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Die vergessenen Welten 11 - Kristall der Finsternis

Die vergessenen Welten 11 - Kristall der Finsternis

Titel: Die vergessenen Welten 11 - Kristall der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
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normalerweise achtete Arumn streng darauf, jede persönliche Beziehung zu seinen Rausschmeißern zu vermeiden – denn viele dieser Männer, die von Natur aus Herumtreiber waren, wanderten entweder aus eigenem Antrieb irgendwann davon, oder sie wurden tot auf Arumns Türschwelle gefunden. Bei Wulfgar hatte der Wirt jedoch diese Haltung bis zu einem gewissen Grad aufgegeben. Die späten Abende, die sie miteinander verbrachten, wenn es im Entermesser ruhig war, Wulfgar an der Theke trank und Arumn bereits alles für den nächsten Tag vorbereitete, waren zu einer angenehmen Routine geworden. Arumn genoss Wulfgars Gesellschaft wirklich. Er entdeckte, dass Wulfgar seine kalte und abweisende Fassade fallen ließ, sobald er seinen Alkohol im Leib hatte. In vielen Nächten waren sie bis zur Morgendämmerung zusammen geblieben, und Arumn hatte zugehört, während Wulfgar Geschichten aus dem frostigen Nordland erzählt hatte, aus Eiswindtal und von Freunden und Feinden, die dem Wirt eine Gänsehaut verursachten. Arumn hatte die Geschichte von Akar Kessel und dem Gesprungenen Kristall so oft gehört, dass er die Lawine an Kelvins Steinhügel fast vor sich sah, wie sie den Zauberer mitgerissen und das uralte, böse Relikt unter sich begraben hatte.
    Und jedesmal, wenn Wulfgar von den dunklen Tunneln unter dem Zwergenkönigreich von Mithril-Halle und vom Angriff der Dunkelelfen erzählte, fand sich Arumn später bebend unter seiner Decke verkrochen wieder, so wie er es als Kind getan hatte, wenn sein Vater ihm ähnlich düstere Geschichten erzählt hatte.
    Ja, Arumn Gardpeck mochte seinen neuesten Angestellten mehr, als er sollte, und weniger, als er wollte.
    »Dann halte ihn zurück«, fuhr Josi Puddles fort. »Es dauert sonst nicht mehr lange, und Morik der Finstere und Baumstammbrecher kommen her.«
    Arumn erschauderte bei diesem Gedanken, konnte ihn aber nicht von sich weisen. Vor allem, was Baumstamm betraf. Morik der Finstere würde vorsichtiger (und damit um so gefährlicher) sein und Wochen, sogar Monate damit verbringen, die neue Bedrohung abzuschätzen, bevor er handelte. Der ungestüme Baumstamm hingegen, der wahrscheinlich der härteste Mensch war, der jemals Luskan betreten hatte – wenn er überhaupt ein Mensch war, denn viele Zungen behaupteten, dass mehr als nur eine Spur Ork- oder sogar Ogerblut in ihm floss –, würde diese Geduld nicht haben. »Wulfgar!«, rief der Wirt.
    Der große Mann pflügte durch die Menge, bis er Arumn gegenüberstand. »Musstest du ihn hinausschmeißen?«, fragte der Wirt.
    »Er hatte seine Hände, wo sie nichts zu suchen hatten«, erwiderte Wulfgar abwesend. »Delly wollte, dass er verschwand.«
    Der Wirt folgte Wulfgars Blick quer durch den Raum zu Delly – Delenie Curtie. Obwohl sie noch keine zwanzig war, arbeitete sie bereits seit mehreren Jahren im Entermesser. Sie war ein zierliches Persönchen, kaum fünf Fuß groß und so schlank, dass viele annahmen, es flösse ein wenig Elfenblut in ihren Adern – obwohl es mehr das Resultat von zuviel Elfenschnaps war, wie Arumn wusste. Ihr blondes Haar hing unfrisiert und ungekämmt herab und war oft auch nicht sehr sauber. Die braunen Augen hatten schon lange ihre weiche Unschuld verloren und waren härter geworden, und ihre blasse Haut hatte seit Jahren weder genug Sonne noch Pflege gesehen und war jetzt trocken und rau. Ihr Schritt war von dem elastischen Schwung der Jugend zu dem vorsichtigen Auftreten einer Frau geworden, die oft gejagt wurde. Doch noch immer strahlte Delly Charme aus, einen sinnlichen Mutwillen, den viele Gäste, insbesondere nach ein paar Gläsern Wein, zu verführerisch fanden, um ihm widerstehen zu können.
    »Wenn du jeden Mann umbringen willst, der nach Dellys Hinterteil grabscht, habe ich innerhalb einer Woche keine Gäste mehr«, sagte Arumn trocken.
    »Schmeiß sie einfach nur raus«, fuhr der Wirt fort, als Wulfgar darauf nichts erwiderte oder auch nur den Gesichtsausdruck änderte. »Du musst sie nicht halb bis nach Tiefwasser schleudern.« Er deutete auf die Menge und zeigte dem Barbaren damit, dass die Sache für ihn erledigt war.
    Wulfgar kehrte wieder zu seinen Pflichten zurück und zwängte sich durch die lärmende Masse.
    Keine Stunde später flog ein Mann mit blutender Nase durch die Luft. Da Wulfgar diesmal beide Hände benutzt hatte, landete der Betrunkene erst auf der anderen Straßenseite.

    * * *

    Wulfgar hob sein Hemd und zeigte die gezackte Linie tiefer Narben. »Hatte mich in ihrem

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