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Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith

Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith

Titel: Die uralte Metropole Bd. 2 - Lilith Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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nicht wahr?
Zum ersten Mal schaltete sich die Rättin in das Gespräch ein. Lady Mina, die bisher nur ein stiller Zuhörer gewesen war.
    »Nein.«
    Emily wurde ungeduldig.
    »Nun sagen Sie schon!«
    »McDiarmid teilte mir mit«, ließ ich die Katze aus dem Sack, »dass die Geschwister Holland Mylady Lilith gekannt haben.«
    Das Mädchen schnappte nach Luft.
    Mylady Lilith!
    Niemals würde auch nur eines der Kinder die weiß geschminkte Frau mit den roten Lippen vergessen können, die von den Waisen furchtsam und hinter vorgehaltenen Kinderhänden Madame Snowhitepink genannt worden war. Hin und wieder war die boshafte Mylady im Waisenhaus aufgetaucht, hatte gegen Bezahlung eines der Kinder mit sich genommen und erst nach etlichen Stunden zurückgebracht. Nach diesen Ausflügen war keines der Kinder, weder Junge noch Mädchen, je bereit gewesen, über das Erlebte zu sprechen.
    »Kinder«, hatte Madame Snowhitepink zu bemerken gepflegt, »sind eine Plage.«
    Ihre hellen Katzenaugen hatten jedes der Waisenkinder eindringlich gemustert, bevor sie eines von ihnen dazu auserwählt hatte, sie zu begleiten. Jene Katzenaugen, die Emily später an der Seite des Lichtlords gesehen hatte, im tiefen Schneegestöber vor der Kathedrale von St. Pauls, als ihr klar geworden war, dass Madame Snowhitepink niemand anders war als Lilith, die Gefährtin des gefallenen Engels Lucifer. Wahre Liebe, hatte Emily damals unzusammenhängend und verwirrt gedacht, gibt es also auch unter wirklich bösen Menschen und Engeln. Doch war Madame Snowhitepink wirklich so böse gewesen, wie sie es immer gedacht hatte? Zeugten nicht die alten Geschichten davon, dass sie und Lucifer zu tiefen Empfindungen fähig gewesen waren? Dass ihnen so großes Unrecht widerfahren war, dass ihnen gar nichts anderes übrig geblieben war, als sich so zu verhalten, wie sie es nun einmal getan hatten?
    Wie dem auch gewesen sein mochte.
    Eliza hatte Lilith gekannt.
    War im Waisenhaus gewesen.
    Niemals, dachte Emily, können dies alles Zufälle sein.
    »McDiarmid glaubt«, offenbarte ich ihr, »dass Eliza Holland dem Reverend und Madame Snowhitepink, wie Sie sie damals immer genannt haben, bei diversen Experimenten assistiert hat.«
    Emily dachte an die Geschichte, die Aurora ihr erzählt hatte. An die geflüsterten Geständnisse, in denen von einem Haus mit langen Treppen und dunklen Korridoren die Rede gewesen war.
    »Sie sehen also, dass McDiarmid berechtigte Zweifel an Miss Hollands Loyalität uns gegenüber hegte.«
    »Warum haben Sie mir nichts davon gesagt?« Ganz vorwurfsvoll sah Emily mich an.
    »McDiarmid …«
    »Ja, ich weiß, er hat Sie darum gebeten. Aber das beantwortet nicht meine Frage.«
    »Wir wollten nicht, dass Miss Holland uns verdächtigt, Zweifel an ihrer Redlichkeit zu haben. Wenn Sie, Emily, davon gewusst hätten, so wäre Ihr Verhalten Eliza Holland gegenüber ein anderes gewesen. Glauben Sie mir, sie hätte durchschaut, dass etwas nicht in Ordnung ist.«
    »Sie haben mich benutzt!«
    »Als McDiarmid mich kontaktierte«, versuchte ich ausweichend eine Erklärung, »da hatte es bereits die ersten Todesfälle in der uralten Metropole und der Stadt der Schornsteine gegeben. McDiarmid verdächtigte die Wiedergänger. Doch sind Wiedergänger Geschöpfe, die im Schatten anderer Menschen auftreten und versteckt handeln. Sie beeinflussen und intrigieren, halten sich selbst jedoch im Hintergrund.«
    »Und Eliza?«
    »Ist ein kleiner Teil in einem Räderwerk, das zu durchschauen uns noch nicht gelungen ist.«
    »Das sollten Sie mir erklären.«
    In der Tat
, sagte Lady Mina.
    Nun denn.
    »McDiarmids Spitzel, von denen, das können Sie mir glauben, es nicht wenige gibt«, begann ich, »sind vor einigen Monaten auf die Spur eines alten Bekannten gestoßen, der vor nicht allzu langer Zeit eine Reise nach London unternommen hat. Der Graf von Saint-Germain, von dem wir annehmen, dass er ein Wiedergänger sein könnte, stieg für zwei Nächte im Savoy ab und traf sich dort mit den Geschwistern Holland zu langen Gesprächen.«
    »Wissen Sie, worüber sie sprachen?«
    »Fragen Sie mich nicht!«
    Emily zog ein Gesicht.
    »Und was sagt uns das jetzt?«
    Ich zuckte die Achseln.
    »Der Graf von Saint-Germain, so munkelt man, hat einst Kontakte zum Hause Mushroom gepflegt.« Genau hier schloss sich der Kreis. »Ja, Sie haben richtig gehört. Lord Mushroom und der Graf von Saint-Germain kennen einander.«
    Emily versuchte ihre Gedanken zu ordnen. Alle an diesem Spiel

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