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Die verlorene Koenigin

Die verlorene Koenigin

Titel: Die verlorene Koenigin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frewin Jones
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sich abrupt um und sofort krampfte sich ihr Magen zusammen. Es war tatsächlich schlagartig finster geworden, aber Tania glaubte nicht an einen simplen Wettersturz.
    Plötzlich sah man hinter dem getönten Glas undeutlich etwas näher kommen. Es schien wie eine graue Woge unaufhaltsam auf das Gebäude zuzurollen. Jetzt vernahmen sie lautes Getöse: Hufgetrappel, das Zischen von Schwertern, die durch die Luft sausten, vermischt mit dem Klirren von Rüstungen.
    Einen Augenblick später wurden die Türen aufgerissen, und Edric, Cordelia und Zara stürmten herein, als wäre der Teufel hinter ihnen her.
    »Sie haben uns gefunden!«, schrie Cordelia.
    Die graue Welle prallte gegen die Fenster. Mit einem ohrenbetäubenden Knall brachen vier Ritter durch die Fensterscheibe und Tausende von Glasscherben regneten in den Empfangsbereich. Tania warf sich hinter die Rezeption und zog die Empfangsdame mit sich in Deckung.
    Ein wildes Wiehern folgte und aus den Kehlen der Ritter drangen schrille Rufe.
    Tania hörte, wie Cordelia ebenfalls etwas rief: »Graue Rösser! Graue Rösser! Tut uns nichts zuleide! Ich habe die Kraft der Liebe über euch! Ich habe die Kraft des Lichts über euch! Ich habe die Kraft des erquickenden Wassers über euch! Ich habe die Kraft des saftigen Frühlingsgrases über euch! Diese Kräfte habe ich alle über euch. Kehrt um! Tut uns nichts! Kehrt um!«
    Tania bedeutete der Empfangsdame, in Deckung zu bleiben. Dann suchte sie inmitten der Glassplitter eine geeignete Waffe.
    Doch sie fand nichts. Sie hob den Kopf und spähte über den Tresen. Sancha war von den vier Rittern zu Boden geworfen worden. Sie kauerte jedoch unter der Lehne eines umgestürzten Sessels, der sie gegen die Scherben abschirmte, die die Pferde aufwirbelten. Zara und Edric hatten abwehrend die Arme gegen die ausschlagenden Hufe erhoben und sprangen mal hier, mal dorthin. Nur Cordelia stand wie zur Salzsäule erstarrt inmitten des Chaos. Sie hatte die Fäuste geballt und starrte die Pferde an, die sich um sie herum aufbäumten und wie toll gebärdeten.
    Für Tania sah es so aus, als würde Cordelia jeden Augenblick zu Boden gestreckt und niedergetrampelt werden, aber aus irgendeinem Grund berührte keines der Pferde sie. Einer der Ritter lehnte sich seitwärts aus dem Sattel und holte zu einem Schwerthieb gegen Cordelias Kopf aus.
    »Nein!«, schrie Tania auf. Sie schnappte sich die Tastatur vom Schreibtisch am Empfang und schleuderte sie mit voller Wucht gegen den Ritter. Er heulte wütend auf, als das Kunststoffteil seinen Schwertarm traf und ihm die Waffe aus der Hand fiel.
    Tania kletterte auf den Tresen und warf sich mit wildem Gebrüll auf den nächsten Angreifer. Doch der gab seinem Pferd die Sporen und Tania verfehlte ihn um Haaresbreite. Sie stürzte zu Boden, bei dem Aufprall wurde ihr die Luft aus den Lungen gepresst, und sie sah nur noch Sterne.
    Wie aus weiter Ferne hörte sie Edrics Stimme. »Zara! Kümmere dich um Sancha!« Dann schrie er auf: »Tania! Tania!«
    Als sie dabei war, sich wieder aufzurappeln, sauste ein weißes Schwert durch die Luft direkt auf sie zu. Tania hatte sogar noch Zeit zu bedauern, dass sie nun ihre Elfenmutter nie kennenlernen würde. Wie schade, dass alles so endete!
    Plötzlich kreuzte eine zweite Schwertklinge die erste. Die schwarze Wolke war verschwunden und Tania erwachte aus ihrer Lähmung. Edric stand zwischen ihr und dem Grauen Ritter, der inzwischen abgesessen war. Edric kämpfte verbissen, und es gelang ihm, den Angreifer zurückzudrängen. Er musste das Schwert aufgehoben haben, das Tania einem der anderen Ritter aus der Hand geschlagen hatte.
    Edric durchstieß die Brust seines Gegners. Der Körper des Grauen Ritters zerfiel zu Staub. Seine Kleidung sank leer zu Boden, das Schwert landete klirrend auf den Fliesen, und der lange glänzende Umhang legte sich wie ein Leichentuch über die verstreute Asche.
    Noch während der Graue Ritter sein Leben aushauchte, bäumte sich sein Pferd auf und stieß einen lauten Schrei aus. Das Fleisch auf seinen Knochen schwand, bis nur ein Skelett übrig blieb, an dem noch vereinzelte Hautfetzen hingen. Das rote Feuer in seinen Augen erlosch, und das Tier stürzte zu Boden, wo es wie zuvor sein Reiter zu Staub zerfiel.
    Die drei anderen Pferde wichen zurück, bäumten sich auf und stießen ohrenbetäubende Entsetzensschreie aus.
    »Tania, lauf!« Das kam von Edric, und es war auch seine Hand, die sie packte und wegzog, gerade in dem Moment, als ein

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