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Die vergessenen Welten 03 - Die selbernen Ströme

Die vergessenen Welten 03 - Die selbernen Ströme

Titel: Die vergessenen Welten 03 - Die selbernen Ströme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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gegangen, daß keiner der Barbaren in der Lage gewesen war, eine Waffe zu ziehen oder sonstige Abwehrmaßnahmen zu ergreifen. Drizzt ließ sein Pferd hinter die Ponys zurückfallen, um die Nachhut zu sichern. »Reitet!« schrie er seinen Freunden zu und schlug mit der flachen Seite seiner Krummsäbel ihren Pferden auf die Kruppe. Die anderen drei stießen einen Triumphschrei aus, als wäre ihre Flucht bereits gelungen, aber Drizzt wußte, daß sie erst den leichteren Teil hinter sich gebracht hatten. Schon bald würde die Morgendämmerung anbrechen, und in diesem hügeligen, fremden Gelände kannten die Barbaren sich aus und konnten sie ohne weiteres einholen.
    Die Gefährten stürmten in die Stille der Morgendämmerung und nahmen den direktesten und einfachsten Weg, um eine möglichst große Strecke hinter sich zu legen. Drizzt rechnete damit, daß die Stammesangehörigen ihnen schnell auf den Fersen sein würden, und daher hatte er ein wachsames Auge nach hinten. Aber der Tumult im Lager war schon bald nach ihrer Flucht abgeflaut, und der Dunkelelf bemerkte keinerlei Anzeichen einer Verfolgung.
    Aber dann war ein Ruf zu hören, der rhythmische Gesang Valriks. Er sang in einer Sprache, die keiner der Gefährten verstand, doch das Gesicht von Wulfgar, das von Grauen und Angst gezeichnet war, ließ alle innehalten. »Die Mächte eines Schamanen«, erklärte der Barbar.
    Im Lager stand Valrik mit Torlin im Kreis seines Volkes und vollzog singend und tanzend das schamanistische Ritual, bei dem die Kraft des Tiergeistes des Stammes beschworen wurde. Das Auftauchen des Dunkelelfen hatte den Schamanen um seine Fassung gebracht. Er hielt alle von einer Verfolgung ab, bevor sie überhaupt aufgebrochen waren und lief in sein Zelt, um den geweihten Lederbeutel zu holen, der für das Ritual erforderlich war. Er hatte entschieden, daß der Geist des geflügelten Pferdes, des Pegasus, mit diesen Eindringlingen fertig werden sollte.
    Valrik hatte Torlin dazu auserkoren, daß in ihm der Geist Gestalt annehmen sollte. Der Sohn von Jerek erwartete das Besessensein mit Gleichmut und Würde, obwohl ihm dieses Ritual verhaßt war, denn es beraubte ihn seiner Identität.
    Aber er fügte sich seinem Schamanen in absolutem Gehorsam.
    Doch Valrik hatte kaum mit dem Ritual begonnen, da wußte er schon, daß er in seiner Aufregung die Dringlichkeit der Beschwörung übertrieben hatte.
    Torlin kreischte auf, stürzte zu Boden und krümmte sich voller Qualen. Er wurde von einer grauen Wolke eingehüllt, deren wirbelnde Dämpfe mit seinem Körper verschmolzen und seine Gesichtszüge umformten. Seine Züge blähten sich auf und verzerrten sich, und auf einmal hatten sie Ähnlichkeit mit einem Pferdekopf. Sein Leib verwandelte sich in etwas, das nicht mehr an einen Menschen erinnerte. Valrik hatte eigentlich beabsichtigt, nur einen Teil der Kräfte des Tiergeistes auf Torlin zu übertragen, aber die Wesenheit des Pegasus selbst war gekommen, hatte von dem Mann ganz und gar Besitz ergriffen und dessen Körper seinem eigenen Aussehen unterworfen. Torlin war vernichtet.
    An seine Stelle war die geisterhafte Gestalt des geflügelten Pferdes getreten. Alle Stammesangehörigen, sogar Valrik, der dem Tiergeist selber auch nicht ins Auge sehen konnte, fielen vor ihm auf die Knie. Aber der Pegasus kannte die Gedanken des Schamanen und verstand die Not seiner Kinder. Dampf stieg aus seinen Nüstern, und er erhob sich in die Lüfte, um die Verfolgung der geflohenen Eindringlinge aufzunehmen. Die Freunde hielten ihre Pferde zu einer weniger scharfen, wenn auch immer noch schnellen Gangart an. Von ihren Fesseln befreit, die Morgendämmerung vor sich und ohne offensichtliche Verfolgung hinter sich, hatten sie sich etwas entspannt. Bruenor bearbeitete seinen Helm und versuchte, die letzte Delle so weit zu beheben, daß er ihn wieder aufsetzen konnte. Sogar Wulfgar, der von dem Schamanengesang kurz zuvor noch so mitgenommen worden war, beruhigte sich wieder.
    Nur der stets wachsame Drizzt war nicht so einfach davon überzeugt, daß ihre Flucht gelungen war. Und er war es auch, der als erster die drohende Gefahr spürte.
    In den dunklen Städten hatten die schwarzen Elfen es häufig mit Wesen von anderen Welten zu tun, und im Laufe der Jahrhunderte hatte sich bei ihnen eine Empfänglichkeit für die magischen Ausstrahlungen dieser Kreaturen herausgebildet. Drizzt hielt sein Pferd an und wirbelte herum. »Was hörst du?« fragte ihn Bruenor.
    »Ich höre nichts«,

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