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Die uralte Metropole Bd. 4 - Somnia

Die uralte Metropole Bd. 4 - Somnia

Titel: Die uralte Metropole Bd. 4 - Somnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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Herzen der Engel.
    Lucifer drehte sich zu Lilith um. Sein Gesicht schimmerte gelb im Schein der brennenden Herzen. Lilith ging auf ihn zu. Auch sie verneigte sich vor dem Träumer.
    Das Entsetzen in den Augen der Engel war etwas, was die Welt noch nie zuvor erblickt hatte.
    Dann aß Morpheus die brennenden Herzen.

    Feuer benetzte ihm die Lippen.
    Er verzehrte die Seelen der Engel.
    Und die geflügelten Scharen des Himmels sanken im Aufflackern eines einzigen Augenblicks zu Boden. Ihre Leiber färbten sich schwarz und verdorrten auf der Stelle. Denn alle hatten sie ihr Herz fortgegeben. Sie hatten dem Lichtlord vertraut.
    Lucifer.
    In dessen Brust noch ein Herz schlug.
    »Es ist vorbei«, sagte der Lichtlord.
    Und Morpheus, der sich das Feuer von den Lippen leckte, war zufrieden. Er ging zu den Leichnamen der Engel, schritt zwischen ihren Überresten durch den Schnee, und seine vielen Gesichter sahen alle zufrieden aus.
    Scarlet stand wie angewurzelt da. Sie zitterte am ganzen Leib. Mir ging es kaum anders.
    »Haben Sie beide wirklich geglaubt, ich sei so dumm?«, wandte Lucifer sich an uns.
    »Was sollte das?«, fragte ich.
    Scarlet hielt noch immer meine Hand.
    »Sie sind ein Verräter!«, schrie ich den Lichtlord an.
    Er zuckte die Achseln. »Ich habe zu lange gekämpft«, sagte er. »Ich bin jetzt der allerletzte Engel. Ich liefere Morpheus die letzten Engel aus, alle auf einmal, und er gibt mir, was ich mir wünsche. Das war unser Deal.« Er lächelte spitz. »Wie ich Ihnen vorhin sagte: Es ist immer ganz einfach. Einer gewinnt, einer verliert.« Er schaute hinüber zum Träumer, der die Leichname betrachtete.
    »Sie haben sie alle getäuscht.«
    Die toten Engel spiegelten sich in den Augen des Lichtlords. »Ha, ich versprach ihnen ein neues Paradies, und sie
glaubten mir. Ich bin des Kämpfens müde. Ein Kampf gegen IHN?« Er schaute zu Morpheus. »Das ist verrückt. Ich versprach ihnen einen Sieg.« Er betrachtete all die toten Engel. »Nun ist es vorbei.«
    »Was ist Ihr Lohn?«
    »Ich bin der letzte Engel«, sagte er erneut. »Der einzige Engel auf Erden. Ich werde leben, mit Lilith an meiner Seite. Und Virginia wird auch leben.« Er zeigte keinerlei Reue. »Die Welt kann ohne Engel auskommen.«
    Morpheus sah uns an. Er schnippte mit den Fingern.
    Wir erwachten.
    Im Plaza .
    In der wirklichen Hölle.
    Noch immer standen wir in dem Korridor.
    Die Engel im Zimmer 1648, die eben noch in den Kokons geschlafen hatten, waren jetzt alle tot. Ihre Augen waren vertrocknet und leer. Sie hatten eben noch gegen die Dreamings gekämpft, und nun waren sie im Traum gestorben. Das war also das Ende.
    Morpheus ging auch hier zu ihnen hin, berührte sie. Sofort zerfielen sie zu Staub.
    Scarlet betrachtete Lucifer und Lilith. Virginia Dare wirkte erleichtert.
    »Was ist mit meinem Vater?«, fragte Scarlet benommen.
    Lucifer starrte sie an. »Sie haben gar nichts verstanden, Miss Hawthorne, gar nichts.«
    »Wo ist er?«
    »Wir werden später zu ihm gehen«, sagte klirrend kalt Virginia Dare.
    »Warum haben Sie mich hergebracht?«
    »Um die Engel, meine Brüder und Schwestern, zu täuschen«,
sagte er, als sei es eine Selbstverständlichkeit. »Die anderen Engel mussten mir aus freien Stücken ihre Seelen geben, das, was ihnen die Aura, ihr Herz war. Sie glaubten, dass wir Morpheus in die Falle gelockt hatten. Dass er Ihnen, Miss Hawthorne, bis in den Traum gefolgt sei. Sie glaubten, dass ich ihn töten würde, sobald ich die Kraft aller Herzen in Händen hielt.« Er lachte. »Aber alles ist doch immer nur der Teil eines Plans in einem anderen Plan. Sonst ist es kein Plan.«
    Scarlet schwindelte.
    Man hatte sie benutzt.
    Die ganze Zeit über hatte sie getan, was man von ihr erwartet hatte. Die ganze Zeit über …
    »Ihr Vater war der andere Köder. Der Köder, mit dem wir Sie köderten.«
    Virginia lächelte süß. »Der Köder für den Köder, sozusagen.«
    Scarlet hielt sich an der Wand fest. Ich stützte sie.
    »Wittgenstein glaubte, dass er den Engeln half, aber in Wirklichkeit war es der beste Trick aller Zeiten.« Lucifer war sichtlich stolz auf das, was er da getan hatte.
    Und Scarlet begann zu verstehen.
    Endlich.
    Leider.
    Es war, wie Lucifer bereits gesagt hatte: völlig einfach. Der Träumer vergiftet ihre Mutter und erteilt aus ihrem Munde Scarlet den Auftrag, Mortimer Wittgenstein zu suchen. Dann macht sich Scarlet auf die Suche. Gemeinsam mit Keanu folgt sie der Spur bis nach New York und führt Morpheus in die

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