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Die Vergessene Welt

Die Vergessene Welt

Titel: Die Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Knorpelmasse
    können Sie sehen, daß es sich nicht um ein fossiles, sondern um
    ein noch frisches Exemplar handelt. Und was sagen Sie jetzt?«
    »Daß der Knochen vielleicht von einem Elefanten …«
    Der Professor schlug die Hände über dem Kopf zusammen.
    »Ich flehe Sie an!« rief er. »In Südamerika gibt es doch
    keine Elefanten. Selbst bei unserem gegenwärtigen und höchst
    bedauerlichen Zustand des Schulwesens …«
    »Dann eben irgendein großes Tier, das in Südamerika
    vorkommt«, fiel ich ihm ins Wort. »Ein Tapir, zum Beispiel.«
    »Sie dürfen voraussetzen, junger Mann, daß ich in den
    Grundlagen meines Faches durchaus versiert bin. Dieser
    Knochen stammt weder vom Skelett eines Tapirs noch vom
    Skelett eines anderen uns bekannten Tieres. Er stammt vom
    Skelett
    einer
    sehr
    großen,
    sehr
    starken
    und
    höchstwahrscheinlich sehr bestialischen Kreatur, die auf der
    Erde lebt, der Wissenschaft aber bisher entgangen ist. Sind Sie
    immer noch nicht überzeugt?«
    »Nein, aber ich finde die Sache hochinteressant.«
    »Dann sind Sie wenigstens kein hoffnungsloser Fall. Tief in
    Ihrem Innern scheint sich ein Anflug von Vernunft zu
    verbergen, und wir wollen uns jetzt geduldig an ihn
    herantasten.
    Vergessen wir vorerst einmal den toten Amerikaner, damit
    ich mit meinem Bericht weiterkomme. Sie können sich
    vorstellen, daß ich mich nicht auf die Heimreise machen konnte,
    ohne den Fall genauer untersucht zu haben. Bezüglich der
    Richtung, aus welcher der Fremde in das Dorf gekommen war,
    gab es gewisse Anhaltspunkte. Aber allein schon die Legenden
    der Indianer hätten genügt, mir den Weg zu weisen. Sie
    müssen nämlich wissen, daß im ganzen von mir bereisten
    Gebiet Gerüchte über ein unheimliches Land herumgingen.
    Curupuri ist Ihnen ein Begriff, oder?«
    »Leider nicht.«
    »Macht nichts. Also – Curupuri ist der Geist des Urwalds,
    ein grausames, böswilliges Wesen, dem man besser aus dem
    Weg geht. Niemand kann das Aussehen des Curupuri
    beschreiben, aber das Wort allein bedeutet Angst und
    Schrecken. Alle Stämme, denen ich begegnet bin, stimmen aber
    bezüglich der Richtung überein, in der das Wesen leben soll.
    Und genau aus dieser Richtung war der Fremde ins Dorf
    gekommen. Aus einer Richtung, die zu etwas Schrecklichem
    führte, und meine Aufgabe war es, es zu entlarven.«
    »Und?« drängte ich, von plötzlicher Spannung ergriffen.
    »Was haben Sie unternommen?«
    »Ich habe erst einmal die extreme Scheu der Eingeborenen
    gebrochen. Sie geht so weit, daß sie nicht einmal über das
    Thema sprechen wollen. Ich habe auf sie eingeredet, habe sie
    mit Geschenken bestochen und habe, das gebe ich offen und
    ehrlich zu, so lange irgendwelche wilden Drohungen von mir
    gegeben, bis ich zwei Männer so weit hatte, daß sie mich als
    Führer begleiteten. Nach vielen Abenteuern, die ich hier nicht
    beschreiben will, und nach einem Marsch, dessen
    Kilometerzahl ich nicht preisgebe, kamen wir schließlich in ein
    Gebiet, das geografisch noch nie erfaßt worden war. Außer mir
    und meinem unseligen Vorgänger hatte noch kein Mensch
    einen Fuß auf dieses Stückchen Land gesetzt. Hier – schauen
    Sie sich das an.«
    Er gab mir eine Fotografie.
    »Der bedauerliche Zustand der Aufnahme rührt daher«,
    fuhr er fort, »daß bei der Rückreise unser Boot kenterte und die
    Kiste mit den unentwickelten Filmen ins Wasser fiel. Fast meine
    ganzen Aufnahmen waren ruiniert. Diese hier ist eine der
    wenigen, die ich retten konnte. Man hat mir vorgeworfen, die
    Fotos gefälscht zu haben. Daß ich mich über diesen Punkt
    nicht weiter auslasse, werden Sie verstehen. Ich lehne es ab,
    auch nur ein Wort darüber zu Verlierer.«
    Die Aufnahme war tatsächlich in einem miserablen
    Zustand. Eine verschwommene Landschaft, alles Grau in Grau.
    Nach einiger Konzentration gelang es mir jedoch, Einzelheiten
    zu erkennen. Im Vordergrund eine sanft ansteigende, von
    Bäumen
    bewachsene
    Ebene,
    im
    Hintergrund
    eine
    Klippenwand, die ich anfangs für einen Wasserfall gehalten
    hatte.
    »Das sieht ähnlich aus wie die Landschaft in dem
    Zeichenheft«, sagte ich.
    »Es ist dieselbe Landschaft«, sagte der Professor. »Ich habe
    sogar Spuren von Maple White gefunden. Und jetzt schauen Sie
    sich diese Aufnahme an.«
    Sie war noch schlechter als die erste, trotzdem konnte ich
    darauf den pyramidenförmigen Felsen erkennen.
    »Das scheint eindeutig zu sein«, sagte ich.
    »Aha, wir machen Fortschritte«, sagte Professor

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