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Die Unseligen: Thriller (German Edition)

Die Unseligen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Unseligen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aurélien Molas
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Wucht ans Ufer und prallte unter einem Hagel ausgerissener Blätter und Äste zurück. Es drehte sich in einem Halbkreis. Benjamin wurde Richtung Jacques geschleudert. Er schlug mit der Schläfe gegen die Ecke einer Munitionskiste, und vor seinen Augen explodierten farbige Blitze. Er hörte vage das Weinen von Naïs und eine Stimme, die dazu aufrief, das Feuer einzustellen. Er sah, wie sich Forman Stona hinter dem Steuerstand verkroch. Er ließ das Magazin herausfallen und führte ein neues in den Schacht ein, ehe er den Gashebel auf »Aus« stellte. Das Hovercraft klatschte schwer auf dem Fluss auf.

28
    »Feuer einstellen!«
    Umaru bedeutete seinen Männern, sich nicht mehr zu rühren. Er hatte nicht gesehen, wie Stona den Steuermann erschossen hatte, aber der Knall hallte noch in seinem Schädel wider, ein dumpfes, lang anhaltendes Pfeifen. Das Luftkissenboot wurde von der Strömung abgetrieben. Die anderen Mannschaften, die sich auf das Fischerboot in der Mitte des Stroms konzentriert hatten, schienen nichts von der Schießerei mitbekommen zu haben. Das metallische Brummen über dem Dschungel war zu einem Dröhnen geworden.
    Es kam näher.
    Umaru konnte deutlich sehen, wie Bäume und Sträucher hin und her schwangen, als würden sie von Taifunwinden gepeitscht.
    Ihm war klar, dass die Kampfhubschrauber in weniger als einer Minute auftauchen und jeglichen Fluchtversuch vereiteln würden.
    Er stellte sein Sturmgewehr ab und preschte zum Steuerstand vor. Stona ließ ihn näher kommen, während er mit dem verriegelten Lauf seiner Waffe auf seinen Kopf zielte. Mit dem Kinn deutete der Sergeant auf Naïs.
    »Ich werde sie mitnehmen«, verkündete er mit ruhiger Stimme. »Du sagst deinen Männern, dass sie das Boot verlassen sollen.«
    Er ging in die Hocke und holte eine Leuchtrakete unter dem Sitz heraus. Er warf einen Blick auf die beiden Ärzte.
    »Bind sie los!«
    Umaru zog das Messer, das er am Knöchel trug, und durchschnitt die Fesseln der Geiseln. Benjamin und Jacques richteten sich mit erhobenen Händen langsam auf.
    »Laufen Sie weg!«, forderte Stona sie auf, ohne sie anzusehen. Sie stiegen über das Dollbord und sprangen in dem Moment, in dem der Sergeant die Leuchtrakete zündete. Gleich darauf zog eine rosa fluoreszierende Lichtkugel ihre Bahn durch die Nacht.
    Das, was sich unmittelbar nach der Explosion der Rakete ereignete, hätte vermutlich kein Mitglied der Mannschaft genau beschreiben können. Umaru hörte einen Knall in seinem Rücken und das hohe Pfeifen eines Projektils. Er erinnerte sich, eine warme Luftströmung in seinem Nacken gespürt und gesehen zu haben, wie Stona die Hand auf seine Brust legte. Der Sergeant hatte versucht, sein Gleichgewicht wiederzufinden, ehe er in den Fluss fiel.
    Umaru drehte sich um und sah den Schützen am Bug. Der Jugendliche hatte die Augen weit aufgerissen und schien nicht recht zu wissen, was er getan hatte. Der Lauf der AK -47 zitterte, zeigte aber noch immer genau auf die Stelle, an der Forman Stona gestanden hatte. Umaru wollte sprechen, aber ein Kloß im Hals hinderte ihn daran. Über ihnen sank die Leuchtrakete langsam zur Erde zurück. Und er betrachtete die Lichtkugel, als flussabwärts die ersten Schusswechsel begannen. PKM -Maschinengewehre, die auf dem Oberdeck des Fischerboots versteckt gewesen waren, feuerten in Richtung der Hovercrafts. Die Salven warfen gestrichelte Linien aus aufspritzendem Wasser auf die Oberfläche des Flusses. Schatten erwiderten das Feuer und leerten ihre Magazine auf den Fischkutter. Die Bullaugen zersprangen in tausend Splitter.
    Die Rakete schlug auf dem Fluss auf, trieb einige Sekunden an der Oberfläche und wurde dann in die Tiefe des Niger gerissen.
    Einige Sekunden nach dem Erlöschen des Feuerwerkskörpers hob die lautstarke Symphonie von Rotoren und Leuchtspurgeschossen an. Aus allen vier Himmelsrichtungen durchschnitten die sieben Lichter der Apokalypse die Nacht.

29
    Der Pilot des Kampfhubschraubers zog behutsam den Steuerknüppel zu sich. Der AH -64 Apache gewann an Höhe, schwenkte nach links und überflog das Schlachtfeld.
    Aus dieser Höhe glich die Kampfzone einer orangefarbenen Blase, die aus der unermesslichen blauen Weite des Deltas herausgeschnitten war, einer auf Wasser und Finsternis ruhenden Kuppel, die von lautlosen Blitzen durchzuckt wurde. Die einzigen weiteren Lichtpunkte im Umkreis von hundert Kilometern – die Leuchtfeuer der Förderplattformen auf hoher See und der Leuchtturm von Port Harcourt

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