Die Verschollenen
Mannes erkennen, der Lorana so höhnisch angesehen und sie so viele Jahre abgelehnt hatte, des Mannes, der sie ohne auch nur ein wirkliches Lebewohl hatte gehen lassen. Die Augen, die zu ihm zurückschauten – hatten ihre Augen die gleiche Farbe gehabt? Er konnte sich nicht erinnern. Aber wie auch immer, er wusste, dass ihre Augen nicht kalt und hart gewesen waren wie seine, sondern warm, lebendig und voller Mitgefühl. Selbst ihm gegenüber, der wirklich kein Mitgefühl verdient hatte. Dieser harte Zug um seinen Mund war selbstverständlich damals noch nicht vorhanden gewesen.
Oder vielleicht doch. Er hatte diese stille Bitterkeit schon sehr lange in sich getragen.
Ähnlich wie die junge Frau, der er zuvor begegnet war, fiel ihm ein, diese Mara Jade Skywalker. Sie hatte etwas von alten und bittersüßen Erinnerungen an sich.
Und es gab auch Erinnerungen, die nie vollständig verschwanden, ganz gleich, wie sehr man sich das wünschte. Dafür war er selbst der lebende Beweis.
Nun war er im Erfrischer fertig und kehrte ins Schlafzimmer zurück. Und dennoch, bei allen Spuren von Härte und Zynismus, die er in Maras Gesicht gesehen hatte, wusste er auch, dass sie es gewesen war, die die Entscheidung getroffen hatte, ihn nicht vor Formbi zu entlarven.
Schon das allein genügte, um ihn nervös zu machen. Mitgefühl war etwas, das er schon lange zu verabscheuen gelernt hatte, und Mitgefühl von einer Jedi war noch unheilverkündender. Wenn man den alten Geschichten und der Propaganda der Neuen Republik glaubte, waren Jedi angeblich imstande, den Charakter einer Person mit einem einzigen Blick zu durchschauen. Konnten sie auch Gedanken und Absichten lesen? Und wenn das der Fall war, was hatte Mara in ihm erblickt?
Er schnaubte. Unsinn. Wie im Namen der Käferfresser des Äußeren Randes konnte sie seine Gefühle kennen, wenn er sich nicht einmal selbst darin zurechtfand?
Er wusste die Antwort nicht. Vielleicht würde sie sie ihm verraten können, wenn er sie fragte.
Oder vielleicht würde sie auch einfach zu dem Schluss kommen, dass sie ihr Mitgefühl lieber an einen anderen verschwenden sollte, und ihn doch noch an Formbi verraten.
Nein. Der Würfel war gefallen, und jetzt konnte er nur noch warten und es bis zum Ende durchstehen. Und was die Jedi anging, so war es wohl am besten, Abstand zu ihnen zu halten.
Er schaltete das Licht aus und legte sich ins Bett. Und er versuchte, seine Erinnerungen lange genug wegzuschieben, dass er schlafen konnte.
8
Die nächsten beiden Tage vergingen ruhig. Luke verbrachte viel Zeit mit den Geroons, ging Planetenlisten der Neuen Republik durch und versuchte angestrengt, Geduld aufzubringen für ihre ununterbrochene und ermüdende Mischung aus Heldenanbetung und dem Bedürfnis, ihn zu erfreuen. Während der Planetensuche versuchte er, Einzelheiten über ihre Begegnung mit dem Extragalaktischen Flugprojekt zu erfahren, aber ihre Geschichten waren wirr und hatten beinahe mythischen Charakter, und er gab bald wieder auf. Keiner der Geroons an Bord der Chaf Envoy hatte das Ereignis selbst miterlebt, und jene, die Zeugen geworden waren, hatten offenbar keine besonders sachlichen Berichte abgegeben.
Während dieser Zeit sah er Mara nur bei den Mahlzeiten und am Abend, wenn sie schlafen gingen. Aber ein Vergleich dessen, was sie herausgefunden hatten, zeigte, dass sie erheblich mehr Erfolg hatte als er. Mit Feesa als Führerin hatte sie eine methodische Untersuchung der Chaf Envoy und ihrer Besatzung begonnen.
Ihre erste Aufgabe bestand darin, ein paar Zahlen zu bestätigen. Es zeigte sich, dass Fel bezüglich der Besatzung Recht gehabt hatte: Außer General Drask gab es vier Offiziere, dreißig andere Besatzungsmitglieder und zwölf Soldaten, also insgesamt siebenundvierzig Chiss in den schwarzen Uniformen der Verteidigungsflotte. Formbis Personal bestand im Gegensatz dazu tatsächlich nur aus Feesa und zwei anderen Mitgliedern der Chaf-Familie.
Sie erhielt nie wirklich eine Erklärung dafür, wieso Formbi mit so sparsamem Gefolge reiste, obwohl Feesa erwähnte, dass unter normalen Umständen die gesamte Besatzung des Schiffs aus Chaf bestanden hätte, ohne eine Beteiligung der Verteidigungsflotte. Schließlich kamen die beiden Jedi zu dem Schluss, dass Luke wahrscheinlich Recht gehabt hatte und die neun Familien es wirklich vermeiden wollten, dass einer einzelnen Familie zu viel Verdienst an der Expedition zufiel. Verdienst oder was sonst auch immer daraus entstehen mochte.
Die
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