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Die Un-Heilige Schrift

Die Un-Heilige Schrift

Titel: Die Un-Heilige Schrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmuth Santler
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er sich in die Wüste. Dort fastete er 40 Tage und 40 Nächte und sagte zu sich: „Ich werde nicht heimkehren, weder zum Essen noch zum Trinken, bis mein Gott sich meiner angenommen hat. Das Gebet wird mir Speise und Trank sein.“

    Der heilige Joachim und die heilige Anna an der goldenen Pforte. Holzschnitt von Albrecht Dürer, 1504.
    2 Seine Frau Anna begann indes ein großes, zweifaches Wehklagen: „Ich beweine meine Witwenschaft und meine Kinderlosigkeit.“
Doch wieder nahte der große Tag des Herrn. Da fragte sie ihre Magd Euthine: „Wie lange willst du deine Seele noch erniedrigen? Es naht der große Tag des Herrn, es ist dir nicht erlaubt zu trauern. Hier, nimm dieses Kopftuch, das ich von meiner Meisterin erhalten habe. Ich darf es nicht umbinden, denn es trägt ein königliches Abzeichen und ich bin eine einfache Magd.“
Anna antwortete: „Lass mich in Ruhe. Nicht ich, Gott der Herr hat mich gedemütigt. Hat dir ein Betrüger das Tuch gegeben? Und nun bist du gekommen, um mir einen Teil deiner Schuld aufzubürden!“
Aber Euthine sagte: „Was sollte ich dich noch verfluchen? Hat doch Gott der Herr deinen Mutterleib bereits verschlossen, um dir eine Leibesfrucht in Israel zu verwehren.“
Anna wurde sehr traurig. Sie legte aber die Trauerkleider ab, wusch sich und zog ihre Brautkleider an. Und um die neunte Stunde ging sie hinab in ihren Garten und setzte sich unter einen Maulbeerbaum. Dann rief sie den Herrn an: „Oh Gott meiner Väter, segne mich und erhöre mein Gebet, ebenso wie du die Mutter Sarah gesegnet und ihr einen Sohn gegeben hast, den Isaak.“
"Welcher Schoß hat mich ausgestoßen, dass ich ein Fluch geworden bin vor den Söhnen Israels?"
    3 Dann sah sie nach oben und erblickte ein Spatzennest in dem Maulbeerbaum. Da fing sie wieder an zu klagen: „Welcher Schoß hat mich ausgestoßen, dass ich ein Fluch geworden bin vor den Söhnen Israels? Ich wurde beleidigt und betrogen und vertrieben aus dem Tempel des Herrn, meines Gottes.
Wehe mir, mit wem soll ich mich vergleichen? Ich gleiche nicht den Vögeln des Himmels, weil auch die Vögel des Himmels fruchtbar sind. Ich gleiche nicht den Tieren des Landes, weil auch die Tiere des Landes fruchtbar sind. Selbst den Wassern gleiche ich nicht, denn auch sie sind fruchtbar und sprudeln und die Fische leben zu deinem Ruhm. Ich gleiche auch der Erde nicht, die zu ihrer Zeit Früchte hervorbringt und dich preist, oh Herr.“
    4 Und siehe, ein Engel des Herrn trat zu ihr und sprach: „Anna, Anna, Gott der Herr hat dein Gebet erhört. Du wirst empfangen und gebären und es wird geredet werden über dein Kind auf der ganzen bewohnten Erde.“ Und Anna frohlockte: „Gott der Herr lebt! Wenn ich ein Kind empfange, ob männlich oder weiblich, werde ich es Gott meinem Herrn weihen und es wird ihm alle Tage seines Lebens ein Diener sein.“
Da kamen zwei Engel und sagten zu ihr: „Siehe, dein Mann Joachim kommt mit seinen Herden.“ Denn ein Engel des Herrn war Joachim erschienen und hatte zu ihm gesagt: „Joachim, Joachim, Gott der Herr hat dein Gebet erhört. Kehre nach Hause zurück, denn deine Frau Anna hat ein Kind empfangen.“
Sogleich kehrte Joachim zurück, rief seine Hirten und sagte ihnen: „Bringt mir zehn Lämmer, unbefleckt und ohne Fehler zum Opfer für den Herrn, meinen Gott. Und bringt mir zwölf makellose Kälber; sie sollen für die Priester und den Ältestenrat sein. Und schafft hundert junge Ziegenböcke herbei, für das ganze Volk.“
Und als Joachim sich mit seinen Herden dem Haus näherte, lief ihm Anna entgegen, hängte sich an seinen Hals und sagte: „Jetzt weiß ich, dass Gott der Herr mich sehr gesegnet hat. Denn siehe, die Witwe ist keine Witwe mehr und die Kinderlose, siehe, ich habe empfangen!“
    5 Sieben Monate später gebar Anna. Sie fragte die Hebamme: „Was habe ich geboren?“ Die Hebamme antwortete: „Ein Mädchen.“ Da sagte Anna: „An diesem Tag wurde meine Seele erhöht.“ Sie bettete den Säugling. Und als die Frist verstrichen war, reinigte sie sich von ihrem Wochenbett und gab dem Kind die Brust. Sie nannte es Maria.

    Der heilige Joachim im Gebet. Holzschnitt, Albrecht Dürer, 1504
    6 Das Kind wurde schnell kräftiger. Nach sechs Monaten stellte es ihre Mutter auf die Erde, um zu sehen, ob es bereits stehen könne. Es machte aber sogar sieben Schritte und kam in den Schoß ihrer Mutter. Und ihre Mutter riss sie empor und sagte: „Beim lebendigen Gott! Du sollst auf dieser Erde nicht mehr

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