Die Verschwörung
zog sie an sich. »Tanzen will ich jetzt nicht mehr, Faith.« Die Bedeutung seiner Worte war sonnenklar.
Sie griff ebenfalls nach ihm und stieß ihn dann hart vor die Brust. Die Bewegung war so schnell wie ein Peitschenhieb, und Lee stürzte rücklings in den Sand. Faith wirbelte herum und rannte los, und ihr helles Lachen senkte sich über ihn, während er ihr verblüfft hinterherschaute. Dann grinste er, sprang auf, setzte ihr nach und holte sie an der Treppe ein, die hinauf zum Strandhaus führte. Er warf sie sich über die Schulter und trug sie den Rest der Stufen hinauf. In gespieltem Protest schlug und trat sie nach ihm. Beide hatten vergessen, daß die Alarmanlage eingeschaltet war, und gingen von hinten ins Haus. Faith stürmte zur Haustür, um die Anlage rechtzeitig abzustellen.
»Du lieber Himmel, das war knapp«, sagte sie. »Das hätte uns gerade noch gefehlt, daß die Polizei hier aufkreuzt.«
»Ich will nicht, daß irgend jemand hier aufkreuzt.«
Faith nahm Lee bei der Hand und führte ihn hinauf zum Schlafzimmer. Ein paar Minuten lang saßen sie in der Dunkelheit auf dem Bett, umarmten sich und schaukelten sanft vor und zurück, als wollten sie ihre Bewegungen vom Strand auf diesen intimeren Ort übertragen.
Schließlich löste sie sich von ihm und legte eine Hand um sein Kinn. »Es ist schon eine Weile her, Lee. Eigentlich schon sehr lange.« Faith war dieses Eingeständnis peinlich, und ihre Stimme klang beinahe verlegen. Sie wollte ihn nicht enttäuschen.
Sanft streichelte er ihre Finger, hielt ihren Blick mit dem seinen, während das Rauschen der Wellen durch das offene Fenster zu ihnen drang. Es ist tröstlich, dachte sie ... das Wasser, der Wind, zwei Menschen, die einander berühren. Einen solchen Augenblick würde sie vielleicht lange nicht mehr erleben, wenn überhaupt.
»Es wird so einfach für dich sein wie nie, Faith.«
Die Bemerkung überraschte sie. »Warum sagst du das?«
Selbst in der Dunkelheit umgab sie der Glanz ihrer Augen, hielt sie fest - schützend, wie sie glaubte. Wurde aus der HighSchool-Schäkerei nun endlich eine Romanze? Und doch war Faith mit einem Mann zusammen, nicht mit einem Jungen. Einem auf seine Weise einzigartigen Mann. Sie musterte ihn. Nein, ein Junge war er eindeutig nicht.
»Weil ich nicht glauben kann, daß du je mit einem Mann zusammen warst, der dir die gleichen Gefühle entgegenbrachte wie ich.«
»Du hast gut reden«, murmelte sie, obwohl seine Worte sie zutiefst berührt hatten.
»Ich rede nicht nur so dahin«, sagte Lee.
Diese wenigen Worte sagte er mit solcher Aufrichtigkeit, ohne jede Spur der Zungenfertigkeit, der Selbstgerechtigkeit jener Welt, in der Faith es in den letzten fünfzehn Jahren so weit gebracht hatte, daß sie ehrlich nicht wußte, was sie sagen sollte. Doch die Zeit zu reden war längst verstrichen. Faith ertappte sich plötzlich dabei, daß sie Lee entkleidete. Dann zog er sie aus, wobei er ihre Schultern und den Nacken massierte. Seine großen Finger waren erstaunlich sanft. Sie hätte erwartet, daß
er viel grober sein würde.
Ihre Bewegungen waren gemächlich, natürlich, als hätten sie dies alles während einer langen und glücklichen Ehe tausendmal getan und versucht, jene Stellen des Körpers zu finden, die dem anderen die größtmögliche Lust bereiteten.
Sie glitten unter das Laken. Zehn Minuten später ließ Lee sich schwer atmend auf Faiths erhitzten Körper sinken. Auch sie keuchte, küßte sein Gesicht, seine Brust, seine Arme, während sich beider Schweiß vermischte. Sie umarmten einander, unterhielten sich zwei Stunden lang, liebkosten und küßten sich. Gegen drei Uhr morgens liebten sie sich ein zweites Mal; dann fielen beide in einen tiefen Schlaf der Erschöpfung.
KAPITEL 36
Als der Anruf kam, saß Brooke an ihrem Schreibtisch. Es war Joyce Bennett, die Anwältin, die sie bei ihrer Scheidung vertrat.
»Wir haben ein Problem, Brooke. Der Anwalt Ihres Mannes hat gerade angerufen und über Ihre verheimlichten Vermögenswerte gewettert.«
Brookes Gesicht nahm einen ungläubigen Ausdruck an. »Soll das ein Witz sein? Sagen Sie ihm, er soll mich mal aufklären. Ich kann das zusätzliche Geld wirklich gut gebrauchen.«
»Das ist kein Scherz. Er hat mir ein paar Kontoauszüge gefaxt, die er gerade erst gefunden haben will. Sie werden unter den Namen Ihrer Kinder geführt.«
»Um Himmels willen, Joyce, das Geld ist für ihre Collegeausbildung vorgesehen. Steve weiß von den Konten. Deshalb habe ich sie
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