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Die Unvergänglichen: Thriller (German Edition)

Die Unvergänglichen: Thriller (German Edition)

Titel: Die Unvergänglichen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kyle Mills
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würde.

53
    Wichita, Kansas
    20. Mai
    Der Plan war, sich zu beeilen und in zehn, maximal fünfzehn Minuten wieder verschwunden zu sein.
    Das war jetzt fünf Stunden her.
    Burt Seeger griff nach seiner Kaffeetasse, beschloss dann jedoch, dass er bereits zu viel Kaffee getrunken hatte. Er war auch ohne das zusätzliche Koffein schon nervös genug.
    Der Walmart auf der anderen Straßenseite war durch das Fenster der McDonald’s-Filiale gut zu sehen, und er beobachtete, wie sich das Licht der Nachmittagssonne auf den parkenden Autos spiegelte. Seine Augen und sein Gedächtnis waren nicht mehr so gut wie früher, was es ihm erschwerte, Muster in den Hunderten, wenn nicht gar Tausenden kommender und gehender Kunden zu erkennen.
    Die Leute, mit denen er es zu tun hatte, würden keinen großen Überwachungswagen mitten auf den Parkplatz stellen und einige muskelbepackte, über Funk miteinander verbundene Männer einsetzen. Sie gingen weitaus subtiler vor und würden unsichtbar sein.
    Und so saß er jetzt hier mitten in einem amerikanischen Vorort und hatte das Gefühl, in den Zugang zu einer engen afghanischen Schlucht zu starren.
    Er zog sein Handy aus der Tasche, wählte eine Nummer und hörte schon nach dem ersten Klingeln eine vertraute Stimme.
    »Hallo?«
    »Hey, Susie. Ist alles okay?«
    »Wo
bist
du? Bist du in den Walmart in Frankreich gefahren?«
    Das Grinsen, das sich auf seine Lippen stahl, verblasste schnell wieder. Dass er das kranke achtjährige Mädchen alleine in dem verrosteten Wohnmobil zurückgelassen hatte, heiterte ihn nicht gerade auf.
    »Sie haben gesagt, die bestellten Medikamente wären da, aber das waren sie nicht«, log er.
    »Du hättest mich mitnehmen sollen. Ich weiß, wie alle meine Medikamente heißen. Und damit meine ich nicht nur die Firmennamen. Ich kenne auch die wissenschaftlichen Ausdrücke. Ich kann sie sogar buchstabieren. Ich hätte dir helfen können.«
    »Das weiß ich doch. Aber es wird nicht mehr lange dauern. Spielst du das neue Videospiel, das wir gekauft haben?«
    »Nein. Ich war müde, und ich wollte damit lieber auf dich warten.«
    Unbewusst kaute er auf seiner Lippe herum. Sie hatte ihn angefleht, es zu kaufen, und geschworen, dass sie ihrer Mutter nie verraten würde, dass er ihr gestattet hatte, ein Spiel mit einer drallen Heldin zu spielen, die wandelnden Leichen die Köpfe wegschoss.
    Die meiste Zeit war sie noch immer das begeisterungsfähige kleine Mädchen, das er einen Monat zuvor in seiner Auffahrt kennengelernt hatte. Aber manchmal – im Allgemeinen, wenn sie sich unbeobachtet fühlte – schien sie deutlich blasser auszusehen.
    »Wir können es ja mal zusammen versuchen, wenn ich zurück bin. Weißt du noch, wo die Bücherei ist? Ich habe sie dir gezeigt, sie ist ein Stück weiter die Straße hinunter.«
    »Das kann ich gar nicht vergessen, Burt, ich kann sie doch vom Fenster aus sehen.«
    »Okay, gut. Wenn du in einer Stunde noch nichts von mir gehört hast, dann möchte ich, dass du da hingehst und deine Eltern anrufst. Sag ihnen, dass sie dich abholen sollen.«
    »Wie meinst du das?«, rief sie, und die übermächtige Angst, die alle Kinder ihres Alters davor hatten, alleingelassen zu werden, war ihrer Stimme deutlich anzuhören. »Was machst du denn? Willst du mich zurücklassen?«
    Nein, dachte er. Ich werde sterben.
    Trotz all der Dinge, die er auf den Erziehungswebseiten gesehen hatte, war das vermutlich einer der Fälle, in denen Ehrlichkeit nicht gerade die beste Wahl war.
    »Natürlich lasse ich dich nicht im Stich, mein Schatz. Aber es könnte sein, dass ich wegmuss, damit du nicht in Gefahr gerätst, verstehst du?«
    »Warum musst du weggehen? Hab ich was Falsches gemacht? Das wollte ich nicht. Ich …«
    »Beruhige dich, Susie. Du hast nichts falsch gemacht. Es könnte nur sein, dass wir uns eine Weile nicht sehen. Wie lautet unser Motto?«
    »Ich weiß nicht …«
    »Komm schon. Wie lautet es?«
    »Hab immer einen Plan B.«
    »Genau. Jetzt möchte ich, dass du den Timer an der Uhr stellst, die ich dir gegeben habe. Eine Stunde. Hast du verstanden?«

54
    Wichita, Kansas
    20. Mai
    Burt Seeger machte einen Umweg und ging drei Blocks in Richtung Norden, bevor er die Straße überquerte. Der Bürgersteig war erschreckend leer, denn kaum jemand ging in Amerika noch zu Fuß, sodass er mehr auffiel, als ihm lieb war.
    Er ging hinter einigen Geschäften entlang, die an den Parkplatz des Einkaufszentrums grenzten, schlich am schiefen Zaun an dessen

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