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Die Vergessene Welt

Die Vergessene Welt

Titel: Die Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Landschaft ist weitgehend
    vulkanischen Ursprungs. Ich nehme an, daß das Plateau zu
    seiner Mitte hin abschüssig ist und sich dort ein großes
    Wasserbecken befindet, das einen unterirdischen Ablauf hat,
    der sich möglicherweise in den Jaracara-Sumpf ergießt.«
    »Oder der Ausgleich geschieht durch Verdunstung«, sagte
    Challenger, woraufhin die beiden Gelehrten innerhalb von
    Sekunden in eine ihrer üblichen wissenschaftlichen
    Diskussionen verwickelt waren, bei denen Lord John und ich
    passen mußten.
    §
    Am sechsten Tag hatten wir den Rundmarsch um das
    Felsplateau hinter uns und erreichten wieder unseren
    Lagerplatz an der freistehenden Felsenzinne. Wir hatten das
    Gelände mit einer Genauigkeit durchforscht, die nicht zu
    überbieten war, hatten aber nirgends eine Stelle entdecken
    können, an der ein Aufstieg möglich gewesen wäre, und dieses
    Ergebnis war mehr als deprimierend. Und durch die Schlucht
    einzusteigen, wie es Maple White offensichtlich getan hatte,
    das kam nicht in Frage – darüber waren wir uns einig.
    Was sollten wir tun? Über unsere Vorräte an Proviant
    machten wir uns zu dem Zeitpunkt noch keine Gedanken. Wir
    hatten auf unserem Weg alles Genießbare erlegt, was uns vor
    den Lauf unserer Flinten gekommen war, und hatten dadurch
    wenig Konserven verbraucht. Trotzdem würde der Tag
    kommen, wo auch diese zur Neige gingen. Dazu kam, daß in
    sechs bis acht Wochen die Regenzeit beginnen und unser
    Lager wegschwemmen würde. Der Felsen war hart wie
    Marmor, und wir versuchten nicht einmal, Stufen
    hineinschlagen zu wollen. Weder die Zeit noch unsere Geräte
    reichten aus, auf diese Weise die Felsen bezwingen zu wollen.
    Kein Wunder also, daß an jenem Abend die Stimmung auf
    den Nullpunkt gesunken war und wir in unsere Decken
    krochen, ohne viel gesprochen zu haben.
    Als mir die Augen zufielen, saß Professor Challenger noch
    am Feuer und war tief in Gedanken versunken. Er hatte nicht
    einmal mit dem Kopf genickt, als ich ihm eine gute Nacht
    gewünscht hatte. Wahrscheinlich hatte er es gar nicht gehört.
    Am nächsten Morgen jedoch war er wie verwandelt. Er war
    die Zufriedenheit und Zuversicht in Person. Beim Frühstück
    mimte er den Mann, der sich ständig in Bescheidenheit übt,
    aber sein energisch nach vorn gerecktes Kinn, die geschwellte
    Brust bewiesen, daß der Schein trog.
    Wie Napoleon steckte er eine Hand in seine Jacke und sah
    uns herausfordernd an. »Meine Herren«, sagte er. »Sie können
    mir gratulieren, und wir können uns gegenseitig
    beglückwünschen. Das Problem ist gelöst.«
    »Heißt das, daß Sie eine Möglichkeit gefunden haben, auf
    das Plateau zu kommen?«
    »Jawohl – das heißt es.«
    »Und wie?«
    Wortlos
    deutete
    Professor
    Challenger
    auf
    die
    kirchturmartige Felszinne, an deren Fuß wir kampierten.
    Wir blickten an ihr hoch, und unsere Gesichter wurden
    länger und länger. Der Fels mochte tatsächlich zu erklimmen
    sein, aber zwischen ihm und der Felswand gähnte ein
    unüberwindbarer Abgrund.
    »Da kommen wir doch nie rüber«, sagte ich.
    »Aber rauf können wir erst einmal«, sagte der Professor.
    »Und wenn wir droben sind, dann kann ich Ihnen vielleicht
    beweisen, daß ein erfinderischer Geist Unmögliches möglich
    machen kann.«
    Nach dem Frühstück wurde Professor Challengers
    Kletterausrüstung ausgepackt. Ein starkes, leichtes Seil von
    hundertfünfzig Fuß Länge, Steigeisen, Haken und anderes
    Gerät kamen zum Vorschein.
    Lord John war ein erfahrener Bergsteiger, und auch
    Professor Summerlee hatte schon so manche schwierige
    Gebirgstour hinter sich, womit ich der einzige war, der keine
    Erfahrung auf diesem Gebiet hatte und sich lediglich auf seine
    Kondition und Geschicklichkeit verlassen mußte.
    So schwierig war es eigentlich gar nicht, wobei es jedoch
    Momente gegeben hat, wo mir die Haare zu Berge gestanden
    sind. Die erste Hälfte war problemlos, doch dann wurde der
    Felsen immer steiler, bis wir uns bei den letzten fünfzig Fuß
    buchstäblich mit Fingern und Zehen an winzigen Vorsprüngen
    und Spalten festklammern mußten. Wenn Challenger den
    Gipfel nicht erreicht und dort das Seil an den Stamm des
    Baumes befestigt hätte, wären Professor Summerlee und ich kurz
    vor dem Ziel hängen geblieben. Doch mit Hilfe des Seils gelang
    es uns, das letzte Stück Steilwand zu überwinden, und so
    standen auch wir schließlich auf der kleinen, grasbewachsenen
    Fläche von höchstens fünfundzwanzig Fuß Durchmesser.
    Der Ausblick über

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