Die verrückteste Nacht meines Lebens (German Edition)
sechzig Dollar auf meinem Konto.
»Wo ist Clarice?«, frage ich noch einmal und sehe mich nach ihr um. In dem Moment fällt mir erst auf, dass Marissas Wagen verschwunden ist. Der stand vorhin direkt hinter Coopers, und jetzt ist er da nicht mehr. Und dann fällt mir noch ein, dass Clarice die Autoschlüssel hatte. Ich drehe mich zu Cooper. » WO IST CLARICE ?«, schreie ich, fuchsteufelswild.
»Sie ist weggefahren«, meint Cooper. Er wirkt nervös, als hätte er Angst, ich könnte ausrasten.
»Sie ist weggefahren ?«, wiederhole ich ungläubig. »Was meinst du damit, sie ist weggefahren ?«
»Sie ist eben weggefahren«, meint er. »Ich wollte sie ja aufhalten, aber sie meinte, ich solle dir ausrichten, dass es ihr leidtut, aber sie müsse weg. Irgendein Notfall mit ihrer Cousine Jamie, die eine Mitfahrgelegenheit brauchte. Sie wollte dir eigentlich eine SMS schreiben, aber sie hatte Angst, dass dein Handy piepen würde, während du bei Tyler im Haus bist.«
»Unglaublich!«, sage ich. Ich hole mein Handy raus und wähle Clarices Nummer. »Und du hast sie einfach so gehen lassen?«
»Ich hab dir doch erklärt, dass ich sie nicht daran hindern konnte«, meint Cooper. »Ich hab’s versucht, ich schwör’s, aber sie hat darauf bestanden, es würde nicht lange dauern.« Er hat sich gegen das Auto gelehnt, die Arme vor der Brust verschränkt.
»Sie ist gerade mal einen Meter fünfzig groß, du hättest sie schon aufhalten können«, sage ich.
»Hättest du gewollt, dass ich Clarice zwinge, hier auf dich zu warten?«
»Nicht mit Gewalt«, entgegne ich. »Mit deinem verbalen Charme natürlich. Du bringst die Leute doch dazu, alles zu tun, was du sagst, Cooper. Aber ist ja klar, wenn es drauf ankommt, KRIEGST DU DAS NICHT HIN !« Ich brülle wieder, und meine Stimme schallt die menschenleere Straße rauf und runter. Cooper wirkt jetzt richtig nervös, als könnte ich wirklich jeden Moment vollkommen ausrasten.
Da fängt mein Handy an zu vibrieren. Eine neue SMS ! Ungeduldig scrolle ich den Display runter, in der Hoffnung, dass es Clarice oder Marissa ist. Leider ist es keine von beiden. Es ist Tyler.
» SEH MIR GERADE DEINE SEITE AUF LANESBORO LOSERS AN «, steht da. » SIEHT GANZ SO AUS, ALS WÄR DA NICHTS NEUES. DU HAST NOCH EINE STUNDE, DANN POSTEN WIR DEIN NOTIZBUCH .«
Oh. Mein. Gott. Meine Beine werden weich wie Gummi, und mein Herz klopft mir bis zum Hals. In der nächsten Sekunde sitze ich auch schon. Genau hier, mitten auf der Straße. Meine Beine haben sich einfach so in Spaghetti verwandelt, ich sinke zu Boden und vergrabe den Kopf in den Händen. Und dann fange ich an zu heulen.
»Hey, hey, hey«, sagt Cooper. Er geht neben mir in die Hocke. Einen Augenblick lang sagt er gar nichts, einzig meine lauten Schluchzer durchdringen die Nacht. Dann streckt er schließlich den Arm aus und fängt an, mir über den Rücken zu streichen.
»Lass das«, sage ich, versuche aber nicht, ihn daran zu hindern. Zum einen, weil es sich gut anfühlt, und zum anderen, weil ich viel zu erschöpft bin, um mich zu wehren.
»Alles wird gut«, tröstet Cooper mich.
»Nein, nichts wird gut«, schniefe ich. »Meine beste Freundin muss ins Gefängnis, meine andere beste Freundin ist verschwunden, und ich muss Fotos von mir auf Lanesboro Losers stellen, und ich … ich … ich schaff das einfach nicht.« Mit einem Mal erschüttert mich der Gedanke zutiefst, Fotos von mir zu machen und sie ins Internet zu stellen. Ich bin fertig, völlig am Ende, körperlich und emotional. Ich will einfach nur noch nach Hause, mich ins Bett kuscheln und mein Zimmer nie, nie wieder verlassen.
»Gut«, meint Cooper und steht auf. »Du hast recht. Das kannst du nicht tun. Und das wirst du auch nicht. Du sagst ihm einfach, dass du dich weigerst.«
»Aber dann stellt er das Notizbuch ins Internet.« Ich schniefe ganz laut und wische mir mit dem Handrücken über die Nase. Wie eklig.
»Lass ihn einfach«, meint Cooper. »Vergiss ihn.« Er fischt sein Handy aus der Tasche.
»Was machst du?«, frage ich panisch.
»Ich ruf ihn an«, erklärt er. »Ich sag ihm, dass er mit dem Scheiß jetzt besser aufhören soll.«
»Nein!«, protestiere ich. Ich schnappe mir sein Handy und beende den Anruf. »Du wirst Tyler nicht anrufen!«
»Warum nicht?«
»Weil er sich dann ärgert, und dann postet er mein Buch erst recht. Wir können nichts unternehmen, bevor wir das Notizbuch nicht wieder haben.« Da wird mir klar, dass ich gerade »wir« gesagt habe, und
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