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Die Verschwörer von Kalare

Die Verschwörer von Kalare

Titel: Die Verschwörer von Kalare Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jim Butcher
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Stahlbolzen umbringen. Der Angriff der Cane war so überraschend und mit solcher Wucht erfolgt, dass Tavi längst von den anderen Legionares abgeschnitten war. Wenn er von der Mauer nach unten sprang, müsste er sich den Canim allein stellen, und zwar nur bewaffnet mit seinem Gladius .
    Er konnte sich nicht erinnern, das Schwert gezogen zu haben, doch seine Finger schmerzten, weil er den Griff so verzweifelt umklammerte, während er hektisch nach einem Ausweg suchte.
    Und dann kam ein Cane in schwarzer Rüstung, in dessen Augen sich das rote Licht spiegelte, die Treppe zur Mauer hinauf. Tavi wusste, seine Entdeckung stand unmittelbar bevor.
    Seine Zeit war gerade abgelaufen.

46
    Tavi hatte keinen Ausweg mehr, konnte sich nirgendwo verstecken, und wenn er nicht bald etwas unternahm, wäre sein Tod nur mehr eine Frage von Sekunden.
    Als der Cane die Treppe heraufstieg, stieß Tavi lautes Geheul
aus, in dem sich Angst und Wut mischten, und warf sich auf den Cane.
    Er traf den Gegner hart vor die Brust. Obwohl der Cane deutlich größer war, genügten Tavis Gewicht und Bewegung, um den überraschten Feind zu überwältigen, und der Cane fiel rückwärts die Stufen hinab und krachte schwer auf den Stein der Brücke. Ehe sich der Cane wieder aufrappeln konnte, hatte Tavi ihm mit dem Helm mehrmals vor die empfindliche Schnauze und Nase gestoßen, das Schwert gehoben, es mit der einen Hand am Griff und mit der anderen auf der halben Klingenlänge gepackt und mit aller Kraft in die Kehle des Cane gerammt.
    Doch entweder hatte er keine tödliche Wunde verursacht, oder der Cane war einfach zu zäh, um zu wissen, wann er eigentlich sterben sollte. Der Gegner packte Tavi verzweifelt mit einer Hand und schleuderte ihn von sich fort. Tavi wurde an die Balustrade der Brücke geworfen, doch die Rüstung federte die größte Wucht des Aufpralls ab, und er kam wieder auf die Beine, als sich auch der verwundete Cane erhob, die Zähne fletschte und grimmig knurrte.
    »Hauptmann«, rief jemand, und im nächsten Moment loderten mitten in der Nacht Flammen zwischen Tavi und dem verwundeten Cane auf. Im Licht konnte Tavi gerade noch das Gesicht seines Gegners erkennen: Es war der ergraute Cane, der Tavi sein Schwert gebracht hatte, als er vor der Mauer mit Nasaug Ludus gespielt hatte, das Schwert, mit dem er gerade gekämpft hatte.
    Und dann landeten um ihn herum Ritter Aeris.
    Es war eine heikle Landung, und noch ehe sie den Boden berührten, hatte sich Nasaug umgedreht und einen dieser Wurfspieße geschleudert, die Tavi schon am gestrigen Tag kennen gelernt hatte. Einem jungen Ritter wurde das Knie zerschmettert und das Bein unter dem Körper weggerissen, und der Mann ging zu Boden.
    Crassus kam neben Tavi herunter und schoss einen Flammenstoß auf den Cane ab, der ihnen am nächsten war. Im heftigen
Regen wurde das Feuer sehr geschwächt, dennoch genügte es, um den Krieger zum Stehen zu bringen, was schon reichte. Ritter Aeris packten Tavi unter den Armen, und auf Crassus’ Anweisung hin stiegen sie von der Brücke auf in den Himmel. Ein Blitz erhellte Nasaug, der Crassus noch einen Wurfspieß hinterherschleuderte, doch der junge Ritter Tribun wehrte ihn mit der Klinge ab, ehe er die Ritter Aeris nach oben und außerhalb der Reichweite dieser Spieße führte.
    Aber nicht aus der Reichweite der tödlichen Stahlgeschosse.
    Von unten surrten Bolzen heran, und einer der Ritter Aeris, der Tavi trug, stöhnte, stürzte ab und verschwand in der Dunkelheit unten. Der Ritter, der Tavi nun allein halten musste, hätte ihn beinahe losgelassen, und sie gerieten ins Trudeln. Doch Crassus war zur Stelle, nahm den Platz des abgestürzten Ritters ein, und die erschöpfte Gruppe Flieger landete in der zweiten Verteidigungsstellung hundert Schritt vor dem Südende der Brücke.
    Die nächsten vier Stunden waren ein Gewirr aus Dunkelheit, Kälte und Verzweiflung. Zwei Kohorten waren so gut wie vernichtet worden bei dem überraschenden Sturmangriff. Die Kohorte Prima war bis zum letzten Mann aufgerieben worden, von Stahlbolzen erschossen oder von den Canim-Kriegern unter Führung von Nasaug überwältigt. Die Neunte Kohorte hatte versucht, ins Gewühl vorzudringen und den Durchbruch am Anfang der Brücke aufzuhalten, war jedoch in der nahezu vollständigen Dunkelheit von Nasaugs Truppe niedergemacht worden. Der größte Teil einer einzigen Zenturie hatte es geschafft, sich hinter der nächsten Schanze in Sicherheit zu bringen, doch acht von zehn Männern

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