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Die vergessenen Welten 03 - Die selbernen Ströme

Die vergessenen Welten 03 - Die selbernen Ströme

Titel: Die vergessenen Welten 03 - Die selbernen Ströme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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haben!«
    Der Schamane beäugte Wulfgar verschlagen. »Aber der andere ist ein Schwächling«, erklärte er. »Er wird bei deinem Übertritt zu unserem Stamm dem geflügelten Pferd geopfert werden.«
    Wulfgar antwortete nicht sofort. Sie hatten seine Kraft auf die Probe gestellt, und jetzt ging es um seine Loyalität. Die Himmelsponys hatten ihm höchste Ehre erwiesen, indem sie ihm einen Platz in ihrem Stamm anboten, aber nur unter der Bedingung, daß er seine absolute Treue bewies. Wulfgar dachte an sein eigenes Volk und an die Sitten und Gebräuche, mit denen sie seit vielen Jahrhunderten ihr Leben in der Tundra führten. Auch in diesem Punkt würden viele Barbaren von Eiswindtal die Bedingungen annehmen und Regis töten, da für sie angesichts dieser Ehre das Leben eines Halblings ein niedriger Preis war. Das war der Punkt gewesen, an dem ihn das Leben seines Volkes ernüchtert hatte, ihre moralischen Ansichten, die sich mit seinen eigenen Richtlinien als unvereinbar erwiesen hatten. »Nein«, antwortete er Valrik, ohne zu blinzeln.
    »Er ist ein Schwächling!« suchte Valrik ihn zu überzeugen. »Nur der Starke verdient das Recht zu leben!«
    »Es liegt nicht an mir, sein Schicksal zu bestimmen«, erwiderte Wulfgar. »Und auch nicht an dir.«
    Valrik gab den zwei Wachen ein Zeichen, worauf diese Wulfgar unverzüglich wieder an den Händen fesselten.
    »Ein Verlust für unser Volk«, sagte Torlin zu Wulfgar. »Du hättest bei uns einen Ehrenplatz erhalten.«
    Wulfgar gab keine Antwort, sondern erwiderte lange Zeit Torlins Blick. In diesem Blick teilten sie sich den Respekt voreinander mit, aber auch das gegenseitige Verstehen, daß ihre Maßstäbe für ein Bündnis zu unterschiedlich waren. In einer gemeinsamen Phantasie, die nicht Wirklichkeit sein durfte, kämpften sie Seite an Seite, töteten dutzendweise Orks und beflügelten die Barden zu einer neuen Legende.
    Für Drizzt war es an der Zeit, seinen Plan auszuführen. Der Dunkelelf hatte sich bei den Pferden aufgehalten, um das Ergebnis des Wettkampfes zu verfolgen und auch, um seine Feinde besser einschätzen zu können. Er hatte vor, mit seinem Angriff eher Eindruck zu machen als Schaden anzurichten. Er wollte eine großartige Darbietung geben, die einen Stamm von furchtlosen Kriegern lange genug einschüchtern sollte, damit seine Freunde aus dem Kreis ausbrechen konnten.
    Zweifellos hatten die Barbaren von den Dunkelelfen gehört. Und zweifellos hatten ihnen die Geschichten, die sie gehört hatten, Angst eingejagt.
    Lautlos band Drizzt ihre zwei Ponys hinter ihren Pferden an und bestieg die Pferde, wobei er die Füße in jeweils einen Steigbügel eines Tieres setzte. Dann erhob er sich zwischen ihnen, stand aufrecht da und warf die Kapuze seines Umhangs zurück. Seine blauvioletten Augen funkelten wild und gefährlich, als er mit den Pferden in den Kreis stürmte und die verblüfften Barbaren zerstreute.
    Wütendes Geheul erhob sich bei den überraschten Kriegern, das jedoch in Entsetzensschreie überging, als sie Drizzts schwarze Haut erblickten. Torlin und Valrik traten der nahenden Gefahr entgegen, wußten jedoch auch nicht so recht, wie sie mit einer leibhaftigen Legende umgehen sollten.
    Drizzt hatte bereits einen Trick für sie parat. Auf einen Wink mit seiner schwarzen Hand hin schossen purpurne Fla mmen aus Torlins und Valriks Haut, die zwar nicht brannten, aber die abergläubischen Barbaren mit Schrecken erfüllten und zur Ra serei brachten. Torlin warf sich auf die Knie und umklammerte ungläubig seine Arme, während sich der reizbare Schamane auf den Boden warf und im Staub wälzte.
    Wulfgar verstand den Wink. Mit einer weiteren Kraftanstrengung zerriß er die Lederfesseln an seinen Handgelenken und schlug sie den beiden Kriegern neben sich direkt ins Gesicht, so daß diese rücklings auf den Boden fielen.
    Auch Bruenor begriff, worauf es ankam. Er stampfte mit voller Wucht auf den Fuß des Barbaren, der zwischen ihm und Regis stand, und als der Mann sich bückte, um seinen schmerzenden Fuß zu ergreifen, versetzte Bruenor ihm einen Stoß mit dem Kopf. Der Mann fiel genauso leicht um wie seinerzeit Raune in der Rattengasse in Luskan.
    »Hah, funktioniert auch wunderbar ohne Helm!« staunte Bruenor.
    »Aber nur bei einem Zwerg!« merkte Regis an, während Wulfgar die beiden am Kragen packte und mühelos auf ihre Tiere setzte.
    Dann saß auch er auf einem Pferd neben Drizzt, und sie jagten durch das Lager. Es war alles so schnell vor sich

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