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Die Vergessenen Welten 10 - Die Küste Der Schwerter

Die Vergessenen Welten 10 - Die Küste Der Schwerter

Titel: Die Vergessenen Welten 10 - Die Küste Der Schwerter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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wirklich der bessere Weg für ihn und sein Volk – frei zu leben, ohne die Zwänge des Wohlstandes und der Verbindung mit anderen. Zumindest in diesem Punkt wußte Kierstaad, daß Berkthgar recht hatte. Und doch hegte der junge Mann auch weiterhin keinen Groll gegen die Zwerge oder die Leute von Zehn-Städte, und er hatte nicht vor, durch irgendwelche Lügen seinen Respekt vor Wulfgar herabsetzen zu lassen, der so viel Gutes für die Stämme des Eiswindtales getan hatte.
    Kierstaad sah bei dem Ausweiden des Rentiers zu, das so vollständig und perfekt vor sich ging. Keine Verschwendung und keine Respektlosigkeit dem stolzen Tier gegenüber. Er sah seine eigenen blutigen Hände und Arme an und spürte Blut an seinem Kinn hinabrinnen und auf den schwammigen Boden tropfen. Dies war sein Leben, seine Bestimmung. Und doch, was würde es bedeuten? Erneuten Krieg mit Zehn Städte, wie es in der Vergangenheit so häufig gewesen war? Und was war mit den Beziehungen zu den Zwergen, die zu ihren Minen südlich von Kelvins Steinhügel zurückgekehrt waren?
    Kierstaad hatte die letzten Wochen hindurch Berkthgar beobachtet. Er hatte gehört, wie Berkthgar mit Revjak gestritten hatte, Kierstaads Vater und dem anerkannten Anführer des Elchstammes, der zur Zeit der einzige verbliebene Stamm in der Tundra des Eiswindtales war. Berkthgar würde sich vom Stamm trennen, dachte Kierstaad, als er den gigantischen Mann beobachtete. Berkthgar würde die anderen jungen Krieger mit sich nehmen und den Stamm des Bären neu gründen oder einen anderen der Stämme der Vorväter. Und dann würde die Stammesrivalität aufs neue beginnen, die so lange das Leben der Barbaren im Eiswindtal bestimmt hatte. Sie würden miteinander um Nahrung kämpfen oder um guten Weidegrund, während sie über die Tundra zogen.
    Das war nur eine der Möglichkeiten, sagte sich Kierstaad und versuchte, die verstörenden Gedanken abzuschütteln. Berkthgar wollte der absolute Anführer sein, er wollte Wulfgars Legende nacheifern und schließlich überflügeln. Das konnte er nicht tun, wenn er die verbliebenen Barbaren aufsplitterte, die in Wahrheit gar nicht zahlreich genug waren, um mehrere einzelne Stämme von Bedeutung zu bilden.
    Wulfgar hatte die Stämme geeint.
    Es gab noch andere Möglichkeiten, aber als Kierstaad darüber nachdachte, gefiel ihm keine so recht.
    Berkthgar blickte von dem toten Wild auf, grinste breit und akzeptierte Kierstaad vollständig, ohne jeglichen Hintergedanken. Und doch war Kierstaad der Sohn von Revjak, und es kam ihm jetzt in den Sinn, daß Berkthgar und sein Vater auf einem schwierigen Weg wandelten. Der Anführer eines Barbarenstammes konnte herausgefordert werden.
    Dieser Gedanke verfestigte sich noch, als der erfolgreiche Jagdtrupp sich den Zelten aus Rentierleder näherte, die das Lager des Stammes bildeten, nur um von Bruenor Heldenhammer und einer Zwergin aufgehalten zu werden, der Priesterin Stumpet Reißklaue.
    »Ihr gehört nicht hierher!« knurrte Berkthgar sofort den Zwergenführer an.
    »Ich wünsche dir ebenfalls einen schönen Tag«, fauchte Stumpet, die noch nie abgewartet hatte, daß andere für sie sprachen. »Du hast also wirklich das Tal der Hüter vergessen, wie man sich erzählt?«
    »Ich spreche nicht mit Frauen über wichtige Angelegenheiten«, sagte Berkthgar ruhig.
    Bruenor streckte schnell den Arm aus, um die aufgebrachte Stumpet zurückzuhalten. »Und ich spreche nicht mit dir«, erwiderte Bruenor. »Ich und meine Priesterin sind gekommen, um Revjak zu sehen, den Anführer des Elchstammes.«
    Berkthgars Nüstern bebten. Einen Augenblick lang erwarteten Kierstaad und die anderen, daß er sich auf Bruenor stürzen würde, und der Zwerg, der sich dagegen wappnete und seine vielfach eingekerbte Axt in die Handfläche seiner freien Hand gleiten ließ, erwartete es anscheinend ebenfalls.
    Aber Berkthgar, der kein Narr war, beruhigte sich wieder. »Auch ich führe die Jäger des Eiswindtales an«, sagte er. »Sag, was du willst, und dann verschwinde!«
    Bruenor lachte leise, ging an dem stolzen Barbaren vorbei und bewegte sich auf das Lager zu. Berkthgar heulte auf, sprang vor und landete direkt auf Bruenors Weg.
    »Du warst in Siedelstein der Anführer«, sagte der rotbärtige Zwerg mit fester Stimme, »und vielleicht wirst du das auch hier wieder sein. Andererseits aber vielleicht auch nicht. Revjak war König, als wir das Tal verlassen haben, und Revjak ist noch immer König, nach allem, was ich gehört habe.«

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