Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Vergessene Welt

Die Vergessene Welt

Titel: Die Vergessene Welt
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
Vom Netzwerk:
haben – und wenn er
    noch so unmaßgeblich ist und von der Sache keine Ahnung
    hat, wird für mich eine enorme Stütze sein. Ich nehme an, daß
    der Hörsaal gesteckt voll sein wird, denn dieser Waldron, in
    meinen Augen ein aufgeblasener Dummkopf, erfreut sich
    größter Beliebtheit.
    So, Mr. Malone, jetzt habe ich Ihnen mehr von meiner Zeit
    gewidmet als ursprünglich beabsichtigt. Ein einzelner Mensch
    darf nicht beanspruchen, was der ganzen Welt gehört. Ich
    würde mich freuen, Sie heute abend im Hörsaal zu sehen. Und
    in der Zwischenzeit vergessen Sie gefälligst nicht, daß nichts
    von dem veröffentlicht werden darf, was ich Ihnen erzählt
    habe.«
    »Aber Mr. McArdle, mein Chef, wird wissen wollen …«
    »Erfinden Sie etwas«, fiel mir der Professor ins Wort. »Sie
    können ihm ja sagen, daß ich ihn mit der Reitpeitsche
    vertrimme, wenn er mir noch einmal jemanden auf den Hals
    hetzt. Aber Sie allein mache ich dafür verantwortlich, daß
    nichts von diesen Dingen gedruckt wird. Also dann, um acht
    Uhr dreißig im Zoologischen Institut.«
    Damit hatte er mich endgültig hinauskomplimentiert.
    #5

Irrtum
    §
    Durch meinen ersten Zusammenprall mit dem Professor
    physisch und durch das folgende Gespräch geistig geschockt,
    stand ich wieder auf der Straße und überlegte. Vom Standpunkt
    des Journalisten aus konnte ich meine Unterredung mit
    Professor Challenger nicht als Erfolgserlebnis verbuchen.
    Ohne seine Einwilligung zur Veröffentlichung war die
    Information, die ich bekommen hatte, nicht das geringste
    wert.
    An der Ecke stand ein Taxi. Ich stieg ein und fuhr in die
    Redaktion. McArdle war wie immer auf dem Posten.
    »Na?« fragte er erwartungsvoll. »Was ist dabei
    herausgekommen? Offensichtlich ein blaues Auge. Sagen Sie
    bloß, das haben Sie von Challenger.«
    »Wir hatten anfangs eine kleine Meinungsverschiedenheit.«
    »Das sieht ihm ähnlich. Und dann?«
    »Dann ist er zugänglicher geworden, und wir haben uns
    recht angeregt unterhalten. Aber ich habe nichts aus ihm
    herausgebracht.
    Zumindest
    nichts,
    was
    man
    veröffentlichen könnte.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher. Allein das blaue Auge läßt
    sich schon in die Zeitung bringen. Diese Art Terrormethoden
    gegen Journalisten müssen unterbunden werden, Mr.
    Malone. Der Mann wird in seine Schranken verwiesen, darauf
    bestehe ich. Morgen erscheint ein Leitartikel über ihn, der sich
    gewaschen hat. Sie brauchen mir nur das Material zu liefern,
    und ich mache den Kerl ein für allemal unmöglich. Professor
    Münchhausen – wie macht sich das als Untertitel? Sir John
    Mandeville – wieder zum Leben erweckt, oder Cagliostro, das
    Lügenmaul, schlägt wieder mal zu. Ich werde unseren Lesern
    beweisen, was dieser Challenger für ein Betrüger ist.«
    »Das würde ich an Ihrer Stelle nicht tun, Sir.«
    »Ja – warum denn nicht?«
    »Weil er absolut kein Betrüger ist.«
    »Was?« brüllte McArdle. »Sagen Sie bloß, Sie nehmen ihm
    seine
    Mammutkreaturen,
    seine
    Warzenmonster
    und
    Seeungeheuer ab?«
    »Von den genannten Tieren war nicht die Rede, aber von
    einem anderen, völlig neuen Phänomen, das er entdeckt hat.«
    »Mann, dann schreiben Sie darüber!«
    »Nichts lieber als das«, sagte ich, »aber alles, was ich
    erfahren habe, habe ich unter der Bedingung erfahren, daß ich
    nicht darüber schreibe. Ich habe ihm mein Ehrenwort
    gegeben.«
    Ich faßte den Bericht des Professors in ein paar knappen
    Worten zusammen.
    »Und so stehen die Dinge«, sagte ich abschließend.
    McArdle machte ein sehr ungläubiges Gesicht.
    »Gut, Mr. Malone«, sagte er schließlich. »Aber diese
    Vorlesung heute abend, die wird ja wohl nicht auch der
    Geheimhaltung unterliegen. Ich vermute, daß sich keine
    Zeitung dafür interessiert, weil über diesen Waldon schon
    Dutzende von Artikeln erschienen sind und niemand weiß, daß
    Challenger hinter das Rednerpult treten wird. Wenn wir Glück
    haben, kann das für uns ein Knüller werden. Sie sind ja sowieso
    dort, also schreiben Sie einen schönen, runden Bericht für die
    Gazette. Ich halte Ihnen bis Mitternacht ein paar Spalten frei.«
    §
    Ich kam den ganzen Tag kaum zum Verschnaufen. Am
    frühen Abend traf ich mich mit Tarp Henry im Savage Club
    zum Essen und erzählte ihm in groben Zügen von meinen
    Erlebnissen. Mit einem skeptischen Lächeln auf dem Gesicht
    hörte er mir zu. Als ich gestand, daß mich der Professor
    überzeugt hatte, brüllte er vor Lachen. »Mein lieber Malone«,
    sagte er, als er
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher