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Die Vergessene Welt

Die Vergessene Welt

Titel: Die Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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plötzlichen Angriff Feuerschutz zu geben.
    Bei Einbruch der Dunkelheit hatten wir die Stromschnellen
    glücklich hinter uns gebracht und waren sogar noch zehn
    Meilen weiter flußaufwärts vorgedrungen. Wir warfen Anker
    und bereiteten unser Nachtlager. Nach meiner Schätzung hatten
    wir bis zu diesem Punkt bereits gute hundert Meilen auf diesem
    Nebenfluß des Amazonas zurückgelegt.
    Am frühen Morgen des nächsten Tages kam die große
    Kursänderung.
    Professor
    Challenger,
    der
    seit
    dem
    Morgengrauen auffällig unruhig und nervös gewesen war,
    suchte unaufhörlich beide Flußufer ab, bis er plötzlich eine Art
    Freudengeheul anstimmte und auf einen alleinstehenden Baum
    deutete, der in einem schrägen Winkel über das Ufer ragte.
    »Und wofür halten Sie das?« fragte er Professor
    Summerlee.
    »Für eine Assaipalme«, antwortete dieser.
    »Richtig. Und genau diese Assaipalme ist mein Wegweiser.
    Der verborgene Einstieg liegt genau eine halbe Meile von hier
    entfernt, am gegenüberliegenden Flußufer. Im Unterholz
    keine Lücke, das sind das Wunder und das Geheimnis. Keine
    Lücke, aber statt des dunkelgrünen Dickichts Binsen von
    einem etwas helleren Grün. Die Binsen verbergen das Tor,
    welches ins Unbekannte führt. Sie werden es gleich mit
    eigenen Augen sehen.«
    §
    Der Atem stockte mir. Als wir die Stelle mit den Binsen
    erreicht und unsere Kanus hindurch gesteuert hatten, kamen
    wir nach etwa hundert Meter in einen ruhig
    dahinfließenden, flachen Strom, dessen Wassermassen klar
    und durchsichtig über sandigen Grund glitten. Der Strom mag
    an die zwanzig Meter breit sein, seine Ufer quellen über vor
    üppiger Vegetation. Nur wer das scharfe, geübte Auge des
    Professors besitzt, und ich gehöre zu jenen, ist in der Lage, die
    leichte Veränderung in der Schattierung der Grüntöne zu
    erkennen, die den Zugang zu diesem Strom und seiner
    märchenhaften Umgebung bildet.
    Die Landschaft ist prachtvoller, als alle menschliche
    Phantasie sie zu erträumen vermag. Der reiche Pflanzenwuchs
    der Ufer strebt in die Höhe, um sich weit über uns wie in einem
    natürlichen Laubengang zu treffen und ineinander zu
    verschlingen. Auf seinem Grund in goldenem Zwielicht der
    Fluß, klar wie Kristall, fast bewegungslos und grün schillernd
    wie die Kanten eines Eisbergs. Jeder Schlag unserer Paddel
    bewirkte,
    daß
    tausend
    kleine
    Fältchen
    über
    die
    Wasseroberfläche glitten. Ein zauberhafter Weg ins Land der
    Wunder.
    Von den Indianern war nichts mehr zu hören, aber Tiere
    gab es, und ihre Zutraulichkeit schien zu beweisen, daß sie im
    Menschen keine Gefahr sahen. Die Wildnis hier wurde also
    selten von Menschen durchstreift.
    Flaumige, kleine Seidenäffchen mit schneeweißen Zähnen
    und frechen Augen schnatterten uns zu, als wir an ihnen
    vorbeiglitten. Aus einer lichten Stelle am Ufer lugte uns ein
    dicker, plumper Tapir hinterher, ab und zu ließ sich ein Alligator
    mit einem Plumpsen vom Ufer ins Wasser fallen, und einmal
    sahen wir sogar einen Puma im Unterholz verschwinden.
    Vögel gab es in Überfluß, vor allem Stelzvögel – Störche,
    Kraniche und Ibisse hockten in buntgefiederten Gruppen auf
    jedem Ast, der aus dem Wasser ragte. Und im Wasser
    wimmelte es von Fischen aller nur erdenklichen Farben und
    Formen. Drei Tage lang durchquerten wir diesen Tunnel mit
    seinem sanft grünen Licht. Auf längeren geraden Strecken
    konnte man kaum erkennen, wo das grüne Wasser endete und
    der Laubengang begann. Kein Zeichen menschlichen Lebens
    störte den tiefen Frieden dieses seltsamen Wasserlaufs.
    »Hier sind keine Indianer«, sagte Gomez irgendwann. »Zu
    große Angst vor Curupuri.«
    »Curupuri ist der Geist des Urwalds«, erklärte Lord John.
    »Er ist für die Eingeborenen eine Art Teufel. Sie glauben, daß
    dort, wo wir hinsteuern, etwas Fürchterliches lauert. Deshalb
    kommen sie nicht hierher.«
    Am dritten Tag war allen klar, daß unsere Reise in den
    Kanus nicht mehr lange weitergehen konnte. Der Wasserlauf
    wurde immer flacher. Zweimal in zwei Stunden liefen wir auf
    Grund und saßen fest. Endlich zogen wir die Boote hinauf ins
    Gebüsch und verbrachten die Nacht am Flußufer. Am Morgen
    unternahmen Lord John und ich einen Erkundungsgang von
    einigen Meilen durch den Wald, wobei wir uns parallel zum
    Wasser hielten. Je weiter wir flußaufwärts kamen, desto
    niedriger wurde der Wassertand, und so kehrten wir um und
    berichteten, was Professor Challenger bereits vermutet hatte:
    daß wir von

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