Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Die Vampire

Titel: Die Vampire Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Newman
Vom Netzwerk:
Pariser Theatermanager; Gilles de Rais, Blaubart genannt; Baron Meinster, der blond gelockte Schmeichler; Sebastian de Villanueva, in Unehre gefallener Alchemist des Manhattan-Projekts; Elisabeth Báthory, Drago Robles, Innocente Farnese, Faethor Ferenczy, Don Simon Ysidro. Es gab sogar eine Handvoll Älteste, die sich vom Rest fernhielten, als wären sie eine völlig eigene Spezies: Edward Weyland, Joshua York, Miriam Blaylock, Hugh Farnham. Ein krakenartiger Gestaltwandler ging in seiner Absonderung von der Menschheit so weit zu behaupten, er stamme vom Planeten Mars. Falls irgendeine
der Geheimgesellschaften, die das Banner von Abraham Van Helsing hochhielten, einen Terrorangriff durchführen sollte, würde sie die Brut so gut wie auslöschen.
    Ihr grausiger Zeitgenosse de Rais, der in ihren warmblütigen Tagen ein Nationalheld Frankreichs gewesen war, erinnerte sie wieder einmal daran, dass sie jetzt in einem Alter war, wo sie durchaus als Älteste auftreten konnte.
    Sie erregte wenig Aufmerksamkeit zwischen so vielen berühmten Gesichtern.
    Ich bin die einzige Person hier, von der ich nie gehört habe, dachte sie.
    Wobei ein berühmtes Gesicht freilich nicht zu sehen war.
    Prinzessin Asa Vajda hatte ihren Auftritt in einer Sänfte, die von sechs vergoldeten Jugendlichen getragen wurde. In ihrer gewaltigen toupierten Hochfrisur steckte ein Fächer aus Fledermausflügeln. Aber ihr Verlobter war bisher nicht in Erscheinung getreten.
    Geneviève konnte warten.
     
    Sie sah Penelope in der Menge. Die Engländerin sah auf geschmackvolle Weise schön aus in ihrer schlichten Gesellschaftskleidung, mit hochgesteckten Haaren. Sie wirkte gereizt. Kurz hatten sie Blickkontakt. Prinzessin Asa stürzte sich mit einer Reihe von Forderungen auf sie wie ein prächtig gefiederter Geier. Sie musste sich darauf konzentrieren, vernünftig zu sein, um irgendeine kleinere Krise zu glätten. Geneviève erinnerte sich noch an Penelopes Tendenz zu häuslicher Tyrannei und fragte sich, ob sie in Otranto, wo sie nun genau dieselben Qualen erlitt, die sie selbst so vielen Dienern zugefügt hatte, ihre Sünden wohl bereute.
    Cagliostro und Orson Welles traten in einem Kreis von Zuschauern zu einem Zauberduell an. Der warmblütige Zauberkünstler besiegte den Nosferatu -Zauberer mit seinem Talent
für effektvolle Darbietungen. Mit breitem Lächeln gab er seine Kunststücke zum Besten, während der Blut und Wasser schwitzende Graf echte, aber wenig beeindruckende Zauber vollbrachte. Cagliostro hatte sich so lange auf seine übernatürlichen Fähigkeiten verlassen, dass er in diesem Zeitalter der alltäglichen Wunder nicht mehr viel zu melden hatte. Eine hübsche junge Frau kicherte, als Welles eine Maus in ihrem Dekolleté fand. Die Zuschauer klemmten sich die langstieligen Brillen in die Armbeugen, um mit beiden Händen applaudieren zu können.
    Genevièves zweites Glas war schon halbleer - der Kellner hatte behauptet, aus einer guten katholischen Familie zu stammen und noch unschuldig zu sein, und sein Blut hatte definitiv das gewisse Etwas -, als sie um eine Säule bog und auf Hamish Bond stieß, der sich, eine makellose Erscheinung in seiner weißen Smokingjacke, mit einigen verfügbaren Mädels umgeben hatte. Er rauchte lässig eine seiner spezialgefertigten Zigaretten und instruierte gerade eine Kellnerin, dass er ihr Blut mit Wermut und einer Olive wollte.
    »Geschüttelt, nicht gerührt«, säuselte er.
    »Was für eine alberne Art, die Dinge anzugehen«, sagte Geneviève.
    Bond klappte eine Augenbraue hoch.
    »Mademoiselle«, begrüßte er sie.
    Die Mädchen - lauter Zweitplatzierte bei Schönheitswettbewerben und Staffage für Orgien - wurden ausgeblendet. Der Effekt gefiel ihr.
    »Ich sollte wohl nicht überrascht sein, Sie hier anzutreffen«, sagte der Spion. »Sie zählen zu den Leuten, die überall dabei sein können.«
    »Verlobungen und Beerdigungen«, sagte sie. »Und Fluchten um Haaresbreite.«
    »Ich habe Ihnen noch gar nicht richtig gedankt.«

    »Denken Sie nicht mehr daran. Haben Sie unseren Freund mit den Tasthaaren gesehen? Brastow muss hier irgendwo sein. Penelope hat bestimmt eine Untertasse mit blutiger Milch für ihn bereitstehen.«
    Bonds Miene verdüsterte sich. Er wurde nicht gern daran erinnert. »Alle Welt ist hier«, sagte der Spion.
    »Ich habe Villanueva gesehen. Den Überläufer. Sollte man ihn nicht entführen? Als er sich hinter den Vorhang verkrümelt hatte, mussten diese Rosenbergs es ausbaden. Das muss

Weitere Kostenlose Bücher