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Die Vergessene Welt

Die Vergessene Welt

Titel: Die Vergessene Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sir Arthur Conan Doyle
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und ich mit meinem
    Gewehr in der Hand keine Angst vor ihnen zu haben
    brauchte.
    Nach kurzer Zeit schon hörte ich das Gemurmel des Bachs,
    aber ein Gestrüpp aus Bäumen und Buschwerk verdeckte ihn
    noch. An einer Stelle, die eben außerhalb des Gesichtsfeldes
    meiner Gefährten lag, bahnte ich mir einen Weg hindurch.
    Plötzlich bemerkte ich etwas Rotes, das zusammengekrümmt
    zwischen den Büschen lag. Als ich näher herankam, stellte ich
    voller Schrecken fest, daß es die Leiche des vermißten Indianers
    war. Er lag auf der Seite, die Knie an den Leib gezogen, den
    Kopf unnatürlich verdreht, so daß er über seine eigene
    Schulter zu blicken schien.
    Ich rief nach meinen Freunden, rannte vorwärts und beugte
    mich über den Toten. Mein Schutzengel muß in diesem
    Augenblick ganz in meiner Nähe gewesen sein, denn irgendeine
    instinktive Furcht oder vielleicht auch ein leises Rascheln in den
    Blättern ließ mich hochblicken. Aus dem dichten, grünen Laub
    über meinem Kopf kamen langsam zwei lange muskulöse, mit
    roten Haaren bedeckte Arme herab. Noch einen Augenblick
    länger, und die großen Hände hätten meine Kehle
    umklammert. Ich sprang zurück, aber so schnell ich auch
    reagierte, die Hände waren noch flinker. Wohl verfehlten sie
    durch meinen plötzlichen Sprung ihren tödlichen Griff, aber die
    eine packte mich im Genick und die andere am Gesicht. Ich riß
    die Hände empor, um meine Kehle zu schützen. Im nächsten
    Moment war die riesige Pfote von meinem Gesicht auf den Hals
    herabgeglitten. Mühelos wurde ich vom Boden hochgehoben
    und fühlte, wie ein unwiderstehlicher Druck meinen Kopf
    weiter und weiter nach hinten zwang, bis die Spannung meiner
    Halswirbel unerträglich wurde. Mit letzter Kraft zerrte ich an
    der würgenden Hand und konnte sie von meinem Kinn
    wegdrücken. Ich blickte hoch und sah in ein furchtbares Gesicht
    mit erbarmungslosen hellblauen Augen, die derart hypnotisch
    auf mich wirkten, daß ich mich plötzlich nicht mehr wehren
    konnte. Als die Bestie spürte, wie ich in ihrem Griff
    erschlaffte, blitzten zwei weiße Fangzähne zu beiden Seiten des
    scheußlichen Mauls auf. Der Druck auf mein Kinn verstärkte
    sich von neuem. Dünne, farbige Nebel schillerten vor meinen
    Augen, und in meinen Ohren klingelten silberhelle Glöckchen.
    Undeutlich hörte ich aus weiter Ferne einen Schuß krachen und
    spürte, wie ich fiel und auf den Boden aufschlug, wo ich
    besinnungslos liegenblieb.
    Als ich wieder zu mir kam, lag ich in unserem Versteck.
    Jemand hatte Wasser vom Bach geholt, und Lord John benetzte
    mir die Stirn, während mir Challenger und Summerlee mit
    besorgten Gesichtern den Kopf stützten. Für einen Moment tat
    ich einen Blick in die menschlichen Seelen hinter den
    wissenschaftlichen Masken. Es war mehr der Schock als eine
    wirkliche Verletzung, was mich umgeworfen hatte, und schon
    nach einer halben Stunde konnte ich mich – wenn auch mit
    schmerzendem Kopf und steifem Nacken – wieder aufsetzen.
    »Mein lieber Malone, Sie sind gerade noch mal
    davongekommen«, sagte Lord John. »Als ich Ihren Schrei
    hörte, angerannt kam und den halb verdrehten Kopf und Ihre
    zappelnden Beine sah, dachte ich schon, wir wären einer
    weniger. In meiner Aufregung habe ich das Biest verfehlt, aber
    es hat Sie wenigstens losgelassen und war weg wie der Blitz.
    Verflixt! Wenn wir fünfzig Mann mit Gewehren hier hätten,
    ich würde die verdammte Bande ausräuchern und dieses Land
    gesäuberter verlassen, als wir es angetroffen haben.«
    Es stand nun fest, daß die Affenmenschen uns aufgespürt
    hatten und wir von allen Seiten beobachtet wurden. Während
    des Tages hatten wir nicht viel zu befürchten, aber im Dunkeln
    würden sie über uns herfallen. Je eher wir also aus ihrer
    Nachbarschaft verschwanden, desto besser. Auf drei Seiten
    waren wir von dichtem Wald umgeben, dort konnten wir in
    einen Hinterhalt geraten. Auf der vierten Seite aber – die zum
    See hin abfiel – gab es nur niedriges Unterholz und vereinzelte
    Bäume, dazwischen gelegentlich eine Wiese. Dort entlang lief
    auch der Weg, den ich auf meiner nächtlichen Wanderung
    genommen hatte. Er führte uns direkt auf die Höhlen zu. Alles
    sprach also dafür, diese Richtung einzuschlagen.
    Unser altes Lager gaben wir höchst ungern auf – nicht allein
    der Vorräte wegen, sondern vor allem, weil wir die Verbindung
    zu Zambo verloren. Munition war ausreichend vorhanden, jeder
    war noch im Besitz seines Gewehrs, und das

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