. Aber das durfte sie sich auf keinen Fall anmerken lassen. Mit Leidensmiene und hängenden Schultern antwortete sie: »Ja! Spurlos verschwunden! Und ich weiß jetzt überhaupt nicht, was ich machen soll!«
    »Aha. Wie viel brauchst du denn?«
    »Fünfzigtausend, nein, vierzigtausend würden auch schon reichen.«
    »So viel Geld habe ich nicht hier, ich müsste zur Bank.«
    »Würdest du das für mich tun? Bitte!«
    »So plötzlich geht das nicht.«
    »Aber der Meisterin hast du doch auch etwas geliehen!«
    Von Kuniko so verzweifelt bedrängt, zog Masako missbilligend die Augenbrauen zusammen. »Ich frag dich ganz ehrlich: Kann ich mich bei dir darauf verlassen, dass ich es zurückbekomme?«
    »Ja, natürlich!«, log Kuniko. Ihr Betteln schien Masako langsam weich zu machen, denn sie legte die Hand ans Kinn und dachte
nach. Unter ihren Fingernägeln klebte eine schwarzrote Masse, die aussah wie Blut. Kuniko erstarrte.
    »Aber heute geht es wirklich nicht. Kannst du nicht bis morgen warten, dann sehe ich, was sich machen lässt.«
    »Morgen ist es zu spät! Wenn ich das Geld heute nicht einzahle, kommen diese schrecklichen Kerle!«
    »Dafür kann ich nichts, das hast du zu verantworten!«
    Darauf schwieg Kuniko. Masako hatte ja Recht, aber musste sie denn immer gleich alles beim Namen nennen, konnte sie nicht ein Mal taktvoll sein?
    Plötzlich hörte sie von irgendwo hinter Masako Yoshiës Stimme. »Du magst es vielleicht anmaßend finden, wenn gerade ich das sage, aber borg ihr doch was, sie ist schließlich unsere Kollegin!«
    Mit unverhohlenem Zorn drehte Masako sich um. Sie schien nicht so sehr über das erbost, was Yoshië gesagt hatte, als darüber, dass sie überhaupt dazugekommen war. Yoshië war noch genauso angezogen wie in der Fabrik, aber die dunklen Ränder unter ihren Augen fielen jetzt wesentlich stärker auf; man sah ihr an, dass sie am Ende ihrer Kräfte war.
    Kein Zweifel, die beiden waren mit etwas beschäftigt, wovon sie nichts wissen sollte. Kuniko sah ihre Chance zum Gegenschlag gekommen: »Was habt ihr da eigentlich gemacht?«
    Masako antwortete nicht. Yoshië wandte hastig den Blick ab. Kuniko fragte noch einmal: »Was habt ihr da im Badezimmer gemacht?«
    »Was glaubst du denn?« Seltsamerweise bekam Kuniko am ganzen Körper

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