Die Vergessenen. Thriller (German Edition)
Doktorarbeit.
Warum hat er nichts gesagt?
Hat F. etwas mit L.s Tod zu tun?
Franz? Meint sie den Kerl aus dem Historischen Institut? An den hat er gar nicht weiter gedacht, denn als sie sich mit ihm getroffen haben, wussten sie selbst noch nichts von Jonathan Lautenbach und seiner Doktorarbeit. Aber Franz hätte die Zusammenhänge erkennen und davon erzählen können. Immerhin arbeitete Lautenbach an der Aufdeckung einer noch unbekannten Widerstandsgruppe. Und wenn es jemanden gibt, den Lautenbach in seine Pläne eingeweiht hat, dann wird dieser Jemand am Ende sogar von Marias Bestechungsversuch wissen. 100.000 Euro. Sollte also Jonathan Franz von dem Geld berichtet haben, wäre das ein Mordmotiv und Franz würde als Täter infrage kommen. Aber wie verhält es sich dann mit den Morden an Eugen Kämper und dem alten Kampowski? Und warum sollte Franz es auf Eva abgesehen haben?
Kimski blättert das oberste Blatt des Notizblocks um. Auf der nächsten Seite hat sie Franz’ Telefonnummer und Adresse notiert.
Kimski nimmt das Telefon zur Hand und sieht nach, welche Nummern zuletzt gewählt wurden. Die letzte Verbindung war mit Carlo, die Nummer von Franz ist nicht darunter, angerufen hat sie ihn also nicht. Vielleicht ist sie aber bei ihm vorbeigefahren, um ihn zur Rede zu stellen? Würde sie so etwas machen? Zuzutrauen wäre es ihr. Aber warum stand dann die Tür offen, als er hereinkam? Kimski nimmt den Hörer ab und wählt Carlos Nummer.
»Hallo Eva, weißt du, wie spät ...«
»Nein, nicht Eva, hier ist Kimski. Hat Eva dich vorhin angerufen?«
»Ja. Da war es auch schon gegen elf.«
»Was wollte sie?«
»Die Nummer von Franz, und die habe ich ihr gegeben. Sag mal, ist was mit Eva?«
»Weiß nicht. Habt ihr sonst noch über irgendetwas gesprochen?«
»Nicht wirklich.«
»Hast du ihr irgendwas über Franz und Jonathan Lautenbach erzählt?«
»Ach ja, doch. Ich hab ihr gesagt, dass Franz diesem Lautenbach bei der Doktorarbeit geholfen hat. Deswegen hat es ihn ja auch so berührt, als er von dem Unglück erfuhr.«
»Wie hat Eva auf diese Information reagiert?«
»Na ja, das konnte ich nicht so ganz einordnen. Sie hat es zwar so nicht gesagt, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass diese Nachricht sie aufgewühlt hat.«
»Hat sie gesagt, wo sie hingehen wollte?«
»Nein. Aber sag mir doch, was passiert ist.«
»Ich hab keine Ahnung. Hör zu, ich muss jetzt los.«
»Falls ich dir irgendwie helfen kann ...«
»Ich melde mich wieder.«
Kimski legt auf. Sein Blick fällt auf die Adresse von Franz in Seckenheim. Dann muss er also wieder zurück nach Mannheim.
Als das Telefon klingelt tastet Kriminaloberrat Benesch nach seinem Radiowecker und zuckt zusammen, als er die Uhrzeit sieht. Lange kann er nicht geschlafen haben, denn er kann sich noch daran erinnern, wie er sich nachdenklich im Bett gewälzt hat. Irgendwie muss er es geschafft haben einzuschlafen, und wenn er sich die Uhr so anschaut, hätte er doch glatt noch drei bis vier Stunden Schlaf zusammenbekommen können. Wenn nur das Telefon nicht wäre!
»Oh nein!«, schimpft seine Frau verschlafen. »Geh nicht ran.«
Er tut es aber doch. Natürlich.
»Benesch.«
»Vollmer hier, hallo.«
»Hallo.«
»Ich wollte Sie nur darüber informieren, dass wir Kimski vorübergehend festgenommen haben.«
»Super«, murmelt Benesch. »Hören Sie, ich weiß Ihren Einsatz zu schätzen und ich lobe Sie auch gern für Ihren Erfolg, falls es das ist, weswegen Sie anrufen. Aber hätten Sie mir das nicht auch nach dem Frühstück erzählen können?«
»Na ja. Die Geschichte geht noch weiter.«
»Hat Kimski irgendetwas gestanden?«
»Nein, das kann man nicht sagen. Er hat einen meiner Männer überwältigt und ist aus dem Revier geflohen.«
»Was Sie nicht sagen!«
»Ja. Für mich ist das ein Geständnis. Finden Sie nicht auch?«
»Kann sein, aber lassen Sie uns nachher darüber sprechen. Sie haben wahrscheinlich alles Nötige für eine Fahndung in die Wege geleitet?«
»Selbstverständlich.Wir haben auch schon das Heidelberger Präsidium kontaktiert. Kimski kann ziemlich gefährlich werden, man darf ihn nicht unterschätzen.«
»Ja, das haben Sie mir bei unserem letzten Gespräch bereits gesagt. Wie auch immer, gute Nacht.«
»Gute Nacht.«
Benesch legt auf und lässt sich wieder ins Bett fallen. Das war doch immerhin ein erster Schritt in die richtige Richtung. Er hat es geschafft, Vollmer abzuwimmeln; Kapitel 2 des Ratgebers: Lassen Sie es nicht
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