Die Verfuehrung Des Ritters
Abgrund ihres Lebens gestarrt und den Blick abgewandt hatte. Wie sie beinahe verzweifelt wäre, als ihr Vater starb.
Kein einziges Mal nannte Gwyn den Namen ihrer Burg noch verriet sie ihm, wie sie hieß. Aber sie erzählte ihm von all dem, das sie zu der Frau machte, die sie heute war. Alles, woran sie sich seit ihrem fünften Lebensjahr erinnerte. Vom Alleinsein, vom Verlust der Mutter, von den einsamen Nächten und von den Momenten, in denen sie sich wünschte, alles wäre anders gekommen. Und sie erzählte ihm von ihrem Schmerz.
Lieber Gott, sie hatte doch nicht wirklich auch darüber gesprochen, oder?
»Ich verstehe, was Ihr meint.«
18. KAPITEL
Griffyn saß in dem dunklen Schatten, der die Kammer wie ein Schleier umhüllte, aber er fühlte sich leicht und unbeschwert und wie verzaubert von dem Bild, das er vor sich zu sehen glaubte: diese Frau, die in Sturmnächten allein auf dem Wehrgang ihrer Burg stand und deren schwarzes Haar im Wind wehte, während Blitze über den dunklen Himmel zuckten. Ihm war, als erfüllte sie den ganzen Raum mit ihrem Sein.
Ihm war nicht bewusst, dass es dunkel war. Ihm war nicht bewusst, wie gefangen er von ihr war. Er wusste nur, dass sie da war.
Sie blickte ihn durch die Schatten an. Die Zeit schien langsamer zu verstreichen, als Tränen über ihre Wangen liefen.
»Rabenmädchen.«
Sie verschluckte sich an ihren Tränen, als sie zu lachen versuchte. »Das ist wirklich ein schlecht gewählter Name. Wenn ich gekonnt hätte ...«, sie schluckte heftig, »ich wäre so manches Mal einfach fortgeflogen. Ihr habt ja keine Ahnung.«
»Aber Ihr seid nicht davongeflogen.«
»Nur weil ich keine Flügel habe.«
»Ihr seid nicht davongeflogen, und Ihr hättet es auch nicht getan.«
Sie nickte und sammelte sich wieder. Ihr Atem ging heftig, und sie schniefte. »Ich liebe mein Zuhause so sehr, dass es wehtut«, sagte sie und drückte die geballte Faust gegen ihre Brust. »Aber all die Dinge, die ich getan habe ...« Ihre Stimme verlor sich im Dunkel, ehe sie hauchte: »Alles, was ich in meinem Leben je getan habe, war doch nur auf dieses eine Ziel ausgerichtet.«
Das Herz hämmerte in Griffyns Brust. »Was meint Ihr?«
»Ich meine das hier ... mit Euch zusammen zu sein.«
Wie in einem Traum gefangen, erhob Griffyn sich. »Und ich will mit Euch zusammen sein, Guinevere.« Er kniete sich neben das Bett, nahm ihre Hand und hob sie an seine Lippen.
Für einen winzigen Augenblick zögerte Gwyn. Noch hatte sie die Wahl, zurückzuweichen oder auf ihn zuzugehen. Die Wahl, anzunehmen, was er ihr anbot, oder es abzulehnen.
Gott bewahre! Wie lange hatte sie darauf gewartet, einem Mann zu begegnen, zu dem sie sich so hingezogen fühlte?
Ihr Leben lang.
Sie streckte eine Hand nach ihm aus, berührte seine Wange. »Mir ist egal, wie Ihr heißt oder was Ihr getan habt. Die Welt da draußen ist gerade ganz weit weg, und ich wünschte, es würde für diese eine Nacht so bleiben.«
Es war ihm ein Leichtes, sich vorzubeugen und seinen Anspruch auf sie mit einem fordernden, besitzergreifenden Kuss zu erheben, der ihr den Verstand raubte. Er erhob sich und kniete sich auf das Bett, schob die Felle beiseite und war dicht über ihr. Sein Mund glitt über ihren Körper und streichelte sie an Stellen, derer sie sich kaum bewusst gewesen war. Als er sich auf sie legte und sie seinen harten Köiper heiß und verlangend auf sich spürte, schien alles um sie herum sich zu drehen. Ein nasses Pulsieren begann tief in ihrem Schoß. Dort, wo auch der Schmerz pochte.
Sie würde diesem Mann in den Hades folgen.
Später würde sie leugnen, diesen blasphemischen Gedanken gedacht zu haben. Sie legte einen Arm um seinen Hals und zog Pagan zu sich herunter. Sein Mund legte sich auf ihren und nahm sie in Besitz; seine Zunge jagte in ihrem Mund nach den kleinen erstickten Lauten und Seufzern, die sich ihr entrangen. Er küsste sie fast bis zur Besinnungslosigkeit, bis sie ihre Brüste an ihn presste und sich an ihn klammerte.
Er ließ eine Hand unter ihre Taille wandern und hob ihre Hüften an, damit sie seinen Lenden begegnete. Brennend heiß erblühte in ihr ein lustvolles Feuer. Mehr. Sie wollte mehr.
Er war teuflisch, eine Gefahr für ihre Seele. Und sie schwelgte darin.
Griffyn wusste das. Als sie ihr Knie anzog, als sie mit leiser Stimme, die Lippen an sein Kinn gepresst, um mehr flehte, als sie die Hüfte hob, wusste er, dass etwas Unvorhergesehenes passiert war. Er spürte sie in seinem Blut, in seinen
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