Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die unsichtbare Handschrift

Die unsichtbare Handschrift

Titel: Die unsichtbare Handschrift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Johannson
Vom Netzwerk:
dem Absatz um, eilte mit großen Schritten zu seinem Stuhl, der seinen Platz nahe bei dem Kamin hatte, holte tief Luft und setzte sich. Heilwig, die ein wenig abseits auf der anderen Seite des Kamins saß, atmete auf. Adolfs Ausbruch war augenscheinlich vorüber. »Reist zurück nach Lübeck und geht Euren Geschäften nach. Bei Euren ausgezeichneten Kontakten zum Rat der Stadt dürfte es für Euch ein Leichtes sein, herauszufinden, wann die Delegation nach Parma zum Kaiser aufbricht. Schickt mir einen Boten, wenn es so weit ist. Ich werde meine besten Ritter senden, die den Abgesandten Lübecks einen feinen Empfang bereiten werden. Parma erreichen die niemals, das ist sicher.« Er lehnte sich auf seinem hohen Stuhl zurück. Heilwig konnte seine Augen funkeln sehen. Sie musste – nicht zum ersten Mal, seit sie mit dem Schreiber Magnus den Bischofspalast verlassen hatte, in dem ihr Großvater gestorben war – an die Worte des Bischofs Bernhard von Salonien denken. Wenn sie nur wüsste, wie sie ihren Gatten dazu bringen sollte, ein gottgefälliges Leben zu führen. Er hatte mit der Festsetzung Albrechts von Orlamünde, dem Freund ihres Großvaters, zu tun. Und nun wollte er schon wieder mit Waffengewalt verhindern, was möglicherweise Gottes Wille war. Oder war es Gottes Wille, dass er Lübeck zurückgewinnen konnte? Wie sollte sie nur erkennen, welche Seite die richtige war? Sie fürchtete die Strafe des Herrn, und ihr Gefühl sagte ihr, dass es nicht in seinem Sinn sein konnte, eine ganze Delegation auszulöschen. Hätte ihr Mann sie doch nur gehen lassen, als der fremde Besucher gekommen war. Sie verstand von alldem nichts und wollte am liebsten auch nichts davon wissen. Doch jetzt sorgte sie sich mehr denn je um ihr Seelenheil und das ihres Ehemannes.
    »Es würde mir nicht im Traum einfallen, Euch diese Bitte abzuschlagen«, sagte der Fremde in diesem Moment. »Natürlich werde ich Euch über den Zeitpunkt des Aufbruchs nach Parma unterrichten. Doch bedenkt eines, werter Graf, die Lübecker haben den Kaiser bereits um eine Audienz ersucht. Treffen die Abgesandten nicht ein, wird man nach ihnen suchen und den Überfall melden.«
    »Was kümmert’s mich? Meine Leute sind wie Wölfe. Sie verschwinden so leise in der Dunkelheit, wie sie daraus aufgetaucht sind. Niemand wird mich hinter dem Anschlag vermuten.«
    »Das mag schon sein, doch wird man eine neue Verabredung mit dem Kaiser treffen, eine neue Abschrift ausstellen und erneut jemanden damit nach Parma entsenden. Dieses Mal dann mit einer kleinen Armee zum Schutz. Was hättet Ihr dadurch gewonnen?«
    Adolf kratzte sich den Bart. »Dann ersuche ich meinerseits den Kaiser um eine Audienz, noch bevor die Lübecker in Parma eintreffen, und setze ihn über die schändlichen Betrugspläne in Kenntnis.«
    »Ein guter Gedanke, gewiss.« Der Fremde machte eine Pause. Er hatte ein verschlagenes Gesicht wie ein Fuchs. Die lange Nase erinnerte wahrhaftig an eine Schnauze. Dann tat er einen Schritt auf Adolf zu und sprach weiter: »Wie aber gefällt Euch dieser Plan: Die Delegation aus Lübeck trifft in Parma ein, legt dem Kaiser die Abschrift vor, aufgrund derer er eine neue Urkunde anfertigen lässt, diese unterzeichnet und mit seinem Siegel versieht.« Bevor Adolf einen erneuten Ausbruch bekommen konnte, fuhr der Mann rasch fort: »In dieser Abschrift aber sind die entscheidenden Passagen, die Lübeck seine Freiheit garantieren und Euch um den Zugriff auf die Stadtherrschaft betrügen, nun, sagen wir, vergessen worden.«
    Adolf starrte ihn mit offenem Mund an. »Wie soll das passieren? Die Lübecker sind nicht blöde, sie sind gerissen. Niemals vergessen sie das, was sie am nötigsten wollen.«
    »Wohl kaum, da habt Ihr recht. Man müsste ein wenig nachhelfen.« Ein böses Grinsen erschien auf dem Fuchsgesicht.
    »Ihr meint …« Ganz allmählich erhellten sich auch die Gesichtszüge des Grafen. »Ihr tauscht das Dokument, welches die Lübecker vorbereiten werden, gegen eines aus, das nur belanglose Gnadenerweisungen enthält. Letzteres unterschreibt Friedrich, die Lübecker ziehen zufrieden ihres Weges und machen dumme Gesichter, wenn ich ihnen sage, dass sie herrenlos sind und ich über die besten Rechtsansprüche verfüge, die Herrschaft zu übernehmen.« Er klatschte in die Hände und lachte laut auf. »Felding, Ihr seid genial!«
    »Danke, werter Graf. Ich hoffe, Ihr besinnt Euch darauf, wenn Ihr in Lübeck Einzug haltet.«
    »Worauf Ihr Euch verlassen könnt.

Weitere Kostenlose Bücher