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Die Unbefleckte Empfängnis (German Edition)

Die Unbefleckte Empfängnis (German Edition)

Titel: Die Unbefleckte Empfängnis (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaétan Soucy
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als würde sie gern die anderen berühren, hatte aber gelernt, dass das unhöflich war.
    »Es geht ihm hoffentlich besser?«
    Madame Guillubart lächelte zaghaft. Sie glaubte, gegen die Regeln des Anstandes zu verstoßen, wenn sie sagte, dass es Eugène immer noch nicht besser gehe. Als sie in die Küche traten, wäre Clémentine vor Überraschung fast zurückgeschreckt. Bruder Gandon saß am Tisch mit einem etwa einjährigen Baby auf dem Schoß. Zu seiner Linken stand ein Korb, der Clémentine verlockte.
    »Das Kind meiner Ältesten«, sagte die Frau.
    Clémentine beugte sich über den Stubenwagen. Von dem kleinen Knirps waren nur zwei erstaunt dreinblickende Augen und ein Mündchen zu sehen, das er zwischen seinen kleinen Händen rieb wie ein Wiesel im Frühling. »Oh, wie schön«, murmelte sie. Dann, als ihr klar wurde, dass Gandon sie die ganze Zeit beobachtete, richtete sie sich wieder auf. Es war noch ein anderes Kind da, Lorèthe, die etwa zehn Jahre alt sein mochte. Madame Guillubart bot Clémentine eine Tasse Tee an.
    »Ach, bitte, machen Sie sich doch keine Umstände.«
    Aber Madame Guillubart wollte zeigen, dass sie der Situation gewachsen war. Sie bat Lorèthe, Teewasser aufzusetzen. Als die Kleine an ihr vorbeilief, fasste sie sie am Hals und gab ihr einen dicken Schmatzer auf die Wange. Lorèthe befreite sich mit launenhaftem Überdruss.
    Clémentine setzte sich an den Tisch und blickte Bruder Gandon fragend an.
    »Er liegt noch im Bett. Aber ich habe ihn vorhin kurz sehen können. (Er warf einen Blick zur Guillubart.) Die beiden Ärzte, die zu Rate gezogen wurden, sind sich in der Diagnose nicht einig. Der eine sagt Fallsucht. Der andere sagt: vielleicht ein Tumor, oder ein Blutgerinnsel. Es wurde nämlich eine Narbe auf der Kopfhaut entdeckt.«
    Er deutete mit dem Finger auf seinen Hinterkopf.
    Mademoiselle Cléments Schultern sanken herab, und sie zeigte der Mutter ein mitleidiges Lächeln. Diese erwiderte es mit niedergeschlagenen Augen.
    »Sie haben ein sehr schönes Gesicht«, sagte Lorèthe plötzlich. »Genau wie die Jungfrau von Orléans.«
    In den Händen der Lehrerin begannen Tasse und Untertasse zu zittern. Sie stellte sie auf dem Tisch ab.
    »Da bist du die Einzige, die das sieht.«
    Sie errötete bis in die Haarspitzen.
    »Kindermund tut Wahrheit kund«, sagte der Bruder.
    Sie schwiegen. Um die Verlegenheit zu überspielen, erklärte Madame Guillubart, dass sie den Kleinen für das, was er getan hatte, gehörig schelten würde, sobald es ihm besser gehe. Lorèthe lachte.
    »Du gibst ihm einen Klaps auf die Hand und dann küsst du ihn fünfunddreißigtausend Mal.«
    »Pass auf, sonst setzt’s was!«, sagte ihre Mutter und drohte mit einer Ohrfeige.
    Lorèthe reagierte nicht. Sie sah ihre Mutter von unten her mit einem leichten, bitteren Lächeln an.
    »O nein, schelten Sie ihn nicht«, warf Clémentine hastig ein. »Er hat fast nichts gemacht, und das bestimmt auch nur unter dem Einfluss seiner Kameraden, zumindest des einen der beiden.«
    Sie dachte an Rocheleau, »den kleinen Heuchler«.
    »Ich war viel zu streng und habe falschen Verdacht gehegt«, sagte sie.
    Madame Guillubart hatte den Kopf zur Seite geneigt und strich den Rand ihrer Schürze glatt.
    »Es stimmt, er ist kein schlechter Junge«, räumte sie ein.
    Durch die Waschküchentür kam der älteste Sohn herein. Er hielt seinen Hockeyschläger wie einen Bischofsstab in der Hand. Von der Anwesenheit der Besucher eingeschüchtert, blieb er unentschlossen stehen.
    »Marcel, willst du unseren Gästen nicht Guten Tag sagen?«
    Marcel nickte zum Gruß in die Runde, dann richtete er ein »Wie geht es Ihnen?« an die Frau, die vor fünf Jahren seineLehrerin gewesen war. Bruder Gandon, der gern erfuhr, was aus seinen ehemaligen Schülern geworden war, befragte ihn zu seiner neuen Anstellung bei der MacDonald Tobacco Company. Der Junge antwortete einsilbig. Madame Guillubart schlug Clémentine bei der Gelegenheit vor, zu Eugène hinaufzugehen.
    Clémentine folgte ihr. Die Vorstellung, dass eine so zarte Frau fünf Kinder hatte gebären können, schien ihr befremdlich, beinahe schmerzhaft. Sie hatte beim Gehen einen leicht burlesken Hüftschwung, als hätten ihre zu kurzen Beine Mühe, sich zu beugen. Ihr verdreckter, schlecht zusammengesteckter Haarknoten ließ kahle Stellen auf ihrem Schädel durchscheinen.
    Mademoiselle Clément hätte diesen Besuch gern vermieden. Ein Gefühl von Unschicklichkeit überkam sie, wie es sich einstellen

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