Die Unvergänglichen: Thriller (German Edition)
leidenschaftliche Abenteuer, das sie gemeinsam begonnen hatten, entwickelte sich langsam zu etwas, das sie zwischen Susie, dem Restaurant, dem Labor und den Rechnungen einschieben mussten.
»Manchmal, wenn ich an unsere Vergangenheit denke, dann kommt sie mir eher vor wie ein Film, den ich mal gesehen habe, als wie etwas, das mir tatsächlich passiert ist«, sagte er. »Ich sehe uns, wie wir uns in Bars betrinken und in runtergekommenen Mietwagen durch Dritte-Welt-Länder fahren. Ich erinnere mich daran, wie wir versucht haben, in dem kleinen Bett mit dem Moskitonetz in Namibia Sex zu haben. Es war unglaublich heiß und immer, wenn einer von uns an das Netz gekommen ist, wurden wir sofort gestochen.«
»Ich weiß, dass es wirklich passiert ist, weil ich am Hintern eine Narbe habe, wo mich die Viecher angenagt haben«, entgegnete sie.
Er grinste und sie saßen einige Minuten lang schweigend da und nippten an ihren Drinks. »Ich muss sie retten, Carly.«
Sie nickte langsam, drehte sich aber nicht um, um ihn anzusehen. »Ich weiß.«
5
Im Norden von Pennsylvania
12. April
Richard überprüfte noch einmal die Karte, die er ausgedruckt hatte, und hielt vor einem Eisentor an, das etwas imposanter aussah, als er erwartet hatte. An einer Steinsäule befand sich eine Gegensprechanlage und er lehnte sich aus dem Fenster, um sie zu aktivieren.
Der mit einem Maschinengewehr bewaffnete Wachmann, mit dem er beinahe gerechnet hatte, tauchte allerdings nicht auf – stattdessen begrüßte ihn eine weibliche Stimme mit leichtem Akzent, die aus dem Lautsprecher hallte.
»Ja? Kann ich Ihnen helfen?«
»Hi, ich bin Richard Draman. Ich habe gestern mit Dr. Mason gesprochen. Wir haben einen Termin.«
»Natürlich, Dr. Draman. Herzlich willkommen.«
Das Tor schwang auf, und er fuhr hindurch und eine gewundene Privatstraße entlang, die durch die Bäume führte.
Die Nervosität, die seit Verlassen seines Hauses stetig in ihm gewachsen war, hatte sich inzwischen in einem flauen Gefühl in seinem Magen manifestiert. Warum auch nicht? August Masonwar der wohl begabteste und rätselhafteste Biologe des letzten Jahrhunderts. Seine Forschungsergebnisse bewirkten noch heute, dass die Menschen den Kopf schüttelten, ebenso wie sein Verschwinden, kurz nachdem er den nach Ansicht der Welt ersten von vielen weiteren Nobelpreisen angenommen hatte. Er war über fünfundzwanzig Jahre verschwunden gewesen, bis er vor wenigen Jahren auf einmal wieder aufgetaucht war und dieses Anwesen gekauft hatte.
Das Haus kam in Sicht, als Richard einen kleinen Hügel hinaufgefahren war. Es war zehnmal so groß wie sein eigenes und stand auf einem Grundstück, das deutlich größer war als die Farm, auf der er aufgewachsen war. Die steinerne Fassade und das dramatisch geschwungene Dach ließen es ein wenig wie ein fehlgeschlagenes Schloss aussehen – eine romantische Illusion, die durch die wunderschöne, dunkelhaarige Frau, die ihm vom Portikus aus zuwinkte, nur noch verstärkt wurde.
»Hallo«, sagte sie und reichte ihm ihre weiche Hand, als er aus dem Auto stieg. »Ich bin Alexandra Covas, Dr. Masons Assistentin.«
Sie musste etwa in Carlys Alter sein, hatte undurchdringliche Augen und einen exotischen Akzent, durch den sie recht geheimnisvoll wirkte. Auch wenn sie nicht sein Typ war, konnte er sich doch vorstellen, warum Mason sein Anwesen so gut wie nie verließ.
Richard folgte ihr in die Bibliothek, wo sie ihn zwischen hohen Bücherregalen stehen ließ. Er wartete etwa eine Minute lang reglos und schweigend, bis das Kribbeln in seinem Magen erneut einsetzte, dann beschloss er, sich abzulenken, indem er sich ein wenig umsah.
An den Wänden hingen Original-Bleistiftzeichnungen von verschiedenen Pflanzen und Tieren wie Erinnerungen an eine elegante Zeit der Entdeckungen, in der es noch keine modernen Geräte wie Kameras gegeben hatte. Er ging bedächtig umher und blieb gelegentlich stehen, um eine besonders eindrucksvolle Insektensammlung oder einen gut erhaltenen Schädel in Augenschein zu nehmen, bis er schließlich vor der Erstausgabe von
Über die Entstehung der Arten
stehen blieb, die unter Glas ausgestellt war. InAugust Masons Studierzimmer zu stehen und sich ein Buch anzusehen, das Charles Darwin persönlich durchgeblättert haben könnte, wirkte nicht gerade beruhigend auf ihn. Zum Teufel, er war sich noch nicht einmal sicher, was er hier suchte. Es war eine lächerliche Verzweiflungstat gewesen, Mason überhaupt anzurufen. Er hätte
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