Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die vergessenen Welten 11 - Kristall der Finsternis

Die vergessenen Welten 11 - Kristall der Finsternis

Titel: Die vergessenen Welten 11 - Kristall der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R. A. Salvatore
Vom Netzwerk:
wiederholte der Meuchelmörder und unterstrich seine Frage damit, dass er dem Mann die Lebenskraft wieder stärker absaugte, so stark dieses Mal, dass nur Entreris Körper den Mann aufrecht hielt.
    Mit seiner freien Hand, die heftig zitterte, deutete der Dieb die Gasse entlang in die ungefähre Richtung von ein paar Häusern, die Entreri gut kannte. Er wollte dem Mann noch ein paar konkretere Fragen stellen, entschied sich dann aber dagegen, als ihm bewusst wurde, dass er allein durch den ganz besonderen Hunger seines edelsteinbesetzten Dolches möglicherweise schon zuviel über seine Identität preisgegeben hatte.
    »Wenn ich dich jemals wiedersehe, werde ich dich töten«, sagte der Meuchelmörder mit einer solchen Ruhe, dass dem Dieb das gesamte Blut aus dem Gesicht wich. Entreri gab ihn frei, und der Mann stolperte davon, fiel auf die Knie und kroch weiter. Entreri schüttelte angewidert den Kopf und fragte sich – nicht zum ersten Male –, warum er überhaupt in diese elende Stadt zurückgekehrt war. Ohne sich auch nur zu vergewissern, ob sich der Dieb weiter entfernte, ging der Meuchelmörder mit schnelleren Schritten die Gasse entlang. Falls der Halbling, den er suchte, noch immer hier und am Leben war, dann glaubte Entreri zu wissen, in welchem jener Gebäude er sich befand. Das mittlere und größte der drei, der Kupferne Einsatz, war einst bei vielen der Halblinge im Hafenviertel von Calimhafen ein beliebtes Spielkasino gewesen, hauptsächlich wegen des mit Halblingen ausgestatteten Bordells im Obergeschoss und der thayanischen Pfeifenkraut-Höhle im Hinterzimmer. Und tatsächlich sah Entreri, als er das Gebäude betrat, viele der kleinen Kerle (und Halblinge waren hier in Calimhafen ziemlich selten) an den verschiedenen Spieltischen des Hauptraums sitzen. Er musterte jeden einzelnen Tisch aufmerksam und versuchte abzuschätzen, wie sein früherer Freund wohl jetzt, nach etlichen Jahren, aussehen würde. Der Halbling würde zweifellos deutlich breiter um die Hüften sein, denn er liebte reichhaltiges Essen und hatte es zu einer Position gebracht, in der er sich zehn Mahlzeiten pro Tag leisten konnte, wenn er das wollte.
    Entreri nahm einen freien Platz an einem der Tische ein, an dem sechs Halblinge würfelten und sich dabei so rasch bewegten, dass es für einen unerfahrenen Spieler fast unmöglich war, auch nur zu sagen, welches Ergebnis der Halbling an der Stirnseite gerade ansagte und welcher von ihnen welchen Gewinn für welchen Wurf einstrich. Entreri dividierte es jedoch mühelos auseinander und stellte amüsiert fest, dass alle sechs betrogen. Es schien sich eher um einen Wettbewerb zu handeln, bei dem es darum ging, wer am schnellsten die meisten Münzen an sich raffte, als um ein wirkliches Glücksspiel. Alle sechs schienen der Aufgabe gleichermaßen gewachsen zu sein, sogar so sehr, dass Entreri vermutete, dass jeder von ihnen wahrscheinlich mit ziemlich genau derselben Menge an Münzen das Spiel verlassen würde, mit der er es begonnen hatte.
    Der Meuchelmörder warf vier Goldstücke auf den Tisch, griff nach ein paar Würfeln und warf sie halbherzig. Noch bevor sie zur Ruhe kamen, griff der ihm am nächsten sitzende Halbling nach den Münzen, doch Entreri war schneller, hieb seine Hand über das Handgelenk des anderen und presste es fest auf den Tisch.
    »Aber du hast verloren!«, quietschte der kleine Mann protestierend, und die hektische Betriebsamkeit am Tisch kam abrupt zum Erliegen, als die anderen fünf Entreri anstarrten und mehr als einer von ihnen nach seiner Waffe griff. Auch an einigen anderen Tischen stockten die Spiele, und der ganze Bereich des Hauptraumes konzentrierte sich auf den sich ankündigenden Ärger.
    »Ich habe nicht gespielt«, sagte Entreri ruhig, ohne den Halbling loszulassen.
    »Du hast Geld hingelegt und gewürfelt«, protestierte einer der anderen. »Das ist Spielen.«
    Entreris finsterer Blick bewirkte, dass der Sprecher sich in seinem Sitz zusammenkauerte. »Ich spiele, wenn ich es sage, und nicht vorher«, erklärte er. »Und ich gehe nur auf Wetten ein, die offen verkündet werden, bevor ich würfele.«
    »Du hast gesehen, wie es hier am Tisch zuging«, wagte ein Dritter einzuwenden, doch Entreri schnitt ihm mit erhobener Hand und einem Nicken das Wort ab.
    Er sah den Spieler zu seiner Rechten an – den, der nach den Münzen gegriffen hatte – und wartete einen Augenblick, bis sich die im Raum Anwesenden wieder ihren eigenen Geschäften zugewandt hatten.

Weitere Kostenlose Bücher