Die unbeugsame Braut
schief, dass sie ein Auge verdeckte. »Ich verteile die Geschenke.«
Der Gordon-Clan hatte sich in der großen Halle auf Kimbolton um den Weihnachtsbaum versammelt. Georgina stand zwischen ihrer Schwester Louisa und ihrer Lieblingsnichte Mary, und der Geschenkestapel der Damen wuchs stetig. Verwundert betrachtete sie ein Geschenk, auf dem stand, dass es vom Weihnachtsmann stamme. Voller Ungeduld riss sie die Verpackung auf. Umso entsetzter war sie, als sie den Inhalt sah: ein mit Rüschen besetztes weißes Korsett, Spitzenstrümpfe und zwei silbern verzierte Strumpfbänder. »Verdammt!«, murmelte sie.
»Was hast du bekommen?« Marys Augen leuchteten vor Neugier.
Rasch verdeckte Georgina die Schachtel mit dem peinlichen Inhalt. »Nur ein Paar Strümpfe, Liebes. Und du?«
»Einen Hut! Einen richtig erwachsenen Hut mit schönen Federn. Er muss von dir sein.«
»Hast du die Karte nicht gelesen?«
»Das ist nicht nötig. Nur du kennst meine Herzenswünsche«, sagte Mary andächtig.
»Unsinn. Ich habe dir den Hut nur gekauft, damit du einen eigenen hast und nicht mehr meine ruinierst.«
Als die Geschenke ausgepackt waren, zeigte Louisa Georgina die vielen schönen Dinge, die sie bekommen hatte, und diese präsentierte der Schwester ihre Geschenke – bis auf jenes des verdammten Duke of Bedford. Sie lächelte, um ihren wachsenden Unmut zu verbergen.
»Du hast den Maskenball verpasst.« Georgina sammelte ihre Geschenke ein, um sie in ihr Zimmer zu schaffen.
»Maskierte Menschen machen mir Angst«, gestand Louisa. »Wie lief der Besuch von Francis Russell?«
»Er erfüllte Mutters Erwartungen, wenn auch nicht meine.«
»Und was ist mit seinen Erwartungen?«, fragte Louisa beklommen.
»Der Herzog ist zur Enttäuschung verdammt«, gab Georgina leise von sich.
»Gut so … denn er ist durch und durch nur auf das eine fixiert«, flüsterte Louisa ihr vertraulich zu.
Georgina blickte auf die Kartons hinunter. »Darauf wäre ich nie gekommen«, sagte sie spöttisch.
In ihrem Gemach angekommen, setzte sie sich an ihren Schreibtisch, um eine Nachricht zu Papier zu bringen. Noch immer kochte sie vor Zorn.
Der Weihnachtsmann muss sich geirrt haben, als er mir diese Gaben brachte. Ich gebe sie zurück, damit Sie den Irrtum korrigieren können. Diese Art von Geschenk ist unannehmbar. Ich schlage Juwelen vor.
»Wenn ich klar zu erkennen gebe, dass ich nur an seinem Vermögen interessiert bin, wird dieses Ekel endlich aufhören, mich zu verfolgen«, murmelte sie vor sich hin.
Sie packte den Karton wieder ein, adressierte ihn an den Duke of Bedford, Woburn Abbey, und bat den Butler der Manchesters, dafür zu sorgen, dass das Päckchen gleich am Morgen zugestellt würde.
Als es am nächsten Tag dunkelte, wurde von einem Diener aus Woburn Abbey für Lady Georgina eine kleine Schachtel abgegeben. Ihre Mutter nahm sie in Empfang und brachte sie der Tochter.
»Nun, willst du sie nicht öffnen? Sie kommt vom Duke of Bedford«, sagte sie atemlos.
Er ist auf meinen Bluff hereingefallen. Sie riss die Verpackung auf und hob den Deckel des kleinen Samtetuis. Darin lag ein Ring mit einem großen, ovalen, von Diamanten eingefassten Amethyst. Georginas Mut sank. Dann riss sie sich zusammen, schob ihn auf den Ringfinger der Rechten und sagte: »Sehr hübsch.«
»Es ist ein Verlobungsring! Er gehört auf die linke Hand, Georgy. Purpur und Weiß, das sind die offiziellen Farben der Russells.«
»Mama, es ist kein Verlobungsring. Es ist nichts, nur eine Art von Scherz zwischen mir und Francis.«
»Ein Geheimnis zwischen euch beiden.« Jane vermochte ihre freudige Erregung kaum zu zügeln.
Lieber Gott, sie wird die Neuigkeit überall verbreiten, wenn mir nicht etwas einfällt, um sie daran zu hindern.
»Mama, du darfst kein Wort darüber verlauten lassen, sonst ruinierst du alles.«
»Ich weiß, wie man ein Geheimnis bewahrt.«
»Das bezweifle ich sehr. Wenn es sich herumspricht, wird der Duke of Bedford die Freundschaft sofort beenden.«
»Meine Ansprache wird kurz und bündig sein.« John Russell bat mit erhobenen Händen um Ruhe. »Mein Sohn und ich hätten nirgendwo in England ein glücklicheres Weihnachtsfest verbringen können als hier in Tavistock.«
Der Gemeindesaal war bis zum Dach voll von Wählern, die er im Unterhaus vertrat. Menschen aller Altersklassen vom Baby bis zum gebrechlichen Greis. Viele hatten ihm zum Tod seiner Gemahlin kondoliert, obgleich sie Elizabeth nie begegnet waren und Sterben zudem für
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