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Die Vergessene Welt

Die Vergessene Welt

Titel: Die Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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nun an unsere Kanus nicht weiter mitnehmen
    konnten. Wir zogen sie deshalb an Land, verbargen sie im
    Gebüsch und markierten einen Baum mit der Axt, um sie bei
    der Rückkehr wiederzufinden. Dann wurden die Lasten verteilt
    – Gewehre, Munition, Verpflegung, ein Zelt, Decken. Wir
    schulterten unsere Bündel und brachen zum beschwerlichsten
    Teil unserer Reise auf.
    Ein unseliger Streit zwischen unseren beiden akademischen
    Hitzköpfen stand am Beginn dieses neuen Abschnitts. Zum
    Mißvergnügen Summerlees hatte Challenger seit dem
    Augenblick seines Auftauchens das Kommando über unsere
    kleine Truppe übernommen. Jetzt, als er seinem Kollegen auch
    eine kleine Aufgabe zuteilen wollte – es handelte sich lediglich
    um den Transport eines kleinen Vakuum-Barometers –, kam
    der angestaute Groll plötzlich zum Ausbruch.
    »Darf man fragen«, sagte Summerlee mit unnatürlicher
    Ruhe, »mit welchem Recht Sie glauben, uns Befehle erteilen
    zu können?«
    Challenger starrte ihn mit gesträubtem Bart an. »Das tue
    ich in meiner Eigenschaft als Leiter dieser Expedition,
    Professor Summerlee.«
    »Ich fühle mich verpflichtet, Ihnen mitzuteilen, daß ich Sie
    in dieser Eigenschaft nicht anerkenne.«
    »Tatsächlich!«
    Challenger
    verbeugte
    sich
    ironisch.
    »Vielleicht hätten Sie die Güte, mir dann meine Rolle bei
    diesem Unternehmen zu erklären.«
    »Jawohl, die Güte habe ich. Sie sind ein Mann, dessen
    Glaubwürdigkeit bezweifelt wird. Dieses Komitee ist
    hierhergekommen, Sie zu überprüfen. Sie befinden sich in der
    Gesellschaft Ihrer Richter, verehrter Herr Kollege.«
    »Du meine Güte!« sagte Challenger und setzte sich auf
    den Rand eines Kanus. »In diesem Falle können Sie Ihren Weg
    fortsetzen, und ich werde Ihnen nach Belieben folgen. Wenn ich
    nicht der Anführer bin, können Sie auch nicht erwarten, daß
    ich Sie führe.«
    Dem Himmel sei Dank, daß es wenigstens noch zwei
    normale Menschen – Lord John Roxton und mich – gab, die
    verhüten konnten, daß wir wegen der Launenhaftigkeit unserer
    Gelehrten mit leeren Händen umkehren mußten. Welcher
    Argumente, Beschwörungen und Erklärungen bedurfte es, bis
    wir sie besänftigt hatten! Dann war endlich Summerlee bereit,
    vorauszugehen. Challenger stapfte grollend hinterher. Durch
    einen glücklichen Zufall fanden wir zu diesem Zeitpunkt
    heraus, daß unsere Professoren die denkbar schlechteste
    Meinung von einem Dr. Illingworth in Edinburgh hatten. Das
    wurde unsere Rettung. Jede gefährliche Situation wurde nun
    dadurch entspannt, daß wir den Namen dieses schottischen
    Zoologen ins Gespräch brachten, und prompt bildeten unsere
    Freunde in ihrer Verachtung und Beschimpfung dieses
    gemeinsamen Gegners eine vorübergehende Allianz.
    Als wir im Gänsemarsch am Ufer weiter vorrückten,
    bemerkten wir bald, daß der Fluß sich zu einem bloßen Bach
    verengte. Schließlich verlor er sich ganz in einem großen grünen
    Morast aus schwammigen Moosen, in den wir bis zu den
    Knien einsanken. Wolken von Stechmücken und alle
    möglichen Arten fliegender Insekten plagten uns. Wir waren
    froh, als wir uns wieder auf festen Grund gerettet hatten, und
    entschlossen uns zu einem Umweg durch den Wald.
    Am zweiten Tag unseres Fußmarsches änderte sich der
    Charakter der Landschaft. Unser Weg führte beständig
    aufwärts. Die Wälder wurden spärlicher und verloren ihre
    tropische Üppigkeit. Die gewaltigen Bäume der Amazonas-
    Ebene wichen Phönix- und Kokospalmen, die in einzelnen
    Gruppen inmitten dichten Gebüschs standen. In den
    feuchteren Mulden breiteten Mauritia-Palmen ihre anmutig
    herabhängenden Wedel aus.
    Wir gingen nur nach dem Kompaß. Einmal gab es
    Meinungsverschiedenheiten zwischen Challenger und den
    beiden Indianern. Dabei vertraute, um Challengers Worte zu
    gebrauchen, die ganze Gesellschaft »den fehlerhaften Instinkten
    primitiver Wilder mehr, als dem Wissen eines feinnervigen
    Exponenten der modernen europäischen Kultur.« Am dritten
    Tag stellte sich heraus, daß Challenger recht gehabt hatte. Er
    konnte uns mehrere markante Punkte seiner Expedition vor
    zwei Jahren zeigen. An einer Stelle trafen wir auf vier vom
    Feuer geschwärzte Steine, die von einem Lagerplatz stammten.
    Unser Weg stieg weiterhin an. Wir überquerten einen
    felsübersäten Abhang, wozu wir zwei Tage brauchten. Wieder
    hatte der Pflanzenwuchs sich verändert. Nur der Elfenbeinbaum
    blieb noch übrig, daneben herrliche Orchideen im Überfluß,
    darunter zuweilen die

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