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Die Verfuehrung Des Ritters

Die Verfuehrung Des Ritters

Titel: Die Verfuehrung Des Ritters Kostenlos Bücher Online Lesen
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unterhielten. Er war inzwischen so oft geschlagen worden, dass er es nicht mehr zählen konnte. All seine Träume zerschellten an den Worten dieser Wachmänner in Abertausende winzige Eissplitter.
    Die Stimmen hatten einen normannischen Akzent, der sich mit dem schweren Zungenschlag der Sachsen mischte und einen merkwürdigen, dennoch melodiösen Klang hatte, der nicht so recht zu den Worten der Wachmänner passen wollte.
    »Was hast du denn erwartet? Eine Frau hat ihn verraten«, sagte die eine Stimme als Antwort auf eine Frage, die Griffyn nicht gehört hatte. Der Mann lachte. »Wir sollten anfangen, Weiber als Spione anzuwerben. Das sag ich schon lange. Männer können nicht gleichzeitig vögeln und denken, und Frauen sind außerdem ein ganzes Stück billiger zu haben.«
    Diese Bemerkung wurde mit einem derben Lachen quittiert. »Stimmt, da hast du recht. Ich hätte auch nichts dagegen, wenn so eine bei mir spionieren würde. Wenns denn wirklich so ein appetitliches Mädchen wäre wie das, von dem sie erzählen.
    Aber ne Hure war sie nicht, Dunnar. Das war die Lady selbst.«
    Griffyn öffnete mühsam seine zugeschwollenen Augen und starrte auf den Lichtstreifen, der unter der Tür hereinfiel.
    »Da soll's ja richtig zur Sache gegangen sein«, sagte der Erste und lachte wieder.
    »Die konnte gar nicht genug davon kriegen.«
    Noch mehr derbes Gelächter.
    »Die Lady war's also«, sagte der Zweite. »Wie man hört, kriegt sie vom König Land dafür. Und ihr Lehen wird bestätigt und alles.«
    »Pah!«, machte der andere. »Als wenn Everoot nicht schon groß genug für sie ist.«
    Griffyn erstarrte.
    Der andere Wachmann lachte wieder. »Und du glaubst, du hättest auch 'ne Belohnung verdient?«
    »Wieso nicht?«, erwiderte der andere ungehalten. »Scheiße, aber das wär nur recht, schließlich mach ich mehr als die reichen Herren Grafen und wie sie alle heißen.
    Pah«, machte er wieder. »Ich würd' nur zu gern wissen, was die wohl geleistet hat, während ich hier unten in den letzten Jahren die Drecksarbeit gemacht hab.«
    Die Stimmen wurden leiser. Griffyn richtete sich auf. Er kniete neben der Wand und legte eine Hand auf den groben Stein. Das konnte nicht sein.
    »Ich könnt' mit der Belohnung schon was anfangen«, sagte der erste Wachposten und lachte rau. »Aber mir wär ein gewisser Teil von dieser Lady lieber als ein bisschen Land, wenn du weißt, was ich meine.«
    Der andere stieß eine Reihe von Flüchen aus, und ihre Stimmen verstummtem. Das Quietschen von rostigem Eisen verriet Griffyn, dass die Wachen die äußere Tür erreicht hatten und schon bald fort sein würden. Er kroch zur Tür, so weit, wie seine Ketten es zuließen. Er stand schwankend auf und legte ein Ohr an die stinkende Wand, um besser hören zu können.
    »Nee, die Gräfin von Everoot stolpert über 'nen Spion, wird zur Belohnung ordentlich gevögelt, und dann verrät sie ihn und kriegt dafür ein ordentliches Stück Land. Ihr Besitz reicht jetzt rauf bis nach York. Verdammte Adelige. Denen kann man nicht so weit trauen, wie man spucken kann.«
    Griffyn taumelte, als er sich aufrichtete. Sein Kopf war von einem heißen, lauten Brüllen erfüllt. Die schmerzhafte Erkenntnis zwang ihn in die Knie. Er rutschte an der feuchten Wand herunter, die Beine gaben unter ihm nach, und sein Hinterkopf schlug gegen den harten, feuchten Stein.
    Irgendwann in jener sturmumtosten Nacht hatte er sich einen Augenblick lang vorgestellt, er hätte bei ihr Liebe gefunden. Stattdessen hatte er Verrat gefunden.
    So war es immer.
    Er schlug mit dem Kopf gegen die Wand und rang den überwältigenden Wunsch nieder, seine Enttäuschung und seine Wut herauszubrüllen. Verräterin! Betrügerin!
    Lügnerin!
    Everoots Brut.
    Niemand änderte sich. Es steckte den de l'Amis im Blut.
    Sein Herz zerriss und verhärtete sich zugleich. Als er sieben Tage später ausgelöst wurde, trug er statt eines Herzens einen Eisklumpen in seiner Brust.
    Zwischenspiel: Das Jahr der Brache
    Winter bis Sommer 1153
    England
    Die Trappen von Henri fitzEmpress marschierten durch das ausgedörrte England und verwüsteten es. Burgen, Garnisonen, Dörfer und Gehöfte - alles wurde niedergemäht.
    König Stephen kämpfte weiter, Seite an Seite mit seinem streitlustigen und launischen Sohn Prinz Eustace. Einige sagten, der König werde von jenen aufgestachelt, die Henri fitzEmpress' Zorn fürchteten. Oder dass es seine Pflicht sei, endlich einen Weg zu beschreiten, der seit Langem unausweichlich

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