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Die vergessliche Mörderin

Die vergessliche Mörderin

Titel: Die vergessliche Mörderin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Restarick, die vor ihm die Treppe hinaufschritt. »Sie sind gerade erst aus dem Möbellager gekommen und restauriert worden und…«
    Sie brach plötzlich ab, blieb stehen und hielt sich mit einer Hand am Geländer fest.
    Auf dem Treppenabsatz über ihr war eine abenteuerliche Gestalt aufgetaucht, die an eine Maskerade erinnerte und keineswegs in dieses Haus passte.
    In einer anderen Umgebung wäre sie Poirot vertrauter gewesen, auf den Straßen Londons zum Beispiel oder auf Partys. Es war ein Vertreter der jungen Generation. Er trug eine schwarze Jacke, eine reich verzierte Samtweste und hautenge Hosen; über seine Schultern wallten kastanienrote Locken. Er sah exotisch und überaus prächtig aus, und es dauerte einige Sekunden, bis man ihn einwandfrei als Mann identifiziert hatte.
    »David!«, rief Mary Restarick zornig. »Was hast du hier zu suchen?«
    Der junge Mann geriet keineswegs aus dem Gleichgewicht. »Hab ich dich erschreckt? Entschuldige bitte.«
    »Was tust du hier? Du – bist doch nicht etwa mit Norma gekommen?«
    »Norma? Nein. Ich hatte gedacht, sie wäre hier.«
    »Wieso hier? Was meinst du damit? Sie ist doch in London.«
    »Das, meine Liebe, ist sie eben nicht. Zumindest nicht in Appartement 67 der Borodene Mansions.«
    »Das versteh ich nicht. Wieso ist sie nicht in ihrer Wohnung?«
    »Als sie nach dem Wochenende nicht wieder auftauchte, hab ich angenommen, sie wäre hier bei euch. Und ich bin rausgekommen, weil ich wissen wollte, was sie treibt.«
    »Sie ist wie immer am Sonntagabend abgefahren.«
    Ärgerlich fügte sie hinzu: »Warum hast du nicht geklingelt, wie sich das gehört? Und was schleichst du hier herum?«
    »Na, hör mal, Liebling, glaubst du etwa, ich würde eure Löffel mitgehen lassen? Was ist denn dabei, wenn man am helllichten Tag ein Haus betritt? Was hast du dagegen?«
    »Wir sind eben altmodisch und wünschen es nicht.«
    »Ach du liebe Güte.« David stöhnte auf. »Was für ein Theater! Na, meine Liebe, wenn ich nicht willkommen bin und du offenbar nicht weißt, wo deine Stieftochter steckt, dann kann ich ja wieder verschwinden. Soll ich vorher noch meine Taschen umkrempeln?«
    »Mach dich nicht lächerlich, David.«
    »Na, dann Ciao.« Der junge Mann ging an ihnen vorbei, winkte ihnen lässig zu und verließ das Haus durch die offene Tür.
    »Ein fürchterlicher Kerl!«, sagte Mrs Restarick mit einer solchen Härte und so viel Abscheu, dass Poirot erschrak. »Ich kann ihn nicht ausstehen. Er ist mir ein Graus. Warum wimmelt es eigentlich in England von derartigen Kreaturen?«
    »Madame, lassen Sie sich doch davon nicht beunruhigen. Das ist eben gerade Mode. So etwas hat es schon immer gegeben. Auf dem Land sind sie selten, aber in London begegnen Sie diesen jungen Leuten überall.«
    »Schrecklich!«, sagte Mary Restarick. »Unbeschreiblich! Sie wirken so weibisch und exotisch.«
    »Und trotzdem ähneln sie den Porträts von van Dyck, ist Ihnen das nie aufgefallen, Madame? In einem Goldrahmen und mit einem Spitzenkragen würden sie Ihnen weder weibisch noch exotisch vorkommen.«
    »Dass er es wagt, hier aufzukreuzen! Andrew wäre außer sich gewesen. Er macht sich schreckliche Sorgen. Und dabei kennt er Norma ja kaum. Er ist ins Ausland gegangen, als sie noch ein Kind war, und hat ihre Erziehung der Mutter überlassen. Jetzt ist sie für ihn ein Buch mit sieben Siegeln. Für mich übrigens auch. Ich weiß nicht, sie ist so eigenartig… Und mit was für jungen Männern die Mädchen sich abgeben! Norma ist von diesem David Baker hingerissen. Dagegen ist man machtlos. Andrew hat ihm das Haus verboten, aber er spaziert ungeniert hier herum. Ich glaube – ich sage es Andrew lieber gar nicht. Sonst regt er sich nur noch mehr auf. Ich vermute, dass sie in London mit diesem Kerl rumzieht, und nicht nur mit ihm. Es gibt ja weitaus schlimmere Typen. Die Sorte, die sich nicht wäscht und nicht rasiert.«
    »Aber, Madame, nehmen Sie es nicht zu tragisch! Solche Jugendtorheiten vergehen.«
    »Hoffentlich! Norma ist ein so schwieriges Mädchen. Manchmal hab ich das Gefühl, dass sie nicht normal ist. Sie ist so eigentümlich. Oft sieht sie aus, als wäre sie nicht ganz da. Und dann diese übertriebenen Aversionen…«
    »Aversionen?«
    »Mich hasst sie. Sie hasst mich wirklich. Und das ist doch sinnlos. Sicher, sie wird ihre Mutter sehr geliebt haben, aber was ist denn dabei, wenn ihr Vater noch einmal heiratet?«
    »Glauben Sie ernstlich, dass sie Sie hasst?«
    »Das weiß ich. Den

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