Die unbeugsame Braut
Verwalter mehr Glauben schenken wirst als ihnen.«
John ging aus dem Haus und bestellte die Verwalter in die Bibliothek zu einer Besprechung, die bis kurz vor Mitternacht dauerte. Als John sich zu Georgina ins Bett legte, nahm er ihre Hand und
entschuldigte sich. »Eine grässliche Hochzeitsreise. Es tut mir leid, Georgy.«
»Du hast mich zur Duchess of Bedford gemacht. Das Wohlergehen unserer Leute ist unsere gemeinsame Verpflichtung. Bitte glaub ja nicht, du müsstest mich vor unangenehmen oder schmutzigen Dingen bewahren. Anderes entschädigt mich reichlich – da ist es nur fair, dass ich einen Teil deiner Bürde übernehme.«
Am nächsten Tag berichtete ihr eine der Frauen, was sich zugetragen hatte.
»Seine Gnaden, der Duke of Bedford, hat den elenden Schuft auf der Stelle entlassen, Mylady, aber erst nachdem er ihn zuvor seine Fäuste hat spüren lassen.«
Während Georgina diese Information noch verarbeitete, merkte sie, dass sie nicht erstaunt war. Sie hatte immer gespürt, dass John zur Gewalt fähig wäre, wenn die Umstände es erforderten.
Der Duke und die Duchess of Bedford waren erst einen Tag zurück auf Woburn, als für den jüngsten Sohn die Sommerferien begannen. Da Johnny ungewöhnlich klug war, gaben ihm seine Lehrer ohne schriftliche Prüfungsarbeiten in allen Fächern hervorragende Noten.
»Ich habe somit Johnny eine Woche lang für mich, ehe Francis und William ebenfalls heimkommen«, sagte Georgina auf der Fahrt nach London. »Ich werde die Kutsche brauchen, um Einkäufe zu machen.«
Johns dunkle Brauen zogen sich zusammen. »Hoffentlich meinst du Einkäufe für dich. Mir wäre lieber, du würdest die Jungen nicht allzu sehr verwöhnen.«
»Unsinn! Ich habe die feste Absicht, sie zu verwöhnen.«
»Du machst dir einen Spaß daraus, meine Autorität zu untergraben. Ich weiß, du bist ein unverschämter Fratz, doch lasse ich nicht zu, dass du meine Wünsche ernstlich missachtest«, warnte er sie.
Ihre Miene verriet Zerknirschung. »Ich verspreche, dass ich aufmerksam
alle deine Anordnungen anhören werde, Euer Gnaden.« Außerstande, sich eine Gelegenheit zum Widerspruch entgehen zu lassen, fügte sie hinzu: »Und dann werde ich tun, was ich will.«
»Du bist unverbesserlich«, murmelte er.
Vor dem Haus am Russell Square angekommen, stieg John aus. »Ich gebe dir einen Diener mit, der deine Einkäufe tragen soll.«
Sie reckte ihr Kinn und sagte spitz: »Ich weiß nicht, ob ein Diener reicht. Ich habe so vieles zu besorgen …«
In wenigen Minuten war der Diener zur Stelle. Ein Hausmädchen, das knickste und sich als Annie vorstellte, begleitete ihn. Als die beiden in der Kutsche saßen, lächelte Georgina freundlich, obwohl sie innerlich kochte. Wenn er glaubt, ich würde eine Anstandsdame tolerieren, irrt er sich. Ich werde ihm gehörig meine Meinung sagen, sobald ich zu Hause bin!
Die nächsten vier Stunden verbrachte Georgina mit dem Einkauf von Büchern, Landkarten, Malutensilien, Spielen und Rätseln. Sie ging in eine Konditorei und erstand Schachteln mit Marzipanfiguren, die die Form von Früchten und Tieren hatten. Und in einem Warenhaus kaufte sie wasserdichte Mäntel und ein halbes Dutzend Gummistiefel in verschiedenen Größen.
Zurück am Russell Square, sah John stirnrunzelnd auf seine Uhr. »Du bist spät dran.«
»Wie kann ich spät dran sein, wenn meine Zeit mir gehört?«, widersprach sie. »Und wenn wir schon dabei sind, ich habe nicht die leiseste Ahnung, warum du Annie mitgeschickt hast – es sei denn, sie sollte mich ausspionieren.«
»Georgina, es ist üblich, dass eine Lady von einem Mädchen begleitet wird, wenn sie in London Besorgungen macht.«
»Ich habe aber die Absicht, mich nicht an diese Sitte zu halten. Ich bin kein Kind mehr, sondern eine verheiratete Frau. Und ich brauche keine Anstandsdame. Die Ehe muss doch gewisse Vorteile bieten, warum hätte ich sonst deine Frau werden sollen?« Sie machte auf dem Absatz kehrt und wollte gehen.
John hielt sie auf, indem er die Rückseite ihres Rockes zu fassen bekam. »Die Ehe gibt dir nicht das Recht, unverschämt zu deinem Mann zu sein. Wenn du kein Kind mehr bist, sollst du dich auch nicht wie ein solches benehmen«, ermahnte er sie ernst. »Apropos Kinder, es wird Zeit, Johnny in Westminster abzuholen. Kommst du mit?«
Georgina vergaß den Streit sofort und wurde von Unsicherheit erfasst. »Bist du sicher, dass Johnny es nicht schrecklich findet, eine Stiefmutter zu bekommen?«
»Hast du den
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