Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Verfolgerin - Roman

Die Verfolgerin - Roman

Titel: Die Verfolgerin - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: edition 8
Vom Netzwerk:
weltweit Männer, Paare und Damen. Ihre Vorlieben sind Girlfriend-Erotik, Küssen, französische Erotik, Toys und Massage.
    Ich weiss nicht, ob der Ehemann den Termin ernst nimmt. Ich hatte gleich nach seinem Geburtstag seine Sekretärin angerufen und sie gebeten, den Termin in seinen Kalender einzutragen. Sie hat ihn als wichtig gekennzeichnet. Der Termin ist heute 19.30 Uhr. Ich bin aufgestanden, habe mir ein Müsli mit Sojamilch, ein weich gekochtes Ei und einen Kaffee zubereitet, die Zeitung gelesen, bin durch den Garten spaziert, habe den Requisiteur angerufen und gefragt, wann ich meine Requisiten abholen könne. Ich habe ihn gebeten, eine 64 unterhalb des Griffes am Stock einzugravieren. In Silber. Dann habe ich ausgerechnet, bis wann der Ehemann nach Hause kommen muss, um den Termin einzuhalten. Spätestens 18.45 Uhr muss er da sein, seine Tasche abstellen, sich umziehen und dann sofort losgehen. Ich habe mir überlegt, ob ich die Sekretärin nochmals anrufe oder den Ehemann selbst, um ihn an seinen Termin zu erinnern. Ich habe es nicht getan, weil ich dachte, dass er dann vielleicht den Termin gerade nicht wahrnimmt. Der Ehemann kommt am Nachmittag gegen 16 Uhr. Er küsst mich flüchtig auf den Mund. Ich frage mich, wie wir uns sonst begrüssen. Er kommt und sagt Hallo. Ich komme und sage Hallo, wie war dein Tag. Geht schon, lautet seine Antwort. Oder ist es anders? Ich habe nicht darauf geachtet, wie wir uns in all den 23 Jahren tagtäglich begrüssen. Er nimmt ein Bad und sagt, dass ein Kollege seine Nachmittagssprechstunde übernommen habe, denn heute sei ja dieser Termin, ich wisse schon, den er zu seinem Fünfzigsten geschenkt bekommen habe. Ich spüre es in der Herzgegend ziehen und im Bauch. Das Atmen geht etwas schwer. Der Mann nimmt nie ein Bad. Er wäscht oder duscht sich meist kalt. Warm duschen oder baden braucht es nicht, sagt er. Vielleicht weiss er, dass ich dahinterstecke, überlege ich. Vielleicht spricht er es nur nicht aus oder fragt nicht, weil er mir das Spiel nicht verderben will. Ich verlasse eine halbe Stunde vor ihm das Haus, weil ich das Treffen zwischen ihm und Celine aus der Ferne beobachten will. Ich habe lange überlegt, ob ich das will. Sie treffen sich vor dem Nationaltheater. Vielleicht erwartet der Ehemann mich dort.
    Der Ehemann steigt kurz vor halb acht die Treppen zum Portal hoch. Er sucht den Eingang ab, dann den Platz. Celine ist bereits da. Ich habe sie erst nicht erkannt. Sie hat ihr Haar hochgesteckt, trägt ein knöchellanges Abendkleid. Der Rücken ist frei. Sie geht auf ihn zu. Sie sagt ihren Namen und dass sie sein Geburtstagsgeschenk sei und mit ihm den Abend und die Nacht verbringen würde. Das habe ich mit Celine so vereinbart. Ich weiss nicht, was er sagt. Sie hakt ihn unter. Es sieht so aus, als ziehe sie ihn ins Theater. Ich laufe vor zum Odeonsplatz, kaufe mir in dem Café der amerikanischen Cafékette Starbucks an der Theke einen Kuchen namens Schokoladentartar und einen Espresso, lümmle mich in eines der Ledersofas am Fenster. Eine Gruppe Japaner kommt herein. Stimmengewirr in hohen Tönen saust um die Theke. Sie bestellen Coffee to go. Latte Macchiato mit Caramel-Geschmack, Milchkaffee mittel, Latte Espresso.
    Der Abend und die Nacht mit Celine kosten mich eintausend Euro. Das Dinner, das Taxi und das Hotel muss ich extra bezahlen. Ich stelle mir vor, wie der Ehemann zu Celine sagt, dass sie gut zu seinem Anzug passe. Er trägt einen grauen Anzug und ein schwarzes Hemd. Celines Kleid ist schwarz. Ich stelle mir vor, dass er, während sie die Treppe zur Loge hochgehen, bemerkt: Dann schauen wir mal, was der Abend so bringt. Wie er seine Lippen aufeinander presst, sie anlächelt. Angestrengt. Ich stelle mir vor, wie er zwischen den Szenen, wenn alle klatschen, in den Saal ruft: Fantastisch. Bravo. Wie er aufsteht und leidenschaftlich klatscht. Wie er zu Celine sagt: So etwas Schönes. Wie er die drei Worte wiederholt. Die beiden schauen sich Engelbert Humperdincks ›Königskinder‹ an. Meist wird in der Weihnachtszeit ›Hänsel und Gretel‹ gegeben. In diesem Jahr ›Königskinder‹. Meine Gedanken bleiben bei dem Wort Königskinder hängen. Ich frage mich warum. Die Japaner im Café fotografieren sich gegenseitig, wie sie in die amerikanischen Kuchen beissen. Einer fragt mich, ob er seine Kameratasche auf meinem Tisch abstellen darf. Er deutet mehr als er fragt. Japaner sehen für mich alle gleich aus. Ich kann auch ihr Alter nicht erkennen. Ich

Weitere Kostenlose Bücher