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Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Titel: Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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schien sich zu schließen.
    Emily dachte an den Augenblick, als sie der Ratte zum ersten Mal begegnet war. In der Küche des Waisenhauses von Rotherhithe war dies gewesen. Und Hyronimus Brewster hatte sie darum gebeten, auf eines der kleinen Kinder ein wachsames Auge zu haben. So hatte sie ihre Schwester Mara kennen gelernt, von ihrer Entführung erfahren. Und später dann, als sie aus dem Waisenhaus in die Nacht geflohen war, da hatte ihr Lord Brewster in der U-Bahn beigestanden und sie die Bekanntschaft eines mürrischen Alchemisten machen lassen, der sich fortan ihrer angenommen hatte.
    »Er ist also einer Eurer Lakaien gewesen. Die ganze Zeit schon.« Nur Verachtung hatte Emily für die Ratte übrig.
    »Warum die Maskerade?« Diese Antwort war er mir schuldig, und das wusste er ganz genau.
    »Du hast es noch immer nicht verstanden.« Fast schien er enttäuscht zu sein. »Und Tristan?« Er schüttelte den Kopf. »Nichtsdestotrotz habt ihr beide eure Rollen gespielt, bis zuletzt.«
    »Sie werden uns töten.«
    Gabriel, in dessen Augen nun Dunkelheit loderte, wendete sich Emily Laing zu. »Natürlich werde ich das. Euch am Leben zu lassen wäre, nach all dem, was ihr gesehen habt, nicht länger von Vorteil.«
    »Warum habt Ihr Euch meiner angenommen?«, wollte ich wissen und dachte an all die Lektionen und all die Gespräche, in denen ich mich ihm offenbart hatte, weil ich geglaubt hatte, ihm Geheimnisse anvertrauen zu können.
    »Weil du ein Trickster bist, Mortimer. Weil dies von Beginn an unser Plan war. Die Black Friars regeln die Dinge in London. Dort und auch in den anderen Metropolen. Doch gibt es immer wieder Trickster, die sich nicht in den Orden einfügen wollen. Und es wäre doch schade, deren Talente nicht trotzdem zu nutzen.«
    Mir schwindelte.
    Konnte das sein?
    War es möglich, dass ich mein ganzes Leben lang an eine Lüge geglaubt hatte?
    »Die meisten der Trickster, die sich den Black Friars verschlossen haben, durften die Bekanntschaft eines gewissen Magister McDiarmid machen. Er nahm sie mit nach Prag, wo er sich ungestört um ihre Ausbildung kümmern konnte. Und jeder Trickster, der ihn kennen lernte, vertraute ihm. Mal dauerte es länger, mal nicht. Aber am Ende schenkten sie mir alle ihr Vertrauen. Es waren Kinder wie du, Mortimer, deren ich mich angenommen habe. Enttäuschte, verwaiste Gestalten, deren Herzen förmlich danach schrien, irgendjemandem vertrauen zu können. Ihr wurdet erwachsen, und mit den Jahren wuchs auch euer Vertrauen in mich. Hatte ich euch nicht so viel Gutes getan?« Er sah jetzt auch Tristan Marlowe an. »Wie hättet ihr mir da nicht vertrauen können?« Er lächelte. »Aber so ist das Leben, Mortimer. Die Leichtgläubigen werden immer bestraft. Irgendwann. Das ist schon immer so gewesen. Manche Dinge ändern sich eben nie.«
    »Wozu das alles?«
    »Die Black Friars steuern die Geschicke in den uralten Metropolen dieser Welt, und wir erhalten als Lohn etwas, das nahezu so kostbar ist wie das Leben selbst.« Eine geteilte Zunge leckte über die schmalen Lippen. »Der Träumer ist schwach, und doch konnte er eine ganze Welt erschaffen. Ich habe dem Träumer damals vertraut, so wie du mir vertraut hast.« Er klang verbittert, als er sagte: »Vertrauen, Mortimer, wird niemals belohnt.«
    »Warum das Versteckspiel?«
    »Ist das nicht klar?«
    »Ich will es aus Eurem Mund hören.«
    »Du wurdest schon immer in meine Intrigen eingespannt, Mortimer. Und du, Tristan, ebenso. Hast du etwa geglaubt, dass es ein Zufall war, Miss Laing über den Weg zu laufen?« Er schaute das Mädchen an. »Das Kind verdankt seine Existenz dem Plan der Mala’ak ha-Mawet. Dich, Mortimer, habe ich einzig und allein dazu benutzt, den Lichtlord zu zerstören. Gegen den Nyx habt ihr gekämpft, und als Lucifer geschwächt war, da haben ihn die Mala’ak ha-Mawet überwältigt.« Er grinste breit. »Alles, was du jemals getan hast in deinem Leben, hat nur meinen Plänen gedient. Du bist ein nützliches Werkzeug gewesen. Wie alle Trickster, die sich den Black Friars widersetzt haben.« Er machte ein trauriges Gesicht. »Nun ja, jene mit weniger ausgeprägten Talenten und solche, die frühzeitig hinter unser Geheimnis gekommen sind, durften schon bald die Bekanntschaft des Nyx machen. Du hast sie gesehen, in der Abtei der Black Friars. Du weißt, was aus ihnen geworden ist.«
    Die menschenhaften Rattlingswesen.
    »Du warst die Hand, die meine Lügen in London ausgeführt hat. Muss ich erwähnen, wie dankbar

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