Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Vergessene Welt

Die Vergessene Welt

Titel: Die Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
Vom Netzwerk:
familiäre
    Auseinandersetzung, Mr. Malone. Ich habe Sie nicht ins Haus
    gebeten, um Ihnen eine kleine Eheszene vorzuspielen.« Er legte
    seiner Frau eine Hand auf die Schulter. »Du hast ja recht, meine
    kleine Jessie. Und jetzt geh und sei mir nicht böse. Wenn ich
    deinen Rat befolgen würde, wäre ich bestimmt ein besserer
    Mensch, aber George Edward Challenger wäre ich dann nicht
    mehr. Es gibt bessere Menschen wie Sand am Meer, meine
    Liebe, aber bloß einen G.E.Ch. Versuch, das Beste daraus zu
    machen.« Er gab ihr einen schallenden Kuß, was mir persönlich
    peinlicher war als seine vorherigen Grobheiten.
    »So, Mr. Malone«, wandte er sich dann an mich. »Und Sie
    kommen jetzt mit mir hier herein.«
    Und so waren wir einen Moment später wieder in dem Raum,
    den wir vor zehn Minuten auf so dramatische Weise verlassen
    hatten. Der Professor schloß die Tür hinter mir, deutete auf
    einen Sessel und hielt mir eine Kiste Zigarren unter die Nase.
    »Echte San Juan Colorado«, sagte er. »Leicht erregbare
    Menschen wie Sie brauchen Narkotika. Mann! Doch nicht
    abbeißen. Abschneiden – mit Gefühl und Verstand
    abschneiden. So, und jetzt lehnen Sie sich bequem zurück und
    hören mir gut zu. Falls Sie Zwischenbemerkungen machen
    wollen, mache ich Sie jetzt schon darauf aufmerksam, daß ich
    das nicht schätze. Heben Sie sich diese gefälligst für den
    gegebenen Zeitpunkt auf.
    Zunächst einmal werde ich Ihnen erklären, warum ich Sie
    nach dem berechtigten Rausschmiß wieder in mein Haus
    gebeten habe.« Er strich sich über den Bart und blickte mich
    herausfordernd an. Offensichtlich wartete er auf Protest, ich
    jedoch hütete mich, etwas zu sagen. »Die Antwort, die Sie
    diesem aufdringlichen Polizisten gegeben haben«, fuhr er
    schließlich fort, »hat mich dazu veranlaßt. In ihr nämlich
    glaubte ich einen Funken von Anstand zu erkennen – mehr
    jedenfalls, als ich es bei Leuten Ihres Metiers gewöhnt bin. Die
    Tatsache, daß Sie zugegeben haben, an dem Zwischenfall
    schuld zu sein, ließ gewisse Anzeichen von Sachlichkeit und
    Großzügigkeit erkennen, beides Merkmale, die ich als sehr
    positiv empfinde. Die Subspezies der menschlichen Rasse –
    und Sie gehören zweifelsohne zu der Sorte – waren schon
    immer unter meinem geistigen Horizont. Ihre Worte dem
    Polizisten gegenüber haben Sie jedoch in die Sphären meiner
    persönlichen Wahrnehmung erhoben. Ich habe Sie sozusagen
    erkannt und Sie wieder ins Haus gebeten, weil ich geneigt bin,
    Ihre nähere Bekanntschaft zu machen. Ich darf Sie bitten, die
    Asche gefälligst in dem kleinen japanischen Schälchen
    abzustreifen, das auf dem Bambustisch zu Ihrer Linken steht.«
    All das dröhnte er heraus, als sei er der Dozent und ich ein
    Hörsaal voll Studenten. Aufgebläht wie ein Ochsenfrosch saß
    er in seinem Drehsessel, den Kopf zurückgelegt und die Augen
    hochmütig von Lidern halb verdeckt. Dann drehte er sich
    plötzlich zur Seite, und ich sah nur noch einen Wust von
    Haaren und ein rotes Ohr. Er wühlte in den Papieren auf
    seinem Schreibtisch. Als er sich mir wieder zuwandte, hatte er
    ein zerfleddertes Zeichenheft oder dergleichen in der Hand.
    »Ich erzähle Ihnen jetzt von Südamerika«, sagte er. »Und
    bitte – keine Kommentare. Vorweg aber noch etwas: Nichts von
    dem, was Sie jetzt erfahren, darf ohne meine ausdrückliche
    Erlaubnis
    veröffentlicht
    werden.
    Aller
    menschlichen
    Voraussicht nach werden weder Sie noch sonst jemand je diese
    ausdrückliche Erlaubnis bekommen. Ist das klar?«
    »Klar schon, aber hart«, sagte ich. »Ein wohlüberlegter
    Bericht könnte doch …«
    Er knallte das Heft auf den Schreibtisch.
    »Das war’s«, sagte er. »Ich wünsche Ihnen einen schönen
    guten Morgen.«
    »Bitte nicht!« rief ich. »Ich beuge mich all Ihren
    Bedingungen. Es bleibt mir ja offensichtlich keine andere
    Wahl.«
    »Allerdings nicht«, sagte er.
    »Also gut. Ich verspreche es.«
    »Ehrenwort?«
    »Ja, Ehrenwort.«
    Er sah mich zweifelnd an. Sein Blick war völlig ungeniert.
    »Und was weiß ich von Ihrer Ehre?« fragte er.
    »Also ich muß doch schon sehr bitten!« rief ich verärgert.
    »Sie nehmen sich etwas sehr viel heraus. Glauben Sie, ich lasse
    mich fortgesetzt beleidigen?«
    Mein Ausbruch schien ihn nicht weiter zu stören, sondern
    eher zu interessieren.
    »Rundschädelig«,
    murmelte
    er,
    »brachycephalisch,
    grauäugig, dunkelhaarig, eine Spur negroid. Keltisch, vermute
    ich.«
    »Ich bin Ire, Sir.«
    »Ire?«
    »Ja,

Weitere Kostenlose Bücher