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Die Verschollenen

Die Verschollenen

Titel: Die Verschollenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Timothy Zahn
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entfernt am Stadtrand lag, verbunden mit ihr durch gepanzerte unterirdische Passagen. Die Zeit, als heftige Kämpfe zwischen den Stämmen zum Alltag von Kariek gehört hatten, lag noch nicht lange zurück, und die Wachtürme hatten den jeweiligen Herren der Festung erlaubt, Angehörige feindlicher Stämme im Auge zu behalten, wenn sie in die Stadt kamen, um Handel zu treiben, Besuche abzustatten oder vielleicht einen heimtückischen Angriff vorzubereiten. Nachdem der Kriegsherr sämtliche Festungen übernommen hatte, hatten er und seine Söldner die Wachtürme beinahe auf die gleiche Weise benutzt, nur dass für sie jeder Eickarie ein potenzieller Feind war. So mancher unzufriedene Bürger, der sich auf der Straße einem Freund gegenüber vertraulich über die kaltherzige Herrschaft des Kriegsherrn beschwerte, entdeckt erst zu spät, dass man ihn beobachtet, aufgezeichnet, vor Gericht gestellt und verurteilt hatte, oft schon, bevor das Gespräch zu Ende war.
    Die Wachtürme selbst hatten nun keinen besonderen strategischen Wert mehr, nicht, seitdem das vor kurzem gebildete Vereinigte Stammeskommando die Stadt beherrschte. Ihre Bedeutung und der Grund, wieso die meisten Sturmtruppler sie für eine schlechte strategische Idee hielten, bestand in den unterirdischen Gängen, die sie mit der Festung verbanden. Wenn die Aurek-Kompanie einen oder beide Wachtürme erobern konnte, würde sie in die Zuflucht des Kriegsherrn vorstoßen können, ohne sich mit den schweren Verteidigungsanlagen abgeben zu müssen, die gegen den Rest der imperialen Streitkräfte vor der Stadt eingesetzt wurden.
    Selbstverständlich war der Kriegsherr nicht dumm. Er hatte sehr wahrscheinlich dafür gesorgt, dass die Gänge verteidigt waren, mit Minen, Fallen und so vielen Blastern und laranischen Söldnern, wie er hineinquetschen konnte. Aber das hier war die 501. Legion, die legendäre Truppe, die einmal als »Vaders Faust« bekannt gewesen war. In ihrer langen Geschichte hatten sie schon mit Schlimmerem zurechtkommen müssen. Sie würden auch diese Situation bewältigen.
    Aurek-Sieben erreichte die Zielgasse, und Twister sah sich rasch um. Entlang den Grundmauern des Apartmenthauses befand sich ein halbes Dutzend Treppen, die nach unten in Souterrainwohnungen oder kleine Läden führten, in denen nirgendwo Licht brannte, während die Cantina die normale Sicherheitsbeleuchtung eines geschlossenen Geschäfts aufwies. Niemand war zu sehen. Twister drückte das Blastergewehr an die Brust und schlüpfte in die Gasse, und die anderen folgten ihm.
    Sie hatten beinahe die Cantinatür erreicht, als ein Flackern auf dem Sensorschirm seines Helms Twisters Aufmerksamkeit erregte. »Achtung – jemand ist da drin«, warnte er die anderen und bewegte seinen BlasTech so, dass die Mündung nun in diese Richtung zeigte, während er noch einen Blick auf das Display warf. Leider war es wegen des strömenden Regens, der die Infrarotdaten durcheinanderbrachte und jede Möglichkeit einer Gasspektrum-Analyse verhinderte, nicht einfach, zwischen einem harmlosen Eickarie und einem feindseligen Lakraner zu unterscheiden. »Bleibt aufmerksam.«
    Er hatte die Warnung kaum beendet, als die Cantinatür aufging und ein junger Eickarie in den Regen herauskam. Das Wasser lief von dem glitzernden Band schwarzer Schuppen herunter, das sich über die Oberseite und die Seiten seines ansonsten überwiegend grünen Schädels zog. Er trug nicht die üblichen bunten, geschichteten Gewänder, sondern eine dunkle, enge Hose, kurze Stiefel und eine Art Poncho. »Guten Abend, Imperiale«, sagte er in passablem Basic. »Möge Ihr Stamm Freude finden.«
    »Möge Ihr Stamm Wohlstand finden«, gab Twister die traditionelle Antwort und verzog das Gesicht, während er die Sichtverstärker seines Helms hochdrehte. Es war bei diesem trüben Licht schwer zu sagen, aber er konnte keine der Farbfluktuationen in den orangefarbenen Gesichtsflecken bemerken, die die meisten emotionalen Informationen über die Eickaries vermittelten. Der junge Nichtmensch war ruhig und gefasst – nicht die übliche Reaktion eines Bürgers, der sich plötzlich und unerwartet vier imperialen Sturmtrupplern gegenüberfindet.
    Was darauf schließen ließ, dass er entweder betrunkener war, als er es so früh am Abend sein sollte, oder diese Begegnung für ihn nicht so unerwartet kam, wie sie schien. »Darf ich fragen, was Sie hier machen?«, fragte Twister den Mann.
    Nun nahmen die orangefarbenen Glanzlichter an seinem Kopf

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