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Die Vampire

Titel: Die Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Newman
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enervierend. Dickies empörte Verlobte spürte sie auf Zypern auf. Sie brachte Anschuldigungen vor, die Tom verletzend und beleidigend fand. Um die Sache zu klären, fuhren Tom und Dickie eines Nachts zum Reden mit einem Boot hinaus, und Tom stieß Dickie ein abgebrochenes Rundholz in die Brust. Da er noch nicht lange genug tot war, um zu Staub zu zerfallen, war er losgegangen wie verdorbenes Fleisch. Tom hatte ihn über die Seite gehievt und zugesehen, wie er unterging.

    Er drehte es so, dass Dickie anscheinend auf der verrückten Suche nach dem Ursprung von Chriseis’ Blutgeschlecht zu einer nicht bestimmbaren griechischen Insel aufgebrochen sei und Tom ein kleines regelmäßiges Entgelt für die »Instandhaltung des Hauses« angewiesen hatte. Wichtiger noch, Dickie hatte schriftliche Anweisungen hinterlassen, dass Tom seine Reisegarderobe benutzen dürfe. Niemand war glücklich darüber, besonders die Verlobte und ihre Familie nicht. Die Polizei wurde eingeschaltet, aber die Ermittlungen und Unterstellungen führten ins Leere.
    Dickie war bereits verstorben, also konnte keine Morduntersuchung angestellt werden. Griechenland zählte zu den Ländern, die es versäumt hatten, ihre Gesetze an den Umstand von wandelnden Toten anzupassen. Wenn jemand wegen Mordes hätte gesucht werden können, dann der unauffindbare Chriseis. Die Behörden hatten wenig Anreiz, nach einer Leiche zu suchen, die wahrscheinlich ohnehin schon bis zur Unkenntlichkeit verwest war.
    Das Geld brachte Tom nach Italien und spülte ihn schließlich, trotz seiner Abneigung, sich noch einmal mit den Toten einzulassen, in den Palazzo Otranto.
    Und zu Penelope.
    Sie war schon lange tot gewesen. Dickie hätte gesagt, sie würde wissen, wie der Hase läuft. Von nahem blieb einem ihr Alter nicht verborgen. Ihre Haut war weiß, aber mit einem Stich ins Blaue, der auf Verfall hindeutete. Wenn sie mit Silber gekratzt wurde, nahm Tom an, würden ihre Wunden sich schälen und schwären. Ihr Gesicht und ihre Figur waren vollkommen, aber sie hatte Narben auf den Brüsten und dem Bauch, grellrote Kreise, wie Einschusslöcher.
    Auf Malta wurde er von einem englischen Subalternoffizier angesprochen, der ihn zunächst seiner Kleidung wegen für Dickie hielt, mit dem zusammen er auf der Schule die Prügelstrafe erduldet
hatte. Der junge Militär hatte ein Päckchen dabei, das er aus England mitgebracht hatte, um eine Schuld abzutragen. Es sollte einem Exilanten in Rom übergeben werden. Tom wurde die Benutzung eines bereits gebuchten Zimmers im Rinascimento in Campo de’ Fiori in Aussicht gestellt, wenn er das Päckchen überbrachte. Tom hatte ohnehin vorgehabt, nach Rom zu gehen, und auf diese Weise dorthin zu kommen, war ihm durchaus recht.
    Er war natürlich verlockt gewesen, einen Blick in das Päckchen zu werfen. Es war klein genug, um einen Füllfederhalter oder ein Spritzbesteck zu enthalten. Die umständliche Methode der Zustellung deutete in seinen Augen darauf hin, dass es sich um einen Gegenstand auf dem Weg zu seinem neuen Besitzer handelte, vielleicht ohne dass der alte sein Einverständnis gegeben hatte.
    Die Empfängerin war Penelope Churchward. Sie trafen sich in seinem Hotel, und er übergab ihr das Päckchen, bei dem es sich ihren Worten zufolge um ein Verlobungsgeschenk handelte. Anschließend sprach sie eine Einladung aus, die er einige Tage später dankend annahm. Er wusste vom ersten Moment an, dass sie Interesse daran hatte, sein Blut zu trinken. Dies war eine verhältnismäßig neue Erfahrung für ihn, aber er gewöhnte sich langsam daran. War er einer von den Männern, die Tote anzogen?
    Penny fand Tom nicht nur wegen seines Blutes nützlich. Ihre Position im Haushalt des principe war nicht näher definiert. Sie kümmerte sich um alles und war ebenso sehr Haushälterin wie Hausherrin. Es gab ständig Aufgaben für Tom, etwa diese tote Kuh Malenka durch Horden hingerissener Bewunderer zu fahren oder am helllichten Tag in der Stadt Waren zu besorgen. Er hatte nichts dagegen. Es hatte seinen Vorteil, zum Gefolge des principe zu gehören und dennoch weiterhin am Leben zu sein.
    Wenn sie sein Blut trank, war sie ebenso hilflos wie Dickie; sein Geschmack benebelte sie ganz genauso. Aber sie war fordernder, durstiger. Ihre roten Küsse erschöpften ihn. Er fragte sich, wie
lange sie sich noch halten konnte. Manchmal machte es Spaß mit ihr. In ihren warmblütigen Tagen war sie mit Whistler und Wilde bekannt gewesen, wenngleich sie deren Werke

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