Die Vampir-Brüder
öffnete sich eine der Türen. Durch den Anprall kippten Flaschen um und fielen zu Boden, wo sie zerbrachen.
Öl, Essig und andere Flüssigkeiten liefen aus. Sie bildeten eine Lache zwischen den Scherben. Dieses Bild brachte Sheila auf eine Idee.
Evelyn war jetzt unwichtig geworden. Sie schleuderte die Frau auf das kleine Fenster zu und schrie: »Bleib dort stehen!« Dann fiel sie fast auf den Boden, als sie mit einer Hand noch einer Scherbe griff, die groß genug war und eine dreieckige Form aufwies, fast wie eine Messerklinge.
Es war Sheila egal, ob sie sich schnitt oder nicht. Auch wenn ihr Handballen blutete, jetzt gab es andere Dinge, die gerichtet werden mussten.
Sie schrie und griff an!
Lorna wich nicht zur Seite. Sie hatte auch mehr auf die wimmernde Evelyn geschaut, die am Boden lag, und so bekam sie den Stoß mit der Scherbe voll mit.
Sheila hatte auf den Hals gezielt und auch getroffen. Plötzlich steckte das Dreieck in der Kehle fest, und der Kopf der Blutsaugerin ruckte nach hinten.
Blut quoll aus der Wunde, während zugleich ein Röcheln ihren weit offenen Mund verließ.
Ob sie vernichtet war, das stand nicht fest. So etwas konnten auch Blutsauger verkraften, aber sie war zumindest abgelenkt, und die Zeit wollte Sheila nutzen.
Dass der Ballen ihrer rechten Hand blutete, war ihr gleichgültig. Auch dass einer der Galkas an der Tür erschien. Sie wollte durch das Küchenfenster fliehen. Es war glücklicherweise groß genug. Zunächst musste Evelyn ins Freie geschafft werden.
Irgendwie hatte sie gespürt, dass es eine Chance gab, das Leben zu retten. Sie stemmte sich aus eigener Kraft in die Höhe. Sheila sah, dass sie aus einer Wunde am Hals blutete. Galka hatte sie angekratzt, aber nicht blutleer gesaugt.
Sheila riss das Fenster auf.
»Raus!«, brüllte sie.
Geschirr und eine alte Menage flogen zur Seite. Sheila riss den Vorhang ab und gab Evelyn, die schon kletterte, aber noch zu langsam war, einen heftigen Stoß, der sie durch das Fenster katapultierte. Mit dem Kopf nach vorn fiel sie in das Dunkel hinein. Wo sie aufschlug, war jetzt unwichtig. Es galt nur, ein Leben zu retten.
Auch Sheila wollte hinausklettern.
Plötzlich schien ihr Kopf in Flammen zu stehen. Ein irrsinniger Schmerz durchzuckte ihn.
Sie hatte sich nicht umgedreht, aber sie wusste genau, was mit ihr passiert war.
Galka hatte bei ihr ebenso reagiert wie bei Evelyn. Sheila’s Haare wuchsen zwar nicht so lang, aber sie waren lang und dicht genug, um sie für die Aktion gebrauchen zu können.
Schmerz und Druck. Das Lachen. Sie konnte sich nicht wehren und wurde mit brutaler Gewalt nach hinten gezogen. Jemand rammte seinen Fuß gegen ihre Beine. Sheila verlor den Halt. Sie fiel nach hinten, ihre Haare wurden losgelassen, dann prallte sie wuchtig auf den Rücken und blieb geschockt liegen.
Galka stand neben ihr.
Aus seinen toten Vampiraugen glotzte er auf sie nieder. Um seine Zähne herum lag ein gelblicher Geifer, der zu seinem Kinn rann.
Er hob den rechten Fuß an und stellte ihn auf Sheila’s Bauch. So hart, als wollte er die Eingeweide zusammendrücken.
»Und jetzt trinke ich dein Blut...«
***
Bill Conolly hatte nichts gesehen. Er musste sich auf seine Ohren verlassen. Was er allerdings hörte, ließ die Welt schon wieder um einiges besser aussehen.
Suko war da.
Aber auch einer der beiden Galka-Brüder. Warum er in die Kirche geflüchtet war, wusste Bill nicht. Vielleicht vermutete er hier besseren Chancen.
Die Schritte kamen näher, erreichten den Schacht. Bill hatte sich mit dem Rücken gegen die Wand gepresst und schaute in die Höhe, weil er unbedingt den Rand sehen wollte.
Dort sah er die Bewegung. Für einen Moment sah sie aus wie ein tanzender Schatten, der schon etwas Kasperleartiges an sich hatte, aber nicht an der Stelle stehen blieb und einen Schritt nach vorn ging.
Der ist verrückt, dachte Bill noch, und dann fiel der Vampir in die Tiefe.
Bill war jetzt froh, dass er sich bis an die Schachtwand zurückgezogen hatte, sonst wäre der verdammte Körper auf ihn gefallen.
Er erwischte ihn nicht. Wie ein Stein so schwer schlug er auf den Boden. Bill kannte sich aus. Der Vampir war nicht mit einem Menschen zu vergleichen. Die Schmerzen, die er, Bill, nach dem Fall gespürt hatte, waren bei dem Vampir nicht vorhanden.
Er kam wieder hoch. Er wollte Blut. Endlich das Blut eines Menschen. Trotz der Dunkelheit las der Reporter in den toten Augen die verdammte Gier, und er lachte scharf auf.
Dann zog
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