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Die Vergessene Welt

Die Vergessene Welt

Titel: Die Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Forschungszwecke waren vorhanden, darunter ein
    Teleskop und ein gutes Zeiss-Glas.
    All das schafften wir auf die Lichtung, nachdem wir zur
    Vorsicht dorniges Gestrüpp geschlagen und uns um die
    Felsplatten herum einen Schutzwall von einem Durchmesser
    von vielleicht fünfzehn Metern gebaut hatten. Das sollte
    zunächst unser Hauptquartier sein- unser Zufluchtsort bei
    plötzlich auftretender Gefahr und natürlich Lagerplatz für
    unsere Reichtümer.
    Wir tauften den Platz »Fort Challenger«.
    Bis wir alles so weit hatten, war es Mittag geworden. Die
    Hitze war nicht quälend, und sowohl Temperatur als auch
    Vegetation auf dem Plateau entsprachen den Bedingungen, die
    man in gemäßigten Zonen vorfindet. Unter den Bäumen, die
    unsere Lichtung umstanden, Buchen, Eichen und sogar Birken.
    Ein gewaltiger Gingkobaum, der alle anderen überragte,
    breitete seine langen Äste mit den Fächerblättern bis über das
    Lager aus, das wir gebaut hatten.
    In seinem Schatten hielten wir Kriegsrat, wobei Lord John
    wieder das Kommando übernommen hatte und uns seine
    Ansichten auseinandersetzte.
    »Solange uns weder Mensch noch Tier gesehen oder gehört
    haben, sind wir sicher«, sagte er. »Sobald sie aber wissen, daß
    wir hier sind, geht der Zirkus los. Nichts spricht dafür, daß
    sie uns bereits gesichtet haben. Wir müssen uns also vorerst
    einmal möglichst ruhig verhalten und das Land heimlich
    auskundschaften. Ehe wir unsere Nachbarn aufsuchen, wollen
    wir sie uns gründlich anschauen.«
    »Aber wir können nicht hier sitzenbleiben, sondern müssen
    raus«, sagte ich.
    »Allerdings müssen wir das, junger Mann«, sagte Lord
    John, der Challengers Art, mich wie einen Schulbuben zu
    behandeln, übernommen hatte. »Wir werden das Lager
    verlassen, aber mit Verstand. Wir dürfen uns nie so weit
    davon entfernen, daß wir nicht zurückkommen können. Und
    vor allem dürfen wir unter keinen Umständen von unseren
    Waffen Gebrauch machen.«
    »Wobei Sie gestern geschossen haben«, sagte Summerlee.
    »Das mußte sein. Zum Glück wehte der Wind so, daß der
    Schall über die Ebene und nicht hier herüber getragen wurde. Es
    ist nicht anzunehmen, daß man hier etwas gehört hat. Übrigens,
    wie sollen wir das Neuland nennen?«
    Es kamen ein paar Vorschlage, von denen keiner so recht
    befriedigend war. Challenger hatte schließlich die Idee, der alle
    zustimmten.
    »Da kommt doch nur ein Name in Frage«, sagte er. »Das
    Land muß den Namen des Mannes bekommen, der es entdeckt
    hat – nämlich Maple White. Wir nennen es Maple-White-Land,
    schlage ich vor.«
    Damit war es beschlossene Sache, und ich trug den Namen
    in die Karte ein, mit deren Entwurf ich beauftragt worden
    war.
    Die friedliche Eroberung des Maple-White-Landes war nun
    unser dringliches Anliegen. Wir hatten mit eigenen Augen
    gesehen, daß hier unbekannte Lebewesen hausten, und aus dem
    Zeichenheft des Amerikaners wußten wir, daß wir früher oder
    später mit dem Auftauchen gefährlicher Untiere rechnen
    mußten. Daß es auch Menschen auf dem Plateau gab, schien
    durch das Skelett bewiesen zu sein, das wir im Bambus
    gefunden hatten. Daß James Colver nicht das Opfer eines
    Unfalls gewesen, sondern absichtlich von den Klippen
    gestoßen worden war, bezweifelte niemand mehr.
    Unsere Situation, durch die Tatsache, daß wir das Plateau
    nicht verlassen konnten, verschärft, war höchst gefährlich und
    verlangte größte Vorsichtsmaßnahmen. Trotzdem konnten wir,
    endlich am Saum dieser mysteriösen Welt angekommen, nicht
    untätig auf unserer Lichtung sitzen bleiben. Die Ungeduld trieb
    uns hinaus. Wir mußten bis ins Herz des Neulandes
    vordringen.
    Wir verbarrikadierten daher den Zugang zu unserem Lager
    und machten uns auf den Weg. Wir folgten dem Wasserlauf,
    der aus unserer Quelle sprudelte. Er sollte uns auch als
    Wegweiser für den Rückweg dienen.
    §
    Wir waren kaum aufgebrochen, als wir auf Anzeichen stießen,
    die uns davon überzeugten, daß uns tatsächlich wundersame
    Dinge erwarteten. Nach ein paar hundert Metern dichten
    Unterholzes – die Bäume, die es überragten, waren mir
    größtenteils fremd, aber Professor Summerlee, der Botaniker
    unter uns, hatte für jeden einen exotisch klingenden Namen
    parat –, kamen wir in ein Gelände, in dem der Bach breiter
    wurde und der Boden sumpfig war. Dichtes, eigenartiges Schilf
    wuchs hier, dazwischen standen vereinzelt Baumfarne. Es
    wehte ein kräftiger Wind.
    Lord John, der voranging, hob plötzlich

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