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Die Unvergänglichen: Thriller (German Edition)

Die Unvergänglichen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Unvergänglichen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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aufgerollten Seile, die auf dem Deck lagen.
    Das seltsame Gefühl der Ruhe, das er noch Augenblicke zuvor verspürt hatte, verschwand, und wurde ersetzt durch all den Zorn und die Frustration, die er seit fast einem Jahrzehnt heruntergeschluckt hatte. Der benommene Schmuggler verwandelte sich auf einmal in alles, was er mit dem Bösen in Verbindung brachte – Susies Angreifer, Sands, seinen besten Freund Chris. Aber vor allem in die Krankheit.
    Er rammte dem Mann die Faust ins Gesicht und verspürte dabei eine derartige Erleichterung, dass er es gleich noch mal tat. Und dann ein drittes Mal. Der Schmuggler ließ das Messer fallen und wehrte die Schläge mit seinen massiven Unterarmen ab. Richard hörte das Klappern des Metalls auf dem Deck und griff blind nach der Waffe, die er gerade noch zu fassen bekam, bevor ihm von hinten ein Arm um den Hals gelegt wurde.
    »Richard!«
    Er erkannte die Stimme seiner Frau, die jedoch klang, als wäre sie sehr weit weg.
    »Richard! Das reicht!«
    Da hielt er inne, ließ das Messer fallen und sackte in sich zusammen, als sein Verstand langsam wieder die Arbeit aufnahm. Carly hielt ihn fest und er konnte ihren Atem spüren, der sich mit der Meeresbrise vermischte.
    Er hätte es getan, da war er sich ganz sicher. Er hätte den Mann erstochen, wenn sie ihn nicht davon abgehalten hätte.
    Sie ließ locker und beugte sich vor, sodass er ihr Gesicht im Sternenlicht sehen konnte. »Ist alles in Ordnung?«
    Er schluckte schwer und nickte, da er keinen Ton herausbrachte. Ihn überkam eine Taubheit, wie er sie seit den durch Biergelage angestachelten Schlägereien in seiner Jugend nicht mehr gespürt hatte. Er hatte geglaubt, dieser Teil von ihm, der den Kiefer des Starspielers einer rivalisierenden Schule gebrochen und den übergriffigen Vater einer Freundin durch eine Glastür gestoßen hatte, wäre seit Langem gestorben. Möglicherweise hatte er sich aber auch nur versteckt.
    Carly schob das Messer mit einem Fuß aus seiner Reichweite und ging um ihn herum, um nach dem fast bewusstlosen Seemann zu sehen. »Wenn er nicht bald wieder zu Bewusstsein kommt, dann weißt du hoffentlich, in welcher Richtung Nordamerika liegt.«

19
    In der Nähe der Cutler Bay, Florida
    22. April
    Er hörte die Welle erst, als sie ihn traf und von den Beinen und in die undurchdringliche Dunkelheit riss. Er stieß gegen etwas, das ein untergetauchter Baumstamm zu sein schien, und wusste einen Moment lang nicht mehr, wo oben und wo unten war.
    »Dieses Arschloch!«, fluchte Richard Draman, als er endlich wieder auftauchte und jede Menge Brackwasser ausspuckte.
    »Du hättest ihn beinahe erstochen«, wies ihn Carly zurecht und packte ihn, als die nächsten Wellen anrauschten. »Da konntest du auch keine Nettigkeiten mehr von ihm erwarten.«
    Der Schmuggler hatte ihnen zwei schlecht geflickte Reifenschläuche gegeben und sie etwa vierhundert Meter von der Küste entfernt abgesetzt, nachdem er ihnen versichert hatte, dass sie nur dem Schein der elektrischen Lichter folgen müssten, um den Strand zu erreichen.
    Doch als die Wolkendecke aufbrach und der drei Viertel volle Mond ihre Umgebung erhellte, sahen sie nicht etwa weißen Sand, sondern den Schatten eines Mangrovensumpfes vor sich. Von ihrer Position aus konnten sie ein dickes Gewirr aus Wurzelnerkennen, das sich etwa fünfzehn Meter lang erstreckte, bis unter dem undurchdringlichen Blätterdach nichts als Finsternis zu sehen war. Wenn sie da hineinliefen und die Orientierung verloren, konnten sie tagelang herumirren. Und falls sie doch hindurchkamen, gab es dann auch wirklich die Straße, von der man ihnen erzählt hatte?
    »Toto, mir scheint, wir sind nicht mehr in Kansas«, sagte Carly und versuchte so, ihn aufzuheitern. Man konnte ihrer Stimme deutlich die Erschöpfung anhören, aber es lag kein Vorwurf darin. Nicht, dass das von Bedeutung war. Es gelang ihm auch so sehr gut, sich die größten Vorwürfe zu machen.
    Warum zum Henker hatte er nicht einfach zugelassen, dass dieses Arschloch mit seinem Messer herumfuchtelte, und sich die ganzen Drohungen angehört? Er hätte nur »Ja, Sir« sagen und ein wenig kuschen müssen, dann könnten sie jetzt schon am Pool im Hilton sitzen. Aber nein. Er musste sich ja ausgerechnet in diesem Moment gehen lassen.
    »Gibt es hier Alligatoren?«, wollte Carly wissen und sah sich beunruhigt um, als sie weiterpaddelten.
    »Woher soll ich das wissen?«
    »Du bist Biologe.«
    »
Mikro
biologe. Wenn es etwas auf der Welt

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