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Die Vergessene Welt

Die Vergessene Welt

Titel: Die Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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Lord John ein wenig
    auf und spähte über den Rand. Es dauerte einen Moment, bis er
    uns an seine Seite winkte. Ich sah es ihm an, daß uns etwas
    höchst Außergewöhnliches, aber auch höchst Gefährliches
    erwartete.
    Wir krochen neben ihn und spähten ebenfalls über den
    oberen Rand der Geröllhalde. Vor uns lag ein kleiner Krater,
    der auf seinem Grund, etwa hundert Meter von uns entfernt,
    flach war wie eine Schüssel. Tümpel mit abgestandenem,
    faulig grünem Wasser, Schilfbüschel am Rand der Tümpel und
    Hunderte von Pterodactylen.
    Wir waren auf den Nistplatz dieser scheußlichen Ungeheuer
    gestoßen. Weibchen, die auf ihren ledrigen gelben Eiern
    hockten und brüteten, und zwischen ihnen ein Gewimmel von
    Jungen, die unaufhörlich schnatterten. Der Gestank, der zu uns
    aufstieg, war unbeschreiblich.
    Und am oberen Rand des Kraters, jeder auf einem Stein für
    sich, hockten die Männchen, die von einer so vertrockneten,
    abstoßenden Scheußlichkeit waren, daß man es mit Worten
    nicht beschreiben kann. Nur aus dem Rollen ihrer
    hervorquellenden Augen und einem gelegentlichen Schnappen
    nach irgendeinem Insekt konnte man ersehen, daß sie nicht
    versteinert waren, sondern tatsächlich lebten. Die gewaltigen
    Hautflügel hatten sie mit verschränkten Vorderbeinen
    zusammengefaltet und wirkten wie riesige alte Weiber, die
    sich in einen mit Spinnweben überzogenen Schal gehüllt hatten.
    Insgesamt etwa tausend dieser ekelerregenden Kreaturen
    waren hier versammelt.
    Unsere Professoren waren so fasziniert und studierten mit
    einer solchen Intensität diese Überbleibsel prähistorischen
    Lebens, daß sie am liebsten den ganzen Tag geblieben wären.
    Sie machten sich gegenseitig auf Reste von Fischen und
    Vögeln aufmerksam, die im Geröll herumlagen und
    offensichtlich die Nahrung dieser Kreaturen darstellten, und
    beglückwünschten sich gegenseitig, daß endlich die Frage
    gelöst war, warum in eng begrenzten Gebieten immer gleich
    haufenweise Skelette dieser Flugdrachen gefunden worden
    waren. Jetzt war bewiesen, daß sie wie die Pinguine in großen
    Scharen zusammenlebten.
    Und so kam es, daß Challenger in seiner Besessenheit, dem
    Kollegen etwas zeigen zu wollen, den Kopf zu weit vorreckte
    und uns damit fast ins Unglück stürzte. Im selben Moment
    hatte auch schon eines der uns am nächsten hockenden
    Männchen einen schrillen Schrei ausgestoßen, schlug mit den
    Flügeln, die gut eine Spannweite von zwanzig Fuß hatten, und
    erhob sich in die Luft. Die Weibchen und die Jungen drängten
    sich eng zusammen, während sich die Männchen einer nach
    dem anderen in die Lüfte schwangen. Der Anblick war
    unglaublich. Gut hundert von diesen abscheulichen Kreaturen
    verdunkelten den Himmel und zogen Kreise, als wollten sie den
    Durchmesser der Gefahrenzone erforschen. Die Kreise wurden
    immer enger, die Drachen kamen immer weiter herunter, bis
    wir glaubten, das Dröhnen ihres Flügelschlages würde uns das
    Trommelfell sprengen.
    »In den Wald und zusammenbleiben!« rief Lord John und
    brachte das Gewehr in Anschlag.
    In der Sekunde, in der wir die Flucht ergreifen wollten,
    kreisten uns die Ungeheuer ein und kamen so nah an uns
    heran, daß ihre Flügelspitzen an unseren Gesichtern zu streifen
    drohten. Wir schlugen mit den Kolben unserer Gewehre nach
    ihnen, die Ungeheuer schienen es aber nicht zu spüren. Dann
    schoß plötzlich ein langer Hals aus dem Kreis wild
    schlagender Flügel hervor, und ein scharfer Schnabel hackte
    nach uns. Ein zweiter und ein dritter folgten diesem Beispiel.
    Summerlee stieß einen Schrei aus und schlug die Hände vor
    das blutende Gesicht. Ich spürte einen Schlag im Nacken, der
    so wuchtig war, daß mir schwindelig wurde. Challenger
    stürzte zu Boden. Als ich mich bückte und ihm aufhelfen
    wollte, bekam ich den zweiten Schlag in den Nacken und fiel
    auf ihn. Im selben Moment hörte ich Lord Johns Büchse
    knallen und sah, wie eine der Kreaturen mit gebrochenem
    Flügel auf dem Boden herumkroch, den Schnabel weit
    aufgerissen, die blutunterlaufenen Augen auf uns gerichtet.
    Der Schuß hatte die anderen wieder weiter in die Lüfte
    hinaufgetrieben.
    »Los!« schrie Lord John. »Weg von hier!«
    Wir taumelten und stolperten über die Geröllhalde und
    hatten gerade den Rand des Unterholzes erreicht, als die Bestien
    erneut angriffen. Challenger bekam einen Schlag ins Genick und
    ging zu Boden, wir konnten ihn aber gerade noch rechtzeitig ins
    Gestrüpp ziehen.
    Als wir uns

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