Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Vergessene Welt

Die Vergessene Welt

Titel: Die Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
Vom Netzwerk:
Hände geschüttelt und uns
    keuchend neben der Quelle zu Boden sinken lassen, als wir ein
    Getrappel nackter Füße hörten und dann leise, klagende Rufe
    vor unserem Eingang vernahmen. Lord John sprang mit der
    Flinte in der Hand vor und öffnete. Hingestreckt, das Gesicht
    auf dem Boden, lagen dort die vier überlebende Indianer, die
    aus Furcht vor uns zitterten und uns dennoch um Schutz
    anflehten. Mit einer ausdrucksvollen Gebärde deutete einer von
    ihnen auf den Wald ringsum, um uns zu verstehen zu geben,
    daß er voller Gefahren steckte. Dann stürzte er vor, schlang
    seinen Arm um Lord Johns Füße und legte sein Gesicht darauf.
    »Sapperlott!« rief unser Edelmann und zupfte sich ratlos am
    Schnurrbart. »Was, zum Teufel, sollen wir jetzt mit diesen
    Leuten anfangen? Steh auf, kleines Kerlchen, und nimm dein
    Gesicht von meinen Stiefeln!«
    Summerlee setzte sich und stopfte mit zitternden Händen
    seine alte Pfeife.
    »Wir müssen die Indianer in Sicherheit bringen«, sagte er.
    »Sie und der junge Mr. Malone haben uns dem Tode entrissen.
    Auf mein Wort! Das war ein sauberes Stück Arbeit!«
    »Bewundernswert!« rief Challenger. »Bewundernswert!
    Nicht nur wir schulden Ihnen Dank für das, was Sie getan
    haben, sondern auch die Wissenschaft schlechthin. Das
    Verschwinden von Professor Summerlee und mir hätte eine
    schmerzliche Lücke in der modernen zoologischen Forschung
    hinterlassen. Unser junger Freund und Sie haben eine
    kolossale Leistung vollbracht.«
    Er strahlte uns mit seinem väterlichen Lächeln an. Aber die
    Wissenschaft schlechthin wäre erstaunt gewesen, hätte sie
    ihren auserwählten Sohn mit seinen verfilzten, ungekämmten
    Haaren, seiner bloßen Brust und seiner zerfetzten Kleidung
    sehen können. Er saß da, eine Fleischdose zwischen die Knie
    geklemmt, und hielt ein großes Stück australisches
    Hammelfleisch in der Hand. Der Indianer blickte zu ihm
    hinüber, warf sich dann mit leisem Winseln zu Boden und
    klammerte sich an Lord Johns Bein.
    »Aber du brauchst doch keine Angst zu haben, mein
    Junge«, sagte Lord John und tätschelte den Kopf zu seinen
    Füßen. »Er kann Ihren Anblick nicht ertragen, Challenger! Und
    das wundert mich nicht. Schon gut, kleiner Bursche, er tut dir
    nichts, er ist auch nur ein Mensch wie wir.«
    »Ich muß doch sehr bitten!« rief der Professor.
    »Seien Sie doch froh, daß Sie nicht aussehen wie jedermann,
    Professor Challenger«, sagte Lord John und grinste. »Dieser
    Affenkönig hätte Sie sonst nie …«
    »Sie gehen zu weit, Lord John«, fiel ihm Challenger ins
    Wort. »Ich verbitte mir derlei Bemerkungen.«
    »Sie entsprechen aber den Tatsachen.«
    »Ich darf Sie trotzdem bitten, das Thema zu wechseln. Ihre
    Feststellungen sind irrelevant und interessieren niemanden
    auch nur im geringsten. Wir stehen hier vor der Frage, was wir
    mit den Indianern anfangen. Am besten wäre es, sie nach
    Hause zu bringen, aber dazu müßten wir wissen, wo sie zu
    Hause sind.«
    »Mr. Melone weiß es. Wenn ich ihn richtig verstanden habe,
    dann ist es ganz schön weit bis zu ihren Höhlen.«
    »An die zwanzig Meilen«, sagte ich. Professor Summerlee
    stöhnte. »Ich schaffe das nie, das kann ich Ihnen gleich sagen.
    Außerdem höre ich diese Bestien schon wieder heulen.«
    Jetzt hörten wir sie auch. Aus der Tiefe des Waldes drangen
    die unartikulierten Schreie der Affenmenschen. Die Indianer
    brachen erneut in Angstgewimmer aus.
    »Nichts wie weg von hier«, rief Lord John. »Sie helfen
    Professor Summerlee, Mr. Malone. Wir halten die Gewehre
    schußbereit. Die Indianer müssen unseren Proviant tragen. Los,
    kommen Sie, bevor sie uns entdecken!«
    Nach einer knappen halben Stunde hatten wir den
    markierten Zufluchtsort im Unterholz erreicht und uns dort
    versteckt. Den ganzen Tag über hörten wir die
    Affenmenschen Richtung Fort Challenger trampeln, aber in
    unsere Richtung kamen sie nicht. Professor Challenger, Lord
    John und ich lösten uns in unseren Wachen ab, die anderen
    schliefen einen tiefen, erschöpften Schlaf.
    Gegen Abend, ich war gerade etwas eingedöst, zupfte mich
    jemand am Ärmel. Ich schlug die Augen auf und sah
    Professor Challenger neben mir knien.
    »Sie zeichnen diese Ereignisse doch auf, junger Mann«,
    sagte er mit feierlichem Gesicht.
    »Richtig«, antwortete ich.
    »Und Sie wollen Ihre Aufzeichnungen doch eines Tages
    veröffentlichen, oder?«
    »Ja.«
    »Gut. Lord John hat da so einige Bemerkungen fallen lassen,
    die darauf hinweisen

Weitere Kostenlose Bücher