Die Unvergänglichen: Thriller (German Edition)
dazu, sie zu beschützen.
»Fahrt ihr wieder nach Hause? Burt und ich könnten …«
»Nein. Wir versuchen, etwas zu finden, damit es dir besser geht. Daran arbeiten wir.«
»Im Labor? Aber …«
»Kein ›Aber‹, Susie. Manchmal müssen Erwachsene Dinge tun, die nur schwer zu verstehen sind. Selbst für uns.«
Seeger streckte eine Hand aus. »Komm, Schätzchen, wir müssen uns beeilen und zu mir fahren. Deine Eltern haben viel zu tun,und je eher sie damit anfangen können, desto schneller sind sie wieder bei dir.«
Richard und Carly aßen die Überreste der Pizza, die sie bei Susie gelassen hatten, während das Tageslicht langsam durch die Vorhänge ins Zimmer drang. Im Fernsehen liefen die Regionalnachrichten und brachten Meldungen aus einer Welt, in der sie nicht länger zu leben schienen. Die Schießerei in Chris Gradens Haus und dass sie durch sein Tor gerast waren, all das wurde nicht erwähnt. Es war, als würden sie überhaupt nicht existieren.
»Wie viel Geld haben wir noch?«, fragte Richard. Carly saß auf dem Bett und war umgeben von ordentlichen Geldhaufen, die sie gerade noch gezählt hatte.
»Zehntausend und Kleingeld.«
Erneut schwiegen sie, und er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, der protestierend knarrte.
»Wird es ihr auch gut gehen?«, meinte Carly schließlich.
»Ihr wird nichts passieren. Burt kann auf sie aufpassen.«
»Das war früher mal unsere Aufgabe.«
Er reagierte nicht.
»Wir haben jetzt genug, Richard. Chris hat bestätigt, dass alles wahr ist, und wir haben Masons Foto. Das sollte doch reichen, um damit zur Zeitung zu gehen.«
Auch jetzt sagte er nichts.
»Ist das nicht das, was wir wollen? Alles ans Tageslicht bringen?«
Er griff nach der Pizzaschachtel, überlegte es sich dann aber anders, als er merkte, dass er gar keinen Appetit hatte. »Wenn wir alles publik machen, dann haben sie keinen Grund mehr, uns zu suchen. Wir könnten überleben, aber Susie wird es nicht schaffen.«
»Das verstehe ich nicht. Wenn die ganze Welt weiß, was Mason getan hat, dann muss er reden. Er muss erläutern, wie er das geschafft hat.«
»So wird das nicht laufen, Carly. Mason und die anderen werden untertauchen. Es wird eine gewaltige bürokratische Untersuchung geben, in die Gott weiß wie viele Länder verwickelt sind, von denen die Hälfte vermutlich völlig korrupt ist. Und was ist, wenn wir sie zu fassen kriegen? Alle Unternehmen und Universitäten, für die Mason je gearbeitet hat, werden Besitzansprüche anmelden und es wird massenhaft Prozesse geben. Wenn dann endlich alles geregelt ist, wird die Arzneimittelzulassungsbehörde auf kontrollierten Tierversuchen bestehen. Und vergiss die Politik nicht. Angenommen, eine Behandlungsmethode wird jemals wirklich marktreif, wie lange wird das wohl dauern?«
»Länger, als Susie Zeit hat«, gestand sie leise.
»Genau.«
Carly ließ sich auf die schmutzige Tagesdecke fallen und zog den Laptop zu sich heran. Sie blätterte durch die Bilder und er setzte sich neben sie und sah auf den Bildschirm: sie im Restaurant, er im Labor, Kindergeburtstage. Ein anderes Leben.
Es gab ein Kommentarfeld, und sie lasen sich die ersten Nachrufe durch.
»Recht nett«, meinte sie schließlich.
»Ja. So, wie sich unser Leben entwickelt hat, vergisst man schnell die Freunde, die man früher mal hatte. Wer hat die Seite eingerichtet? Eric?«
Sie scrollte nach unten, aber es gab kein Impressum, und die Seite schien auch nicht moderiert zu werden. »Das steht hier nicht.«
Richard starrte einige Sekunden lang auf den Bildschirm, dann setzte er sich auf einmal auf. »Geh noch mal zurück zu den Bildern.«
»Warum?«
»Tu es einfach.«
Rasch sah er sie sich an, dann sprang er vom Bett. »Wirf das Geld in die Reisetasche, Carly. Wir verschwinden von hier.«
»Was?«, erwiderte sie, als er zum Fenster ging und den Vorhang ein Stück beiseiteschob. »Was hast du vor?«
Auf der anderen Straßenseite hielt ein Geländewagen neuester Bauart an und vier Männer mit ernsten Gesichtern stiegen aus und gingen auf das Motel zu.
»Scheiße!«
»Richard«, sagte sie und klang immer panischer, während sie das Geld in die Reisetasche stopfte. »Was ist hier los?«
Er rannte ins Badezimmer und überprüfte das Fenster, doch das war viel zu klein. Selbst Susie hätte da nicht durchgepasst.
»Die Webseite«, erklärte er, während er zu der Tür ging, die ins angrenzende Zimmer führte. Sie war verschlossen. »Das sind alles Fotos aus dem Internet,
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