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Die Vampire

Titel: Die Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Newman
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krank war, hat er … hat er für mich gestohlen.«
    »Sie möchte, dass du ihn tötest«, sagte Marcello.
    »Wie einen kranken Hund. Um ihn von seinem Leid zu erlösen.«
    Kate weinte. Hoffentlich waren ihre Tränen nicht blutig.
    Cabiria umarmte Dondi, der nur ein wenig kleiner war als sie, und versuchte, seinen Kopf an sich zu drücken. Er machte den Mund weit auf, um ihr in die Brust zu beißen.
    Kate zog ihn von Cabiria weg und drehte ihm den Kopf nach hinten. Die Halswirbelsäule brach, aber das reichte nicht. Mit verdrehtem Kopf kroch Dondi auf sie zu. Seine Kiefer arbeiteten wie Mandibeln. Er wurde von lebendem Fleisch angezogen wie eine Biene von Pollen. Sein Gehirn war von allem entleert, was
ihn zu einem Menschen machte, aber die Instinkte waren noch vorhanden.
    Schluchzend suchte Kate sich einen Stein und zertrümmerte den Kopf des toten Jungen zu Brei. Sein Körper zuckte, hörte aber langsam damit auf. Was immer übrig gewesen war, schwand dahin.
    Sie brauchte einen Moment, um sich wieder zu fassen.
    »Wir müssen gehen, Cabiria. Bist du denn sicher?«
    Cabiria lächelte schief und zog die Schultern hoch, zog sich die Strickjacke eng um den schmalen Körper.
    »Ist nicht weit von hier«, sagte sie. »Wo ich wohne.«
    Kate gab ihr mehr Geld, als vernünftig gewesen wäre. Cabiria sah traurig darauf hinab.
    »Machen Sie mich wie Sie«, bat sie. »Wenn ich mich verwandle, dann will ich kein Zombie sein. Ich will weiter fühlen. Weiter Cabiria sein. Und kein Hund, der wie eine Frau aussieht. Kein Dondi.«
    Kate biss sich auf die Lippen.
    »Ich kann nicht«, sagte sie.
    Wofür hob sie sich auf? Die Jungfräulichkeit war ihr lästig gewesen, ein alberner Zustand, und sie hatte sie zweimal verloren, nachdem das Jungfernhäutchen bei ihrer Verwandlung wieder zugewachsen war. Sie hatte das Blut von Kindern getrunken, hatte getötet, wenn es nötig gewesen war (und vielleicht auch, wenn es ohne gegangen wäre), hatte viele geliebt.
    Warum hatte sie niemandem den dunklen Kuss gegeben? Warum hatte sie nie Fangkinder gekriegt?
    Sie hätte Charles ihr Blut gegeben, hatte ihm angeboten, ihre Venen für ihn zu öffnen. Warum nicht dieser Warmblütigen, die niemanden hatte?
    Es war kein Fluch. Es war eine Chance. Sie gehörte noch zu Gott. Sie gehörte noch sich selbst. Das war nicht der Tod, es war das Leben.

    Es ging ganz einfach.
    Aber sie konnte nicht.
    Und sie konnte es nicht erklären.
    Cabiria lächelte wieder traurig und rieb sich mit dem Pelzkragen die Bisse.
    »Ist auch egal.«
    »Ciao, Cabiria.«
    »Wiedersehen, Kate.«
    Kate küsste Cabiria und stieg wieder in den Ferrari. Marcello fuhr los. Kate wollte nicht zu der gebeugten Gestalt zurücksehen, die sich langsam von den morti viventi entfernte und nach der Wärme eines Feuers suchte. Sie wollte nicht, aber sie musste.

13
Alte Lieben
    G eneviève konnte auf sich aufpassen, und Bond war für so etwas ausgebildet. Beauregard brauchte sich eigentlich keine Sorgen zu machen. Brastow hatte wahrscheinlich gar nichts davon, sie liquidieren zu lassen, wie man das in diesen von Fachausdrücken begeisterten Zeiten nannte. Winthrop würde zuminausdrücken begeisterten Zeiten nannte. Winthrop würde zumindest auf einem Vergeltungsschlag bestehen - ihren Spitzenmann in London umbringen lassen, wahrscheinlich -, und dann wurde aus dem Kalten Krieg ein heißer. Vorausgesetzt, dass niemand eine Dummheit machte, waren die beiden gewiss vor Morgengrauen zurück.
    Wobei eine Dummheit natürlich immer drin war.
    Er wusste noch, wie Geneviève ihn 1888 aus dem Buckingham-Palast herausgeschafft hatte, nachdem er der Königin das Instrument
gebracht hatte, mit dem sie sich am Ende von Dracula befreien sollte, das silberne Skalpell des Jack the Ripper. Charles war schwer verwundet gewesen, und sie hatten sich mitten unter den gefährlichsten Kreaturen Europas befunden. Natürlich hatten sie Hilfe gehabt, innerhalb und außerhalb des Palastes, aber er war nur knapp entkommen.
    Er war überzeugt gewesen zu sterben. Mit fünfunddreißig war er besser darauf vorbereitet gewesen als heute.
    »Charles, ich kann dich retten«, hatte sie drängend geflüstert, sich ins Handgelenk gebissen und das helle Blut hervorgebracht. »Charles, Liebling, trink … Verwandle dich … und lebe.«
    Näher dran war es nie gewesen. Ihre Blutstropfen auf seinen Lippen. Das allein hatte ihm wahrscheinlich zwanzig zusätzliche Jahre der Jugendlichkeit beschert. Es wäre so leicht gewesen zu trinken. Er

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