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Die Verlassenen

Die Verlassenen

Titel: Die Verlassenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Amanda Stevens
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Unterstützung.“
    „Würden Sie das wirklich tun?“ Sie fühlte sich erbärmlich, dass sie das fragte.
    „Ich muss nur noch ein paar Kleinigkeiten erledigen. Wir treffen uns dann in einer halben Stunde vor dem Polizeipräsidium ...“
    Doch er tauchte nicht auf. Ree wartete fast eine Dreiviertelstunde vor dem Gebäude am Lockwood Boulevard, dann gab sie auf. Als sie die Treppe auf der Südseite hinaufstieg, straffte sie die Schultern und marschierte hinein, bevor sie es sich anders überlegen konnte. Kurze Zeit später führte man sie in ein kleines und ziemlich steril wirkendes Büro und sagte ihr, sie solle dort auf jemanden namens Devlin warten.
    Ein paar Minuten später stand er in der Tür: ein großer, eleganter Mann mit dunklen Haaren und mit einem Gesicht, das so schmal und blass war, dass es fast ausgemergelt wirkte. Seltsamerweise wirkte er dadurch noch attraktiver. Ree schätzte, dass er Anfang bis Mitte dreißig war, doch wenn er den Kopf ein bisschen drehte und das Licht in einem bestimmten Winkel auf sein Gesicht fiel, hätte er auch zehn Jahre älter sein können. Er hatte hohe, scharf hervortretende Wangenknochen und volle, geschwungene Lippen. Als er durch die Tür trat, schien die Luft im Raum knapp zu werden, und Ree hatte Mühe zu atmen. Er hatte eine Ausstrahlung, die fast mit Händen zu greifen war, eine so männliche Intensität, dass sie an dunkle Dinge denken musste. An unanständige, schamlose Dinge. Und sie musste wieder an Hayden denken und wünschte sich, er wäre hier bei ihr.
    Als der Detective und sie einander in die Augen sahen, fiel Ree etwas ein, was ihre Großmutter über Amelia Gray gesagt hatte: Sie hat Augen, mit denen sie einem direkt in die Seele blicken kann.
    Das beschrieb den Blick dieses Mannes perfekt.
    Sie erschauerte und schaute weg, als er durch das Büro ging und hinter dem Schreibtisch Platz nahm. „Man hat mir gesagt, Sie hätten Informationen in Bezug auf den Mord an Jared Tisdale.“ Er hatte eine tiefe und volltönende Stimme und die sinnliche Sprachmelodie eines gebürtigen Charlestoners.
    „Ich habe Informationen über Jared Tisdale“, berichtigte Ree. „Ob die irgendetwas mit seiner Ermordung zu tun haben, weiß ich nicht.“
    Devlin schob ein Aufnahmegerät an den Rand des Schreibtisches. Ihr fiel auf, dass er sehr elegante Hände hatte. Seine Finger waren lang und schmal ...
    „Wenn Sie keine Einwände haben ...“
    Sie hatte sehr wohl Einwände, doch sie war zu verängstigt, um es zu sagen. „Nein, ist schon in Ordnung.“ Sie musste sich zusammennehmen, um unter dem forschenden Blick dieses Mannes nicht nervös herumzuzappeln.
    „Geben Sie bitte Ihren Namen, Ihre Adresse und Ihren Beruf an“, sagte er.
    Sie wollte gerade anfangen zu sprechen, als die Tür aufschwang und ein Mann – ein weiterer Detective, nahm sie an – den Kopf hereinsteckte. „Dein Typ wird hier draußen verlangt.“
    Devlin blickte finster drein. „Ich bin gerade beschäftigt.“
    „Das hier kann nicht warten.“
    Er warf Ree einen entschuldigenden Blick zu und erhob sich. „Tut mir leid. Es wird nicht lange dauern.“
    Sie nickte und saß ein paar Minuten untätig da. Schließlich wurde sie unruhig und stand auf. Sie ging zur Tür und blickte hinaus auf die Schreibtischreihen in dem Großraumbüro. Durch die Glasscheibe des gegenüberliegenden Raums konnte sie Devlin von der Seite sehen. Ein Mann stand mit dem Rücken zur Scheibe, und diesem gegenüber stand der Detective, der Devlin aus dem Zimmer geholt hatte. Sie schienen in ein äußerst intensives Gespräch vertieft zu sein. Devlin wirkte dabei eher wie ein Beobachter, obwohl Ree den Eindruck hatte, dass die beiden anderen aufmerksam zuhörten, wenn er etwas sagte.
    Plötzlich drehte der dritte Mann sich um, Rees Herz schlug wie wild, und sie wich zurück. Der Mann war Dr. Farrante.
    Das war nicht gut. Das war gar nicht gut.
    Sie umklammerte den Schultergurt ihrer Umhängetasche und schlich zurück zur Tür.
    „Kann ich Ihnen helfen?“ Eine Polizistin, die gerade den Gang hinunterging, hatte Ree dabei erwischt, wie die in das Großraumbüro des Dezernats starrte.
    Sie räusperte sich. „Ich suche die Damentoilette.“
    Die Polizistin legte den Kopf schräg. „Die ist da hinten. Und dann links.“
    „Danke.“
    Ree ging los, doch an der Toilette vorbei und dann durch die Eingangshalle und über die Treppe nach unten, und sie sah sich nicht um, bis sie den Parkplatz erreicht hatte. Und auch dort tat sie es

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