Die verrückteste Nacht meines Lebens (German Edition)
Zimmer.«
Eine Minute lang herrscht Schweigen, und keiner von uns rührt sich.
»Eliza …«
»Ich mein’s ERNST «, sage ich. » VERSCHWINDE .«
»Na schön«, willigt er leise ein. Als er an der Tür ankommt, bleibt er noch einmal stehen. »Ähm, soll ich jetzt nur aus deinem Zimmer verschwinden, oder meinst du aus dem Haus?«
Ich überlege kurz. »Tja, lieber aus dem Haus, aber du müsstest mich vielleicht wohin fahren, also geh bitte noch nicht.«
Da klingelt mein Handy. Clarice. Ich geh ran. »Hiii«, trällert sie, als wäre alles in bester Ordnung, als hätte sie nicht Marissas Wagen geklaut und mich bei Tyler sitzen lassen, ohne eine Möglichkeit, nach Hause zu kommen.
Ich bin sowieso schon völlig aufgelöst wegen meines Streits mit Cooper, und das lass ich jetzt bei dem Telefonat mit ihr raus. »Was zum Teufel ist los?«, fauche ich. »Warum hast du mich und Marissa einfach so stehen lassen?« Ich marschiere auf und ab, vermutlich, weil ich meine ganze angestaute Energie loswerden muss.
»Wieso?«, will Clarice wissen. »Ich musste los, um Jamie abzuholen. Ehrlich, das war so was von krass. Madeline hat sie in so ’ner Spielhölle sitzen lassen, in Southie, und du weißt doch, Eliza, dass Southie NICHT unbedingt das sicherste Viertel ist.«
»Hätte sie nicht die U-Bahn nehmen können?«, frage ich. »Die fährt doch so spät nicht mehr«, erklärt mir Clarice. »Und außerdem, Jamie fährt nie mit der Bahn.«
»Was meinst du damit, Jamie fährt nie mit der Bahn?«, hake ich nach. Wer fährt denn bitte schön keine U-Bahn?? Das ist ja gerade so, als würde man in New York wohnen und nie mit der Subway fahren. Obwohl. Wahrscheinlich gibt es schon einen Haufen Leute in New York, die nie die Subway nehmen. Einen Haufen reicher, versnobter Leute, die immer nur Taxi fahren. »Lass es mich anders formulieren«, sage ich. »Warum nimmt man denn nicht die Bahn, um aus einem gefährlichen Viertel zu verschwinden?« Das ist ja total dämlich, wenn man es sich genau überlegt. Nicht mit den Öffentlichen zu fahren, weil man es zu gefährlich findet, und dann aber in einem dubiosen Stadtviertel sein Leben zu riskieren. Wobei die beiden bestimmt total übertreiben, wenn sie behaupten, sie wären in großer Gefahr gewesen. Clarices Cousinen Jamie und Madeline übertreiben nämlich immer maßlos.
»Jamie und Madeline eben«, erklärt Clarice. »Und sie hatte solche Angst, du hättest sie mal hören sollen.«
»Ich bin mir sicher, dass sie eine Heidenangst hatte«, sage ich und gehe immer noch auf und ab, um mich zu beruhigen, und damit ich nicht vollends ausraste. Cooper steht immer noch in der Tür und verkneift sich ein Lachen. Das nervt mich gleich noch mehr, weil ich genau weiß, was er so witzig findet.
Cooper hat Jamie und Madeline einmal kennengelernt, auf einer Grillparty bei sich zu Hause. Clarice hatte die beiden einfach mitgebracht, und wir konnten sie ja schlecht rauswerfen, auch wenn sie sich total danebenbenommen haben. Sie standen die ganze Zeit unter diesen riesigen Schirmen, die sie mitgebracht hatten, weil nämlich, ich zitiere, ihre »empfindliche Haut das ultraviolette, ultragrausame Licht der Sonne nicht ertrug«.
Später kamen wir zu dem Schluss, dass sie wohl generell auf Schirme standen. Denn als Cooper ihnen Drinks servieren wollte, zauberten sie pastellfarbene Papierschirmchen für ihre Gläser hervor und setzten sich unter ihren Schirmen an den Pool, nippten zufrieden an ihren Getränken und unterhielten sich nur mit sich selbst.
Ich werfe Cooper einen mörderischen Blick zu und verfluche mich dafür, dass ich ihm so viele Einblicke in mein Leben gegeben habe. Was hab ich mir nur dabei gedacht? Wir waren doch nur ein paar Monate zusammen! Das war eine richtig beschissene Idee, ihm meine Freunde vorzustellen und so viel gemeinsam zu unternehmen.
»Sie war total aus dem Häuschen«, meint Clarice eben. »Die haben da auf so einem riesengroßen Bildschirm einen Boxkampf gezeigt, und du weißt ja, wie Jamie ist, wenn es um Gewalt geht.«
»Und warum ist sie dann überhaupt da hin?«, frage ich.
»Es war eine Mutprobe«, berichtet Clarice. »Sie hatte eine Wette verloren.«
»Sie hatte eine Wette verloren und musste deswegen in eine Spielhölle in Southie gehen?« Dann aber fällt mir auf, dass ich mich viel zu sehr ablenken lasse von den Einzelheiten von Jamies Geschichte. Dabei hab ich viel dringendere Angelegenheiten zu regeln. »Egal«, sage ich zu Clarice. »Wo steckst
Weitere Kostenlose Bücher