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Die Unseligen: Thriller (German Edition)

Die Unseligen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Unseligen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aurélien Molas
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anderen Ärzten, Platz zu machen.
    »Das reicht, ich übernehme.«
    Megan, hinter ihm, nahm einen Beutel mit Erythrozytenkonzentrat aus den Händen der Krankenschwester und befestigte ihn am Schlauch des Transfusionsbestecks. Ihre Gesten waren präzise, zielgerichtet.
    »Was ist mit seiner Blutgruppe?«, fragte sie.
    »Das bringt nichts. Wir haben keine Zeit dafür«, antwortete Benjamin.
    Jacques ertastete die Venen in der Armbeuge.
    »Nadel.«
    Er stach die Nadel hinein und fixierte den Schlauch, der mit der Blutkonserve verbunden war. Benjamin öffnete ein neues Päckchen mit Kompressen.
    »Ich brauch eine Krankentrage!« An Jacques gewandt, sagte er: »Er wird abkratzen, wenn wir ihn nicht sofort operieren.«
    Die Atmung des Assistenzarztes beschleunigte sich; trotz der Sauerstoffmaske wurde sie unregelmäßig, pfeifend. Jacques sah auf den Blutdruckmesser.
    »Wir infundieren ihm zu viel Blut. Er wird ein Lungenödem entwickeln.«
    Plötzlich begannen die Augen des jungen Arztes zu flattern, ehe er sie verdrehte. Ein immer stärker werdendes Zittern ging von seinem Magen aus. Sein Brustbein sank ein. Seine Halsmuskeln zogen sich zusammen. Er wölbte die Brust bogenförmig hoch.
    »Er hat Krämpfe … Wir werden ihn verlieren! Zehn Milligramm Lorazepam.«
    »Lorazepam, schnell!«, schrie Megan, während sie den Mann zu Boden drückte.
    Sie spürte die Knochen, die gegeneinanderstießen, sie hörte Schluchzen, die hastigen Schritte der Krankenschwestern, die Verwirrung.
    »Halten Sie ihn stärker fest.«
    »Ich werde ihm das Schlüsselbein brechen!«
    »Das ist besser, als ihn sterben zu lassen!«
    Sie drückte fester auf den Oberkörper und schloss die Augen, als sie ganz deutlich spürte, wie das Schlüsselbein unter ihren Fingern brach. Der Verletzte öffnete den Mund, aber das war kein Schrei, der da herauskam. Vielmehr erinnerte das Geräusch, das ihm entfuhr, an das Wimmern eines kleinen Tiers.
    Die Lorazepam-Injektion wirkte quasi sofort. Der Körper fiel flach auf den Rücken, und die Krämpfe ließen nach. Der Lebensfunke in den Augen des jungen Arztes leuchtete stärker.
    »Wo bleibt die verdammte Trage?«, schrie Benjamin.

Indian Summer
    »Das Ende aller Weisheit ist, hoch genug zu träumen,
dass man auf der Suche danach den Traum nicht verliert.«
    William Faulkner, Sartoris

57
    Von der Decke ergoss sich ein Schauer grauen Lichts, in dem Nachtfalter tanzten. In der umgekehrten Richtung stieg Zigarettenrauch in großen, trägen Wirbeln nach oben.
    In diesem stickigen Raum hatten sich fast sämtliche Mitarbeiter von Médecins Sans Frontières versammelt. Wie sie da so dicht zusammengedrängt standen, glichen sie den Überlebenden einer Katastrophe. Alle spähten ins Büro von Jacques Rougée und spitzten die Ohren, um aufzuschnappen, was dort geredet wurde, aber die Zwischenwände verschluckten die Stimmen. Ärzte, Krankenpfleger und -schwestern, alle zusammengeschweißt in ihrer Hilflosigkeit, sie alle suchten in den Augen ihres jeweiligen Nachbarn Trost, sahen darin aber nur das Spiegelbild ihrer eigenen Fassungslosigkeit.
    Megan erblickte Doktor Dufrais, der sich mit den Ellbogen einen Weg ins Büro bahnte. Er blieb auf ihrer Höhe stehen, als die Tür aufging. Der Leiter der Mission trat hinter dem Anführer der Lagermiliz ein paar Schritte in den Raum hinein und ließ seinen Blick über die Versammlung gleiten. Der Kommissar der Kripo von Damasak marschierte am Ende der Reihe.
    »Ich danke Ihnen, dass Sie sich hier versammelt haben … «, sagte Jacques und senkte den Kopf. »Wie Sie bestimmt wissen, wurde einer unserer Assistenzärzte schwer verletzt.«
    Ein betroffenes Murmeln erhob sich und verstummte, als der Chefarzt aufsah.
    »Gegenwärtig ist sein Zustand stabil, aber er bleibt besorgniserregend. Er hat gegen einundzwanzig Uhr das Bewusstsein wiedererlangt, doch das Morphium und die Folgen des Traumas haben eine teilweise Amnesie hervorgerufen. Bis jetzt hat er uns nichts zu dem Überfall auf ihn sagen können. Ich habe gerade mit Paris telefoniert, und wir haben beschlossen, ihn unverzüglich nach Frankreich auszufliegen.«
    Ein erneutes Murmeln, diesmal ein zustimmendes, erhob sich von der Menge.
    »Aber das wird die einzige Rückführung bleiben«, fügte er hinzu. »Wir haben mit den örtlichen Behörden diskutiert, und wir sind zu dem Schluss gekommen, dass es sich um einen isolierten Vorfall handelt, der unsere Arbeit hier nicht infrage stellt.«
    »Warum haben Sie uns nicht nach

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