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Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen

Titel: Die uralte Metropole Bd. 3 - Lumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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bestimmt ist. Es gibt mehr als eine Geschichte, die von den Schicksalen der Menschen kündet, die es gewagt hatten, die Ruhe der Lade zu stören.«
    »Mit anderen Worten«, unterbrach ihn Emily unsanft, »es sollte der Lichtlord sein, der die Lade berührt.« Sie hatte einige dieser Geschichten gehört. Wollte gar nicht daran erinnert werden.
    »Wenn sie wirklich eine Waffe enthält, einen Zauber oder was auch immer«, sagte Tristan Marlowe, »dann wird der Lichtlord der Einzige sein, der dieses Ding zu nutzen weiß.«
    »Und wenn Eliza ihn noch nicht gefunden hat?«
    »Dann, denke ich, haben wir ein echtes Problem.«
    »Na, klasse.«
    Mit dieser durchaus entmutigenden Tatsache vor Augen brachten wir das letzte Stück des Weges hinter uns. Der Aufstieg schien kein Ende zu nehmen. Wir setzten einen Fuß vor den anderen, kletterten rostige Leitern hinauf, nur um uns in neuen Gängen wiederzufinden.
    Doch dann, am Ende, ging der feuchte Tunnel in einen behauenen Korridor aus Sandstein über, einen Pfad, der in mühseliger Kleinarbeit aus dem Felsen gehauen worden war.
    Plötzlich befanden wir uns in einer anderen Welt.
    An einem Ort, der ursprünglich in Jerusalem gelebt hatte.
    Damals.
    Vor langer, langer Zeit.
    »Das«, murmelte ich, »ist also das Schloss.«
    Schmale Wasserkanäle waren in das spröde Felsgestein geschlagen worden, Kanäle, die eisig kaltes Wasser von den Zinnen des Schlosses in die Tiefen leiteten. Nabatäische Graffiti waren auf die Wände gemalt und zeigten Geschichten, die heute niemand mehr zu erzählen wusste. Pflastersteine waren in den Boden eingelassen worden.
    Den Eingang zum Schloss zierte ein gewaltiger Bogen.
    Und als wir die Schwelle übertraten und unter dem Bogen hindurchschritten, da stellten wir fest, dass wir den Tempel gar nicht erst würden suchen müssen.
    Das Schloss war der Tempel.
    So einfach.
    Und doch mysteriös.
    Nur von außen nämlich war die Festung eine Burg, die Kirchen, Palast und ein Kloster beherbergte.
    Tief im Inneren des Schlosses aber trugen mächtige Säulen die hohen Decken aus Marmor. Palmengärten luden zum Verweilen ein, und bunte Vögel nisteten in den grünen Oasen. Es war hell im Tempel, ohne dass dieses Licht eine erkennbare Quelle besessen hätte. Es gab Kerzen und Lampen und Becken mit brennendem Öl, doch dies alles allein schien nicht ausreichend zu sein, um das mächtige Bauwerk zu illuminieren.
    »Da sind wir also«, bemerkte Emily lakonisch.
    Der Tempel des Salomon, der niemals wieder in seine Heimat zurückgekehrt war, wirkte verlassen.
    Langsam wagten wir uns hinein.
    Hinter jeder Ecke vermuteten wir einen uns auflauernden Engel.
    »Wenn er nicht rechtzeitig aus Jerusalem fortgegangen wäre«, bemerkte Tristan Marlowe, »dann wäre der Tempel wohl ein Opfer der Flammen geworden.«
    Emily sagte nichts darauf. Früher hätte sie niemals gedacht, dass Gebäude sich ein neues Zuhause würden suchen können. Inzwischen war sie eines Besseren belehrt worden.
    »Ich spüre etwas«, sagte sie unvermittelt.
    »Was ist es?«
    Tristan Marlowe lauschte in die Stille, die nur von unseren Schritten durchbrochen wurde.
    »Es ist ein Raubvogel. Mit einem kalten Herzen.«
    Ich machte: »Hm.«
    »Ist das alles?«
    »Ja.«
    »Hm?«
    Ich nickte zur Bestätigung. »Hm!«
    Wir gingen weiter.
    Vorsichtig.
    Sachte.
    Kammern für rituelle Waschungen mündeten in prachtvolle Schatzhäuser. Seidengräber reihten sich an ein Nymphaeum. Weiße Giebel schmückten gehörnte nabatäische Kapitelle. In einem kleinen Tetrapylon schwebten fischartige Wesen mit Flügeln in der Luft.
    Anfangs erblickten wir weder Engel noch Kokons von der Art, wie wir sie aus dem Himmel der Urieliten am Oxford Circus kannten.
    Dafür aber gelangten wir in ein riesiges Säulenatrium.
    Ein hölzerner Schrein befand sich in der Mitte des Raums, und auf diesem Schrein, den zwei bronzene Sphinxe schmückten, da wuchs eine Pflanze, deren Wurzeln sich knorrig um den Schrein wanden. Die sich mit dornenartigen Auswüchsen in dem Holz festkrallten. Die Stängel und Wurzeln schienen förmlich zu atmen. Aus den Blüten, die dunkelrot und offen waren, reckten sich Auswüchse, die wie die Fühler eines Nachtfalters die Umgebung überwachten.
    »Die Menora«, sagte Tristan Marlowe leise.
    Als habe die Pflanze ihn diesen Namen nennen hören, bewegten sich die dürren Äste, und die Wurzeln klammerten sich fester an den Schrein.
    »Und dies muss die Lade des Bundes sein.« Sie war kleiner, als Emily sie sich

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